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Wie in jeden Jahr haben auch in diesem Frühjahr die Verkehrsbetriebe ihre
Fahrpläne geändert, um so, zumindest aus ihrer Sicht, das Angebot für den
Kunden zu optimieren bzw. an die Nachfrageentwicklung
anzupassen. Im Folgenden wird der DBV dieses für den Bereich Spandau und
Havelland kritisch würdigen.
BVG
Nach langer Zeit hat sich die BVG daran erinnert, daß es auch im Bezirk
Spandau Fahrgäste gibt, denen man gelegentlich auch einmal Verbesserungen
zukommen lassen sollte, wenn schon regelmäßig überproportionale
Fahrpreiserhöhungen die Kunden belasten.
Die Buslinie 132 wird während der Geschäftszeiten von Staaken bis zum
Einkaufszentrum Havelpark verlängert. Damit ergibt sich eine regelmäßige
Fahrmöglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu diesem starken
Anziehungspunkt. Die Problematik des unterschiedlichen Bartarifs zwischen
der Havelbus Verkehrsgesellschaft (HVG) und der BVG entfällt daher für die
Spandauer. Wir danken der HVG an dieser Stelle für die Bemühungen des
letzten Fahrplanjahres, durch zusätzliche Fahrten auf ihrer Linie eine
Verbindung zwischen Spandau und dem Havelpark herzustellen.
Der DBV hofft, daß die verkehrlichen Zustände auf der B5 nicht zu massiven
Beeinträchtigungen für den Betrieb der Linie 132 führen, die die Fahrgäste
zwischen Staaken und Spandau treffen würden. Diese Kunden stellen nach wie
vor das Hauptpotential dieser Linie dar. Weiterhin ist auf die Kapazität
dieser zur Hauptverkehrszeit heute schon stark belasteten Verbindung zu
achten. Durch die zusätzlichen Fahrgäste mit dem Ziel Havelpark dürfen
keine Beeinträchtigungen der derzeitigen Kunden verbunden sein.
Im Nachtbusbereich wird im Stadtteil Kladow mit der neuen Linie N35 ein
Taxiservice bis vor die Haustür angeboten. Weiterhin wird das
Bedienungsgebiet im Nachtverkehr in diesem Bereich deutlich erweitert.
Wir begrüßen diese Maßnahme außerordentlich.
Nach langjährigen Forderungen des DBV wird auch in Spandau eine
ExpressBus-Linie eingerichtet. Diese verkehrt als X49 über die Heer- und die
Kantstraße zwischen Staaken Reimerweg und S-Bahnhof Charlottenburg bzw.
Wilmersdorfer Straße. Wir begrüßen diese Linie, kritisieren jedoch, daß
dennoch die Anliegen der Fahrgäste bezüglich dieser Verbindung nicht
erfüllt wurden. Der Regionalverband Havelland hat bei seinen Gesprächen mit
der BVG immer wieder darauf hingewiesen, daß die Führung der neuen
ExpressBus-Linie X49 zur Louise-Schroeder-Siedlung am Brunsbütteier
Damm notwendig ist.
Folgende Gründe sprechen dafür:
- Die Linie erschließt zusätzliche Bevölkerungspotentiale in Neu-Staaken
(Louise- Schroeder-Siedlung, ca. 12.000 Einwohner!).
Die Rudolf-Wissel-Siedlung würde auch beim Abknicken der Linie X49 in den
Magistratsweg durch dieses neue Angebot gut erschlossen.
- Durch oben beschriebene Führung der Linie X49 erhält auch Neu-Staaken eine
Fahrmöglichkeit in die Berliner City mit nur einmaligem Umsteigen. Die
Umsteigehäufigkeit ist neben der Fahrzeit ein wichtiger Attraktivitätsfaktor
für die Benutzung des ÖPNV. Nach Aussagen der BVG
wären keine Fahrzeitgewinne zwischen Staaken und der Berliner City durch die
Benutzung der Linie X49 mit Umsteigen in die U2 am Theodor-Heuss-Platz
anstelle des Weges über Rathaus Spandau und Bismarkstraße (Linie 132. U7
und U2) realisierbar. Wir sehen jedoch das nur einmalige Umsteigen als
Hauptargument für diese Verbindung.
- Eventuell kann auf der Linie 132 (Staaken Nennhauser Damm - U-Bahnhof Rathaus
Spandau) auf E-Wagen verzichtet werden, wenn sich zwischen Staaken und der
City entsprechende Verlagerungen zur Linie X49 einstellen. Weiterhin bleibt
festzuhalten, daß bis 1984 mit der ehemaligen Buslinie 92 eine direkte
Verbindung zwischen Staaken Brunsbütteier Damm und dem U-Bahnhof
Theodor-Heuss-Platz bestand, die sehr gut angenommen wurde.
- Für die Staakener ergäbe sich durch die Führung der Linie X49 zur
Louise-Schroeder-Siedlung eine direkte Verbindung zur Wilmersdorfer Straße,
welche neben der Spandauer Altstadt ein beliebtes Einkaufsziel ist.
Die BVG begründet ihre Konzeption folgendermaßen:
- Der X49 wäre bei einer Führung nach Staaken Brunsbütteier Damm ein
Parallelverkehr zur Regionalbahn auf der Lehrter Bahn. Wir sehen jedoch
keinen Zusammenhang zwischen der Regionalbahn, die der Erschließung der Region
und deren Verbindung mit der Berliner City dient, und dem ExpressBus, dessen
Aufgabe die innerstädtische Erschließung ist. Zudem ist die
Regionalbahnverbindung auf der Lehrter Bahn erst 1997 zu erwarten und erreicht
mit einem Stundentakt, zur Hauptverkehrszeit Halbstundentakt, nicht die
notwendige Verkehrsdichte für den Stadtverkehr. Von einem Parallelverkehr kann
erst dann gesprochen werden, wenn Staaken wieder einen S-Bahn-Verkehr
mindestens im 20-Minuten-Takt erhält.
- Weiterhin argumentiert die BVG, daß die Linie X49 Fahrgäste aus Staaken von
der U-Bahn- Linie 7 abziehen könnte, diese dadurch also (noch)
unwirtschaftlicher werden würde. Wir sind jedoch der Ansicht, das die
Fahrgäste von heute nicht für Fehlplanungen der Vergangenheit herangezogen
werden können. Der Weg von der Louise-Schroeder-Siedlung in die City über die
sehr unglücklich geführte U7 mit zweimaligem Umsteigezwang bei unkoordinierten
Fahrplänen ist zudem kaum geeignet, weitere Fahrgäste für den ÖPNV zu
gewinnen. Von daher werden keine Fahrgäste aus der U7 abgezogen, da die
potentiellen Kunden derzeit besser mit dem Auto fahren, die auf der Heerstraße
mindestens genauso gut vorankommen wie der ExpressBus. Daß der Weg in die
Innenstadt mit der U7 eine schlechte Verbindung ist, zeigt auch das BVG-eigene
Programm "Fahr-Info", welches für die Strecke Louise-Schroeder-Siedlung -
Zoologischer Garten in der Morgenspitze ausschließlich Verbindungen über die
Heerstraße oder Ruhleben anbietet (Fahrplan 1995/96).
Der Regionalverband Havelland des Deutschen Bahnkunden-Verbandes kann die
Argumente der BVG gegen die Führung des X49 zur Louise-Schroeder-Siedlung
nicht teilen und bleibt bei seiner Forderung, daß diese Linie am Brunsbütteler
Damm ihren Endpunkt haben muß. In diese Richtung geht auch ein Beschluß der
BVV Spandau vom 24.1.1996. Die Ignoranz, die uns im letzten Jahr, trotz
diverser Gespräche mit der BVG, nicht nur in dieser Frage entgegengebracht
wurde, zeugt davon, daß es bei der "immer besseren" BVG mit der
Berücksichtigung der Kundenbelange noch nicht weit her ist. Einige Argumente
der BVG zeugen schlicht und einfach von Unkenntnis der Spandauer Örtlichkeiten
in der fernen Potsdamer Straße. Hier ist auch seitens der Politik noch viel
Einflußnahme auf das mit öffentlichen Mitteln geförderte Unternehmen
notwendig, da auch eine Forderung der Bezirksversammlung ignoriert wurde.
Havelbus
Wenig neues zum Fahrplanwechsel gibt es bei der HVG. Aufgrund der
Verlängerung der BVG Linie 132 zum Havelpark entfallen die zusätzlichen
Fahrten auf der Linie 657. Diese verkehrt weiterhin im Stundentakt zwischen
Spandau und Nauen. Diese Maßnahme ist gerechtfertigt. Allerdings verkehrt die
Linie 657 nur noch zur Hauptverkehrszeit über Dallgow Bahnhof (Führung über
Wilms-, Bahnhof- und Seestraße). Für Fahrgäste mit dem Ziel Dallgow ist daher
ein Umsteigen am Havelpark notwendig (von den Linien 132 und 657 zu den Linien
653 und 655). Diese Anschlüsse sind jedoch kaum koordiniert bzw. kommen
aufgrund des unzuverlässigen Verkehrsablaufs auf der B5 nicht zustande, so
daß sich erhebliche Fahrzeitverlängerungen ergeben. Psychologisch noch
problematischer ist das Abfahren des Anschlußbusses kurz vor Ankunft des
anderen Wagens, mit Sicht der Fahrgäste auf die roten Schlußlichter.
Wir halten hier dringend Abhilfe für erforderlich, die wegen der Störungen
auf der B5 und dem Brunsbütteier Damm aus unserer Sicht zunächst nur in
einer Wiederaufnahme aller Fahrten der Linie 657 zum Bahnhof Dallgow bestehen
kann.
Die HVG hat sich schon im letzten Fahrplanjahr auch als sehr flexibel
erwiesen, indem kurzfristig das Neubaugebiet "Parkstadt" in Falkensee
an den Busverkehr angeschlossen wurde. Dieses erfolgte unabhängig vom
Fahrplanwechsel und
wird seitens des DBV begrüßt. Wir erwarten eine ähnliche Flexibilität
bei der Frage der Linie 657.
Regionalbahnverkehr
Nichts neues gibt es bei der Bahn. Größere Veränderungen werden erst für
September 1996 angekündigt, wenn die Baumaßnahmen an der Hamburger Bahn
beendet sind. Allerdings haben sich nennenswerte Änderungen bereits im März
ergeben, als die Züge zwischen Nauen - Spandau - Westkreuz endlich mit den
Erfordernissen angepaßtem Fahrzeugmaterial ausgestattet wurden. Damit ergab
sich eine Trennung der Umläufe Westkreuz - Nauen und Nauen - Pritzwalk. Der
zunächst durchgeführte Einsatz des Triebwagens Typ 628/928 auf dieser Linie
zeigte deutlich, daß in der fernen Ruschestraße, wie auch in der fernen
Potsdamer Straße, nicht die richtigen Vorstellungen über die verkehrlichen
Belange im Havelland bestehen. Vor den zu erwartenden Kapazitätsengpässen
hatte der Regionalverband Havelland schon vor dem Fahrplanwechsel 1995/96
gewarnt. Weiterhin zeigt dieses, daß der Ballungsraumverkehr nicht mit
denselben Verkehrsmitteln abgewickelt werden kann wie der Regionalverkehr
im äußeren Entwicklungsraum Brandenburgs. Genau dieses sieht aber das
Zielnetz 2000 für den Regionalbahnverkehr vor.
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Wie schon vor zwei Jahren setzt die DB AG jetzt zwischen Westkreuz und Nauen wieder Lok-Wagen-Züge ein, um die Sitzplatz- und Fahrradkapazität im Vergleich zum VT 628 zu erhöhen. Foto: Stephan Müller |
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Auf der Lehrter Bahn findet seit September 1995 kein Zugverkehr statt, die
Wiederaufnahme ist erst für 1997 vorgesehen! Zwar hat der DBV immer gesagt,
daß eine Einstellung des Zugverkehres gerechtfertigt ist, wenn dafür schneller
gebaut werden kann. Die Einstellung der Zugverbindung Westkreuz - Spandau -
Wustermark im September letzten Jahres resultierte aber nicht aus Bauarbeiten
an der Lehrter Bahn, sondern aus solchen an der Hamburger Bahn, wodurch die
IC-Züge von Hamburg so verschoben wurden, daß sie in Spandau ausgerechnet in
die Taktlage der Züge nach Wustermark gerieten. Wie schon im Fahrplanjahr
1992/93 (damals wurden wegen Bauarbeiten zwischen Zoo und Wannsee die IC-Züge
von Hannover über Spandau umgeleitet) wurde wieder einmal der Nahverkehr
zurückgestellt. Dieses ist ein deutlicher Affront gegen die Kunden im
Havelland und nicht mehr hinnehmbar. Die Aussage des Regionalverbandes bezog
sich ausschließlich auf Bauarbeiten an der konkreten Strecke und nicht auf
Maßnahmen in anderen Bereichen oder zur reibungslosen Abwicklung des für das
Havelland unwichtigen IC-Verkehrs. Ebensowenig kann eine Betriebseinstellung
auf ungewisse Zeit hingenommen werden. Der DBV fordert eine schnellstmögliche
provisorische, aber zuverlässige Wiederinbetriebnahme der Zugverbindung
Westkreuz - Spandau - Wustermark. Im übrigen ist es an der Zeit, daß die
DB AG sich bei den Havelländern glaubhaft durch ein wesentlich attraktiveres
Angebot entschuldigt.
Zum kleinen Fahrplanwechsel im September fordert der DBV die Aufnahme
eines Regionalbahnverkehrs im Halbstundentakt auf der Strecke
Nauen - Spandau - Westkreuz bzw. Charlottenburg.
Deutscher Bahnkunden-Verband
Regionalverband Havelland
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