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Zwei weitere Beispiele für unsensible Öffentlichkeitsarbeit sind im
U-Bahn-Bereich zu finden. Wo noch vor wenigen Jahren an jedem x-beliebigen
U-Bahn-Eingang ein Mitarbeiter saß und Fahrkarten oder Liniennetze verkaufte,
allgemeine Informationen zu Fahrverbindungen gab oder einfach nur aufmerksam
das Geschehen verfolgte, erwartet heute ein Automat den Fahrgast - aus
BVG-Sicht ein Gewinn für die Fahrgäste, denn sie schreibt anläßlich der
Tarifstrukturreform:"... und die ständige Bereitschaft der 11.600 Automaten,
Fahrausweisdrucker und Entwerter stehen für wachsenden Service...".
Und auch der neueste Coup, in der Öffentlichkeit als "Versuch" umschrieben,
verheißt nichts Gutes: die personalfreien U-Bahnhöfe als Folge der schon auf
mehreren U-Bahn-Linien eingeführten Fahrerselbstabfertigung. Wie bekannt
wurde, plant die BVG ferner, alle derzeit noch mit Personal besetzten
Fahrkartenausgaben zu schließen. Ein weiterer kundenunfreundlicher Schritt.
Gleichzeitig versucht die BVG, mit ihrer Plakatierung "ganz aus dem Häuschen"
den Abzug sämtlichen Personals von fast allen U-Bahnhöfen als Verbesserung
für den Kunden darzustellen - peinlich, peinlich.
Wenn die U-Bahnhöfe personalfrei sind, müssen dafür adäquate Sicherheits-,
Informations- und Auskunftsmöglichkeiten geschaffen werden. Der Aushang von
bunten Plakaten, das Aufstellen von zwei Notrufsäulen pro Bahnsteig und die
Installation von Kameras zur Überwachung nur der Notrufsäule (nicht etwas des
Bahnsteigs!) reichen überhaupt nicht aus. Die Fahrgäste wollen betreut,
informiert und ernst genommen werden.
Weiterhin haben der IGEB-Abteilung Fahrgastbelange in den zurückliegenden
Monaten viele Fahrgäste über die ständigen Probleme auf den U-Bahn-Linien
1, 6, 7 und 9 geschrieben. Züge fahren regelmäßig zu spät (auch wenn es nur
eine Minute ist, so kann der Anschluß doch gerade weg sein) oder zu früh, bis
zu drei (!) Minuten. Ohne erkennbares Konzept werden in den Abendstunden die
Zuglängen gekürzt, und die Fahrgäste beispielsweise der U9 fühlen sich spät
abends zuweilen wie im Berufsverkehr. Allerdings ist zu befürchten, daß dieses
Problem nicht durch längere Züge, sondern durch die Fahrpreiserhöhung gelöst
wird, da zum 1. März die Möglichkeit gestrichen wurde, auf der Umweltkarte
(Standard) abends eine zweite Person mitzunehmen, was nach unseren ersten
Beobachtungen so manche Abendbummler dazu veranlaßt, wieder auf das Auto
umzusteigen.
Noch nicht gelöst scheinen auf der U9 die "technischen Störungen" zu sein.
Obwohl die BVG der IGEB gegenüber versicherte, daß diese inzwischen beseitigt
wurden, gibt es im Berufsverkehr immer noch plötzliche Wartezeiten von sechs
und mehr Minuten auf den nächsten Zug, bevor dann fast im Minutenabstand
weitere Züge folgen.
Ein keineswegs unwichtiges Detail: Die Bereitschaft des Fahrpersonals, die
Bandansagen in den Zügen zu bedienen, läßt nach, und auch die Bedienung der
Zugzielanzeiger auf den Bahnsteigen bereitet offensichtlich immer wieder
Schwierigkeiten. Insbesondere auf der Linie 7 kam es laut Fahrgastbeschwerden
in der Vergangenheit vor, daß Züge in Richtung Rathaus Spandau mit diesem Ziel
auf den Bahnsteigen angekündigt wurden, am Zug selber Rohrdamm stand und
bereits am U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz Endstation war. Ärgerlich ist auch,
daß auf dem als Zugang zur U9 geöffneten und beleuchteten U15-Bahnsteig in
Kurfürstendamm als Zugziel "Uhlandstraße" angezeigt wird - Stunden bevor
überhaupt der erste Zug verkehrt. Wer sich hier morgens z.B. gegen 5 Uhr,
vielleicht noch etwas verschlafen, auf die Bank setzt, um auf seinen
angezeigten Zug zu warten, darf bis 6.04 Uhr sitzen bleiben.
Wir erinnern uns: In Berlin warschon immer alles etwas komplizierter - auch
und gerade bei den einfachen Dingen.
IGEB
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