1. Warum ist bis heute keine Abmarkierung oder bauliche Trennung der
Straßenbahngleise vom Individualverkehr zwischen der Ecke
Wisbyer Straße/Prenzlauer Promenade (Am Steinberg) und der Ecke
Langhansstraße/Prenzlauer Promenade erfolgt?
Zu 1.: Eine Trennung des Straßenbahnverkehrs vom Individualverkehr ist his
heute in dieser Bundesfernstraße, die u.a. die Funktion eines
Autobahnzubringers und einer Geschäftsstraße zu übernehmen hat und von
erhöhtem Lkw-Anteil gekennzeichnet ist, nicht vorgenommen werden, da ohne
bauliche Änderungen dem Individualverkehr dann nur noch ca. 5 m Fahrbahnbreite
und damit nicht mehr zwei vollwertige Fahrspuren je Richtung zur Verfügung
gestellt werden können, die aber hier verkehrlich notwendig und sowohl
nördlich als auch südlich dieses Ahschnittes vorhanden sind. Der notwendige
Raum für den Lade- und Lieferverkehr ist planerisch dabei noch
unberücksichtigt.
2. Warum werden nicht für den dafür benötigten Platz die relativ breiten
Bürgersteige beiderseits der Straße verengt, obwohl der Fußgängerverkehr
dadurch keineswegs nennenswert beeinträchtigt würde?
Zu 2. und 5.: Es gibt Planungsvorstellungen, den Abschnitt der Prenzlauer
Promenade zwischen Ostseestraße und Am Steinberg neu zu ordnen. Die neue
Querschnittsaufteilung kann auch unter Einbeziehung der relativ breiten
Gehwege erfolgen. Bisher konnte keine einvernehmlicher Lösung gefunden werden,
da der beengte Raum zwischen den Baufluchten einschließlich der Bäume den
unterschiedlichen Nutzungen der Prenzlauer Promenade nicht in vollem Umfang
gerecht werden kann. Wegen der begrenzten Finanzmittel ist ein Umbau der
Prenzlauer Promenade in absehbarer Zukunft nicht möglich. Im derzeitigen
Entwurf der Investitionsplanung 1996 - 2000 ist dieses Vorhaben nicht
enthalten.
3. Ist den Verkehrsplanern bewußt, daß die fehlende Abmarkierung bei den
Straßenbahnlinien 1,13,23 und 24 täglich zu erheblichen Fahrzeitverzögerungen
führt?
Zu 3. und 4.: Eine Untersuchung der Straßenbahnlinie 23 aus dem Jahr 1993 hat
ergeben, daß für die Straßenbahn von der Fußgänger-Lichtzeichenanlage in Höhe
Gustav-Adolf-Straße bis zum Abbiegen in die Langhansstraße durchschnittlich
140 Sekunden Verlustzeit auftreten (bei einer Fahrzeit von 23 Sekunden).
Während dieser Zeit wird der Straßenquerschnitt für den übrigen Verkehr zum
Teil auf eine Fahrspur eingeengt, so daß es zu erheblichen Behinderungen
für den motorisierten Individualverkehr (MIV) als auch für nachfolgende
Straßenbahnen kommt.
4. Gibt es Untersuchungen darüber, in welchem Umfang auch der sehr dichte
Individualverkehr in diesem Straßenabschnitt durch die oftmals hintereinander
stehenden (und wartenden) Straßenbahnen beeinträchtigt ist?
5. Sind Umbaumaßahmen zugunsten eines fließenden Individual- und Öffentlichen
Nahverkehrs in dem genannten Straßenbereich vorgesehen, bzw. wann werden
sie erfolgen und auf welche Weise?
6. Wenn nein, welche Alternativen sind angesichts des beschriebenen
unhaltbaren Zustandes angedacht, wann ist gegebenenfalls mit einer
Realisierung einer solchen Alternative zu rechnen, oder will sich der
Senat mit dem gegenwärtigen Zustand in diesem Streckenabschnitt des
Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) abfinden?
Zu 6.: Zur Verbesserung der Situation hat die Arbeitsgruppe "Beschleunigung
von Bus und Straßenbahn" im Dezember 1993 auf der Grundlage eines Gutachtens
empfohlen, durch ein verkehrsabhängiges Schaltprogramm den übrigen Verkehr an
den Lichtzeichenanlagen Am Steinberg und Ostseestraße/Wisbyer Straße insoweit
zurückzuhalten, daß die gegenseitigen Behinderungen im anschließenden Engpaß
reduziert werden. Die Umsetzung des dazu erforderlichen LZA-Ersatzbaues (Am
Steinberg und "Weißenseer Spitze") war in Abstimmung mit den Berliner
Verkehrsbetrieben für das Jahr 1995 vorgesehen und ist angesichts der
begrenzten Finanzmittel nunmehr auf das Jahr 1997 verschoben worden. Im
Vorgriff auf diese Maßnahme wurde inzwischen ein Bussonderfahrstreifen im
Straßenzug Am Steinberg - Berliner Straße vor Prenzlauer Promenade
eingerichtet, damit der Busverkehr durch den zurückgehaltenen Verkehr nicht
ebenfalls betroffen ist. Außerdem wird erwogen,
für den linksabbiegenden Bus aus Richtung Prenzlauer Promenade (Nord) aus
demselben Grund die Linksabbiegespur vor Am Steinberg zu verlängern.
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[IGEB] Fahrgäste der Tram-Linien 1, 13, 23 oder 24 kennen die Situation:
"Nichts geht mehr in der Prenzlauer Promenade." Weil der Senat bisher versagt
hat, müssen die Fahrgäste wohl noch auf längere Sicht diesen unhaltbaren
Zustand ertragen. Angeblich fehlt das Geld. Doch wenn es darum geht, neue
Tunnel durch den Märkischen Sand zu graben, scheint es dieses Problem nicht zu
geben. Der Grund ist einfach: Um den U-Bahn-Bau finanzieren zu könne, werden
von Senator Klemann wesentlich preiswertere "Oberflächenprojekte", die
außerdem zur Senkung der laufenden Bethebskosten beitragen würden,
zurückgestellt. So ist die 140 Mio DM teure Verlängerung der U2-Nord um eine
Station zum S-Bf Pankow gegen alle Vernunft beschlossene Sache, doch für
die Installation neuer ÖPNV-freundlicher Ampelanlagen fehlt dann halt das
Geld....
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Jürgen Klemann
Senator für Bauen, Wohnen und Verkehr
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