Zunächst hieß es, daß "nur" die Ost-Tarife an die West-Tarife "angepaßt"
würden. Schon dieser Schritt war zum jetzigen Zeitpunkt falsch, da die
Löhne, Gehälter und Renten im VBB-Raum vielfach noch längst nicht auf"
100-Prozent-Westniveau" sind. Doch zusätzlich wurden die Zeitkarten im
West-Tarif verteuert, so daß der Sprung für die "Anpassung" der Ost-Tarife
noch größer wurde. Diese Preistreiberei bedeutet für viele Fahrgäste eine
hohe finanzielle Belastung, während andererseits die Einkommenssituation der
Menschen durch Null-Runden und Leistungskürzungen geprägt wird. Die einen
werden nun auf den Luxus einer Bahn- oder Busfahrt verzichten und auf das
Auto abwandern, die anderen, die sich kein Auto leisten können, werden
in ihrer Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt. Bei vielen Menschen,
insbesondere Familien und Senioren, herrscht Wut und Verzweiflung
angesichts dieser Preispolitik.
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Berlin im März 1996. Foto: Marc Heller |
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Schon heute gehört die BVG zu den wenigen deutschen Verkehrsbetrieben mit
Fahrgast Verlusten. Weitere Verluste werden jetzt mit Sicherheit folgen.
Berlins Verkehrspolitik rast mit großer Geschwindigkeit in eine soziale,
ökonomische und umweltpolitische Sackgasse. Es ist unbegreiflich, daß
die Politiker dieser Stadt diesen Scherbenhaufen nicht sehen und ihn mit
der erneuten Erhöhung nun noch vergrößerten.
Um das ganze Ausmaß der unverantwortlichen Preistreiberei zu verdeutlichen,
hat der Berliner Fahrgastverband IGEB eine Tabelle der Preisentwicklung bei
den Zeitkarten seit 1994 zusammengestellt und ausgewählte Beispiele in den
Fußnoten zu der Tabelle näher erläutert. Es wird deutlich, daß gerade die
Stammkunden, z.B. die Besitzer einer Umweltkarte und die Auszubildenden,
besonders hart getroffen werden.
Erwähnt werden muß auch, daß die von der VBB als Vereinheitlichung
angepriesene Änderung beim Kurzstreckentarif den Fahrgästen im Ostteil
Berlin seine weitere drastische Preiserhöhung bescherte, da diese mit dem
Kurzstreckenfahrschein bisher eine komplette Linie befahren konnten.
Die Tariferhöhung zum l. Oktober war dreist, aber geschickt während der
Sommerpause und unter Ausnutzung der
Tarifangleichung im öffentlichen Dienst von Berlin eingefädelt worden.
Nachdem sie nicht verhindert werden konnte, muß die Aufmerksamkeit vor
allem der weiteren Entwicklung gelten. Insbesondere müssen die Begründungen
für die Tariferhöhungen mehr denn je hinterfragt werden. Besonders ärgerlich
ist hier immer wieder der Verweis auf die Tarifhöhe z.B. in Düsseldorf,
Frankfurt am Main oder München. Verschwiegen wird dabei stets, daß die
Menschen dort durchschnittlich sehr viel mehr verdienen als in Berlin
und Brandenburg und entsprechend mehr zahlen können. Warum vergleicht
niemand die Berliner Tarife mit Leipzig oder Dresden?
IGEB
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