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Abfahrt in der U-Bahn-Betriebswerkstatt Britz zum U-Bf Hermannstraße am 20. Juni. Nach der Überführung war es erst die zweite Fahrt eines Zuges der neuen Baureihe H im BVG-Netz. Foto: Marc Heller |
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Angekommen: Der erste über BVG-Streckengleise gefahrene Zug der Baureihe H steht im neuen U-Bf Hermannstraße. Ab 13. Juli können auch die Fahrgäste auf dieser Station ankommen. Foto: Marc Heller |
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Foto: Marc Heller |
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Blick vom südlichen Bahnsteigende des U-Bfs Hermannstraße auf die üppig dimensionierte Treppenanlage zur Silbersteinstraße und die lange Zeit umstrittenen Kehr- und Aufstellgleise. Auch die außenliegenden Streckengleise können zum Aufstellen genutzt werden. Eine Verlängerung der U8 nach Britz wird es in den nächsten 20 Jahren sicher nicht geben Foto: Marc Heller |
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Foto: Marc Heller |
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Der aus den 20er Jahren stammende nördliche Teil des U-Bf Hermannstraße war im II. Weltkrieg als Luftschutzraum genutzt worden. Spuren dieser Geschichte wurden erhalten und sind hinter Glas zu sehen - eine sehr gute Entscheidung. Foto: Marc Heller |
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Foto: Marc Heller |
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Die Kritiker sehen sich heute bestätigt: Vor fast zwei Jahren wurde die U8 im Norden von Paracelsus-Bad bis Wittenau verlängert, doch noch immer läßt das Fahrgastaufkommen zu wünschen übrig. Besonders krass ist der Widerspruch zwischen einem großzügig angelegten Bahnhof und dem geringen Fahrgastaufkommen auf der Station Lindauer Allee. Selbst tagsüber kommt es gelegentlich vor, daß in einen der Züge nicht ein einziger Fahrgast ein- oder aussteigt. Foto: Marc Heller |
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Foto: Thomas Billik |
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Dazugelernt: Im Gleis am U-Bf Hermannstraße ist hinter dem Weichenantrieb die Schallschutzmatte zu sehen. Unzureichender Schall- und Erschütterungsschutz hatte bei der U8-Nord dazu geführt, daß der am 24.9.1994 eröffnete Abschnitt Paracelsus-Bad - Wittenau im November 1995 für Nachbesserungsarbeiten drei Wochen lang stillgelegt werden mußte. In dieser Zeit fuhren Busse (Bild unten). Foto: Marc Heller |
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Foto: I. Schmidt (9/94) |
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Nichts dazugelernt: Durch die Verlängerungen nach Wittenau und Hermannstraße endet die U8 jetzt jeweils an einem S-Bahnhof. Die Hinweise der BVG auf diese Umsteigemöglichkeit sind jedoch schlecht wie zu Zeiten des „Kalten Krieges“. Schon zur Eröffnung des U-Bfs Wittenau hatte der Berliner Fahrgastverband die vollkommen unzureichenden Hinweise auf die S-Bahn kritisiert, doch nun wird den Fahrgästen in Hermannstraße genau dasselbe zugemutet. Foto: Marc Heller (6/96) |
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Im Herbst 1994 feierte sich Berlins Politik mit der Fertigstellung eines
Bauwerks, das ebenso umstritten wie auch teuer war und darüber hinaus
Nachbesserungen verursachte. Die U-Bahn-Linie 8 fährt seitdem bis zum Bahnhof
Wittenau - in Sichtweite des Märkischen Viertels, zu dem man mit der schon
etwas länger existenten S-Bahn zumeist in weitaus kürzerer Zeit gelangt.
Dieser Tunnel-Neubau wurde seinerzeit in SIGNAL nicht in der üblichen Weise
"gewürdigt", es ist auch müßig, sich an Details längst geschaffener Tatsachen
zu delektieren. Interessant ist eine Betrachtung dieses Teilstücks allerdings
unter dem Gesichtspunkt seiner Planung und Entstehung in Zeiten weitgehender
Ignoranz gegenüber der S-Bahn und dem Zwang, möglichst viel Beton unter die
Erde zu bringen. Die üppige Ausstattung der Bahnhöfe mit nur zum Teil
genutzten Nebenräumen ist ein Hinweis darauf.
Bemerkenswert an dieser Strecke ist auch der hohe Umfang an kostenintensiven
Nacharbeiten, die kurz nach Eröffnung schon wieder massive
Betriebseinschränkungen erforderten. Für einen Neubau blamabel. Warum
schreiben wir das? Die Gefahr der Wiederholung ist noch lange nicht gebannt.
Da werden trotz eines in den Grundzügen kompletten U-Bahn-Netzes weiter
munter Pläne geschmiedet, Bahnhöfe und Nebenanlagen werden mit einer
Großzügigkeit geplant, die glatt vergessen läßt, wie es in den Kassen von
Land und Bund aussieht. Und wenn erklärt wird, die U5-Verlängerung werde zum
größten Teil aus Bonn finanziert, bleibt eben immer noch ein erheblicher
Eigenanteil für Berlin. Und ob Bonn oder Berlin - es ist der Steuerzahler,
der wenige Baufirmen gesunden läßt und Verkehrsbetriebe mit hohen
Betriebskosten und Abschreibungssätzen abhängig macht.
Im Vergleich zum realisierten Milliardenprojekt U8-Nord und zum diskutierten
Milliardenprojekt U5-West hätte die Verlängerung der U8-Süd ein eher
bescheidenes Vorhaben werden können. Schließlich war lediglich ein Stückchen
Tunnel in Neukölln, daß seit 65 Jahren existiert, dem ihm zugedachten Zweck
zuzuführen. Doch ganz so einfach war es nicht, denn der U-Bahnhof unter der
Ringbahn zu realisieren und die anschließende Aufstell- und Kehranlage unter
der stark befahrenen Hermannstraße. Deshalb wurde bekanntlich auch lange über
die Notwendigkeit dieser Gleise gestritten, bevor die BVG sie trotz der
hohen Kosten und ohne allseits überzeugende Argumente durchsetzen konnte.
Zur Geschichte: Bereits 1913 wurde mit den Bauarbeiten für die neue
U-Bahn-Linie zwischen Gesundbrunnen und Neukölln (GN-Bahn) begonnen, doch
erst 1927 konnte der erste Abschnitt zwischen Schönleinstraße und
Boddinstraße in Betrieb genommen werden, zwei Jahre später erfolgte die
Verlängerung der damaligen Linie D zum Ring-Bahnhof Hermannstraße.
Fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde aber nur der Abschnitt bis zum
Bahnhof Leinestraße. Übrig blieben ein "toter" Tunnel, der seit den 60er
Jahren wenigstens als Abstellgleis genutzt wurde, und ein Bahnhofsstummel
nördlich der Ringbahn.
Die Vollendung des begonnenen Bahnhofs Hermannstraße, im II. Weltkrieg
als Luftschutzraum genutzt, wurde durch alle möglichen Umstände stets aufs
Neue verschoben. Spätestens mit der Wiederaufnahme des Betriebes auf dem
S-Bahn-Südring Ende 1993 wäre eine Vollendung des Torsos wünschenswert
gewesen, um mit vertretbarem Aufwand sinnvolle Verknüpfungen im
Schnellbahnnetz herzustellen. Nun, Berliner Tempo ist ein beliebiger
Allgemeinplatz und kann im Falle dieses Bahnhofs mit ironischem Unterton
plaziert werden. Am 13. Juli 1996 ist es jetzt aber endlich soweit: Die Linie
U8 fährt von Wittenau durch bis zum Bahnhof Hermannstraße. Zwar gibt es an
beiden Streckenenden Pläne für eine weitere Verlängerung der U8, realistisch
sind diese aber nicht, zumindest nicht in den nächsten 20 Jahren.
Lobenswert ist beim fertiggestellten U-Bahnhof Hermannstraße der direkte
Übergang zum S-Bahnsteig, der bei der Südring-Sanierung mit berücksichtigt
wurde. Weniger schön ist, daß die Gestaltung der Zugangsbauwerke noch zu
sehr alten Philosophien des U-Bahn-Baues aus der Ära Rümmler verpflichtet
ist: Ecken, Winkel, lange Gänge. Es ist schon lange Allgemeingut, daß gerade
unterirdische Verkehrsanlagen, so sie denn überhaupt sinnvoll sind,
größtmögliche Transparenz und Überschaubarkeit bieten müssen.
Bedauerlich ist, daß die Fahrtreppen an beiden Bahnsteigenden nur in die
Zwischengeschosse führen. Dies hat bauliche Gründe, man hätte sonst teure
und zeitaufwendige Eingriffe in die Widerlager der Hermannstraßenbrücke
vornehmen müssen. Als gestalterische Besonderheit hervorzuheben
ist die Idee, noch sichtbare Anschriften aus der Zeit der Nutzung als
Luftschutzraum zu erhalten und hinter Glasscheiben sichtbar zu machen.
Wollen wir hoffen, daß diese wichtigen Denk-Male möglichst lange von
blinder Zerstörungswut verschont bleiben.
Im Bereich der S-Bahn-Unterquerung wurden Schallschutzmaßnahmen vorgenommen,
die wesentlich zur Steigerung der Aufenthaltsqualität beitragen. Der
Schallschutz ist nur leider wenig effektiv, da im Regional - bzw.
Fernbahnbereich selbiger eingespart wurde.
Unter dem Strich kann man festhalten: Mit der - wenn auch späten -
Vollendung dieses Bauwerkes
ist nun eine sinnvolle Komplettierung des Schnellbahnnetzes vorhanden - im
Gegensatz zu der nördlichen Verlängerung, deren untergeordneter Verkehrswert
schon an der Taktausdünnung
ab Osloer Straße sichtbar wird. Für die Zukunft sollte es bei Netzergänzungen
wie im Fall Hermannstraße bleiben. Mehr U-Bahn-Bau ist nicht bezahlbar und
auch verkehrlich nicht sinnvoll.
IGEB
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