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Das rote Karo erinnert eher an eine bekannte Malzkaffeemarke als an ein Produktsignet des öffentlichen Nahverkehrs. Foto: Holger Mertens |
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Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Nein!
Selbst im Zusammenhang mit den anderen
Produktsignets wie S- oder U-Bahn wurde
das Karo kaum erkannt. Dazu kommt, dass wir
die Befragung quasi direkt unter dem riesigen
Logo am Bahnhofseingang Lichtenberg
durchgeführt hatten. Die Befragten hätten es
also direkt in der Umgebung ablesen können.
Haben sie aber kaum. Freilich, die geringe
Zahl der Befragten ist nicht repräsentativ. Sie
lässt aber durch ihre Eindeutigkeit durchaus
die Schlussfolgerung zu: Das Bahn-Bahn-Logo wird nicht erkannt.
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Quelle: VBB.de |
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Hier werden auf der VBB-Website noch aufwendig die Gestaltungsvorschriften für das grafisch anspruchsvolle Karo erklärt. Doch nicht aufwendig genug für die eigenen Webgestalter: Diese haben nämlich genau darunter den Grafik-Fehler begangen, den die Erklärung verhindern sollte. Peinlich, zeigt es doch, dass nicht einmal die Erfinder selbst in der Lage sind, ihre eigenen Vorschriften anzuwenden. Quelle: VBB.de |
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S-Bahn, U-Bahn und Bahn-Bahn? Die Bedeutung der Logo-Texte ist inkonsistent. |
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In den 1990er Jahren war das „R“ für den Regionalverkehr omnipräsent, wurde es doch von Metadesign gemeinsam mit den anderen Produktsignets für Bus, Straßenbahn oder Fähre entwickelt. Foto: VBB-Atlas 1994, Holger Mertens |
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Die Anwendung „Öffi“ für Android-Smartphones, welche weltweit Verwendung findet, zeigt im Menü, in dem man nach Produkten filtern kann, das in Deutschland am häufigsten verwendete Signet R für den Regionalzugverkehr an. Schreenshot: Öffi |
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Bahnhof Lichtenberg: Hier haben wir 50 Passanten Produktsignets den Verkehrsmitteln zuordnen lassen. 39 Personen haben dem Regionalverkehr das „R“ und nur 6 das aktuelle Karo zugeordnet – und das, obwohl es sich direkt vor ihrer Nase am Bahnhofseingang befand. Foto: Holger Mertens |
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Internationale Beispiele: Auch in Basel, Mailand und Philadelphia werden Regionalzüge mit einem „R“ gekennzeichnet. Quelle: BVB, ATM, SEPTA |
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Dabei ist es auch noch grafisch sehr auffällig.
Denn dieses Bahn-Logo, das durch Form
und Farbe zudem eher an eine bekannte
Malzkaffeemarke erinnert, bricht mit seiner
ungewöhnlichen Form stets aus der Reihe
der Verkehrsmittelsignets aus und ist schwer
in eine Linie zu stellen. Um eine den anderen
Signets entsprechend große lesbare Fläche
zu erhalten, benötigt es über 30 Prozent
mehr Platz, ist also schon grafisch ein Fehlgriff.
Das kann man überall dort beobachten,
wo es Anwendung findet.
Der VBB hat sogar auf seiner Website eine
Anweisung veröffentlicht, wie das Karografisch
anzuwenden ist, nur um es in derselben
Auflistung gleich selbst falsch anzuwenden.
Das Logo funktioniert grafisch einfach
nicht – nicht einmal beim Erfinder selbst.
Auch die Farbwahl ist bedenklich. Rot
ist bereits der Straßenbahn als Erkennungsfarbe zugeordnet. Angelehnt wurde
dies wahrscheinlich an die roten Regionalzüge
der DB Regio. Doch sind in
Berlin und Brandenburg nicht nur Regionalzüge
der Deutschen Bahn unterwegs.
Vielmehr gibt es mehrere Unternehmen
mit unterschiedlichsten Fahrzeuglackierungen.
Eine „rote Bahn“ ist da etwas
einseitig.
Doch der inhaltliche Fehlgriff übertrifft
noch den grafischen. In dem Karo steht
schlicht „Bahn“. Für welche Bahn steht das?
S-Bahn, U-Bahn, Seilbahn, Kegelbahn, Fernbahn,
Deutsche Bahn? Oder schlicht Bahn-Bahn? Ist das sinnvoll? Nein!
Die Befragung hat das nun noch einmal
belegbar gezeigt. Statt des Bahn-Bahn-Signets
wurden andere Logos eher dem
Regionalzugverkehr zugeordnet. Zur Auswahl
standen sowohl das aktuelle Karo
als auch das zuvor verwendete und sich
ebenfalls nie durchsetzende „B“ im roten
Kastenrahmen, als auch eine Variante des
in den 90er Jahren verbreiteten „R“-Logos,
welches mit Abstand am häufigsten ausgewählt
wurde.
Logisch. Denn die Züge heißen „Regional“-Züge,
die auf „Regional“-Linien verkehren.
Der regelmäßige Nutzer nennt sie „Regios“.
Ihre Linienbezeichnungen beginnen, nach
einigen Jahren wüster Ausrutscher, inzwischen
wieder stets mit einem R. Daher ist
dieses bei uns bekannte „R“-Logo noch
heute weit verbreitet. In Variationen ist es in
ganz Deutschland zu finden, von Hamburg
bis München und Karlsruhe.
Doch man muss nicht unbedingt in
Deutschland bleiben. Im grenzüberschreitenden
Regionalverkehr zwischen Deutschland,
der Schweiz und Frankreich fährt die
Regio-S-Bahn unter dem „R“, in Mailand
(Italien) bilden Metro, S (Linee Suburbane)
und R (Linee Regionali) das Rückgrat des
öffentlichen Nahnverkehrs. Und auch in Philadelphia
(USA) gibt es Regionalzuglinien
unter dem „R“, um nur einige internationale
Beispiele zu nennen.
Das R wird überall verstanden und hat
sich längst durchgesetzt. Auf internationalen
Reiseseiten im Internet kennzeichnet es
Regional-Takt-Verkehre. Und das deutschlandweit
beliebte Handyprogramm „Öffi
für Android“ verwendet das R-Logo für die
Kennzeichnung des Regionalzugverkehrs.
Auch viele Stadtpläne und Wanderkarten
kennzeichnen so Regionalbahnhöfe.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB
fordert deshalb den VBB und die Länder
Berlin und Brandenburg auf, den Logo-Ausrutscher
der Bahn-Bahn so schnell
wie möglich zu beenden und fortan das
deutschlandweit übliche R zur Kennzeichnung
des Regionalverkehrs zu verwenden.
(hm)
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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