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Zum Fahrplanwechsel im Sommer 1995 wollte die Bahn den RE-Zuschlag einführen,
einen 2 DM teuren Fahrschein für alle Fahrgäste, die im Bereich der
Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg einen RegionalExpress mit
VBB-Fahrschein oder -Zeitkarte nutzen. Aber trotz Ankündigung im Kursbuch
wurde dann - zunächst - auf den Zuschlag verzichtet, und es gab ein
beträchtliches Durcheinander, weil viele Fahrgäste, aber auch das Personal
den Überblick verloren (s. SIGNAL 6/95 ). In einer Art "Nacht-und-Nebel-Aktion"
wurde der Zuschlag dann plötzlich doch eingeführt - am 1. September 1995.
Die dreimonatige Verzögerung wurde von der DB AG mit formalen Problemen
begründet.
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RE-Zug in Bernau. Fahrgäste mit VBB-Jahreskarte dürfen im VBB-Gebiet weiterhin ohne Zuschlag mitfahren. Foto: Marc Heller |
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Doch schnell zeigte sich, daß die Bahn die formalen Probleme weiterhin nicht
im Griff hatte. Ein findiger Fahrgast fand heraus, daß Jahreskartenbesitzer,
die ihre Karte vor der Bekanntmachung des Zuschlages erworben hatten, mit dem
Kauf einen Vertrag geschlossen hatten, der keinen Zuschlag vorsah. Die Bahn
gab nach und teilte hartnäckigen Nachfragern mit, daß alle
VBB-Jahreskarten-Inhaber bis 31.8.1996 weiterhin zuschlagfrei RE fahren
dürfen.
Gekennzeichnet war die damalige Entwicklung nicht nur durch das Hin-und-Her
der Bahn, sondern auch durch eine miserable Öffentlichkeitsinformation. Wer
glaubte, dies mit dem heißen Sommer 1995 entschuldigen zu können, wurde im
kühlen Sommer 1996 eines Besseren belehrt. Zu Beginn des Sommers wurden die
RE-Fahrgäste von einigen Bahnbediensteten ab und zu daraufhingewiesen, daß
sie als Jahreskarteninhaber ab September auch den Zuschlag zahlen müßten. Ab
August wurden Fragen der Fahrgäste nach dem Zuschlag, ob im Zug oder am
Bahnhof, plötzlich ausweichend beantwortet. Man wisse es nicht.
Kurz vor dem 1. September gelang es dann dem Berliner Tagesspiegel, die
Sprecherin der Bahn zu einer Aussage zu bewegen. "Die Bahn verzichtet auch
in Zukunft in ihren Regional-Expreß-Zügen bei den Inhabern von Jahreskarten
auf den Zuschlag in Höhe von zwei Mark", meldete die Zeitung am 29. August.
Schön! Doch warum war die Bahn wieder nicht in der Lage, von sich aus zu
informieren, und zwar die Fahrgäste und natürlich ihre Mitarbeiter?
IGEB
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