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Seit März 1996 erregt ein Pilotprojekt bei der Berliner S-Bahn Aufsehen,
das es in dieser Form in Berlin noch nicht gab: aktive Fahrgastbetreuung
als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (vgl. SIGNAL 5/96 ).
Sinnvoll ist dies gerade deshalb, weil für beide Bereiche, den ÖPNV und die
Arbeitsförderung, immer weniger Geld zur Verfügung steht und mit diesem
Projekt zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zunächst
betrachteten die Berliner das Projekt wie alles Neue - mit Skepsis. Doch
im Gespräch mit Frau Bernhard von S-Presso bestätigte Sie unseren
Eindruck, daß dieser Service schon nach kurzer Zeit gut ankam. Uns liegen
inzwischen zahlreiche Briefe vor, die S-Presso befürworten. Besonders
nach der Ausweitung des Angebots auf die Abendstunden seit Anfang Mai
kam zu dem klassischen Arbeitsfeld auch die Erhöhung des Sicherheitsgefühls
der S-Bahn-Fahrgäste dazu. Überhaupt liegt der Erfolg von S-Presso im
Mehrfachangebot begründet:
- Langzeitarbeitslose werden wieder in das Arbeitsleben geführt. Dabei werden
sie nicht - wie in den gewinnorientierten Privatbetrieben - als Billigkräfte
verheizt, sondern erhalten menschenwürdige Arbeitsbedingungen und eine
Ausbildung, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht. Diese umfaßt vor
allem die kommunikativen Fähigkeiten, die bei S-Presso im Kundendienst
gebraucht werden.
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In den Zügen der S7 vom Potsdam nach Ahrensfelde können die Fahrgäste den Service von S-Presso genießen. Foto: Marc Heller |
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- Den Fahrgästen der Berliner S-Bahn wird eine umfassende Betreuung und
Beratung geboten. Damit der Umgang mit den Kunden auch unter Streß gut klappt,
werden die Mitarbeiter neben der allgemeinen Ausbildung vor jedem Arbeitstag
noch einmal motiviert, ihre Sorgen ernst genommen, und auch nach dem Dienst
hat der Vorgesetzte regelmäßig Zeit für sie. Die Leistungsnachweise zeigen
ein ganz beachtliches Arbeitspensum auf: Allein im Monat Juli 1996 wurde
95 Mal Rollstuhlfahrern geholfen, 280 Mal Eltern mit Kinderwagen, 31 Unfälle
wurden verhindert und allein zur S-Bahn 7.817 Auskünfte gegeben!
- Die Anwesenheit von Mitarbeitern, die über Funk jederzeit Hilfe holen können,
wirkt sich (wie schon angesprochen) positiv auf das Sicherheitsgefühl der
Fahrgäste aus. Positiv wirkt sich weiterhin aus, daß die Mitarbeiter meist
als ständige Teams auftreten, die sich kennen und aufeinander eingespielt
sind.
- Zu guter Letzt sei auch noch der (preiswerte) Imbißverkauf erwähnt, der
außer seinen sonstigen Vorzügen auch den Effekt hat, daß die Kunden leichter
die Hemmschwelle überwinden, die S-Presso-Mitarbeiter anzusprechen.
Auch wenn sich im Einzelfall Mitarbeiter nicht richtig verhalten oder nicht
geholfen haben oder Fragen nicht beantworten konnten, so überwiegen doch die
positiven Erfahrungen. Es ist festzustellen, daß S-Presso sich bei den
Fahrgästen wie auch den S-Bahnern gut etabliert hat. So bleibt zu wünschen,
daß das Arbeitsamt als Geldgeber die Ausweitung des Service auf andere Linien
und Bereiche, zum Beispiel die Regionalbahn, unterstützt.
IGEB
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