Noch im Mai 1996 hörten die Bürger von Ludwigsfelde, Luckenwalde und Jüterbog
optimistisch stimmendes zum Dauerthema Lückenschluß auf der Anhalter Bahn.
Anläßlich einer Veranstaltung des Deutschen Bahnkunden-Verbandes in
Ludwigsfelde kündigten Vertreter der Deutschen Bahn AG und des
brandenburgischen Verkehrsministeriums eine wesentliche Verbesserung an: Zum
Jahresende 1997 solle ein Regionalbahn-Vorlaufbetrieb aus Richtung Jüterbog
zum S-Bf Lichterfelde Süd aufgenommen
werden, allerdings unter der Voraussetzung, daß die S-Bahn (S 25/26) den
Betrieb zwischen Lichterfelde Ost und Lichterfelde Süd bis dahin aufgenommen
hat, was zur damaligen Zeit als gegeben angenommen wurde. Ein Umsteigen am
selben Bahnsteig sollte möglich werden.
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Auch wenn dieser Zugzielanzeiger etwas anderes verspricht: Die Züge der S25 enden leider noch immer in Lichterfelde Ost. Foto: Marc Heller (3/97) |
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Geplant ist nun, als Vorausleistung des zweigleisigen Streckenausbaus der
Anhalter Bahn zum zukünftigen Fernbahntunnel, dessen Abschluß inzwischen erst
für 2003 vorgesehen ist, ein Gleis
in endgültiger Lage und Ausbauqualität vom Nordkopf des Bahnhofes Großbeeren
ausgehend zu einer Bahnsteigkante in Lichterfelde Süd als Interimslösung
herzustellen. Die Anbindung an die vorhandenen Anlagen in Großbeeren läßt
sich im erforderlichen Umfang provisorisch hersteilen.
Erste Skepsis kam auf, als im Sommer 1996 entgegen den Ankündigungen nicht mit
den Bauarbeiten begonnen wurde. Es gab ein Hindernis: Im
Planfeststellungsabschnitt südlich der Stadtgrenze, der die Einbindung der
Industriebahn Teltow einschließt, gab es Verzögerungen bei der endgültigen
Genehmigung. Strittig war die Neuerrichtung eines Überwerfimgsbauwerkes
aufgrund der unsicheren Zukunft der Industriebahn für den regionalen
Schienengüterverkehr. Inzwischen wurde eine Lösung gefunden. Das Gleis aus
Teltow soll westlich der Hauptgleise geführt und erst im Nordkopf des
Bahnhofes Ludwigsfelde zusammen mit dem nordwestlichen Verbindungsbogen
vom Außenring eingebunden werden.
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Foto: Jörg Rasch |
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Während die Arbeiten an der S-Bahn-Trasse in Lichterfelde Süd inzwischen gut vorangekommen (Bild oben), gefährdet der Streit um die Breite der Brücke über die Königsberger Straße den Terminfahrplan. Eine Wiederinbetriebnahme zwischen Lichterfelde Ost und Süd noch im Jahr 1997 ist somit kaum noch möglich. Foto: Jörg Rasch |
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Seit Oktober wird am eigentlichen Lückenschluß intensiv gebaut.
Brückenbauwerke sind aufgenommen, der Bahndamm nimmt Gestalt an, die
Vorbereitungen für zwei Brücken-Neubauten, Straßenbauten bzw. -Verschwenkungen
und nicht zuletzt die Vorbereitungen für die Umleitung des Straßenverkehres
haben begonnen. Auch innerhalb der Berliner Stadtgrenze sind Aktivitäten
sichtbar. Da das Planum für zwei Ferngleise nur einen kleinen Teil der
Gesamtfläche in Anspruch nimmt, die für bahnliche Verwendungszwecke seit
Jahrzehnten festgestellt ist, konnten die jahreszeitlich abhängigen
Baumfällungen und die Vermessungsarbeiten vorangetrieben werden.
Die Trasse der S-Bahn ist seit 1996 planungsrechtlich gesichert, die zu
realisierenden Veränderungen an den Brückenwiderlagem Osdorfer Straße und die
Anlage des dort geplanten neuen Haltepunktes, mit Zugang auch von beiden
Straßenseiten der Osdorfer Straße, sind Schwerpunkte der noch zu erbringenden
Bauleistung. Inzwischen wird am Westfalenring das Gelände zur Errichtung
eines Gleichrichter-Unterwerkes vorbereitet. Arbeiten zur Freilegung des
Planums für die S-Bahn haben begonnen.
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Foto: Jörg Rasch |
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Überführung der Anhalter Bahn über die einst geplanten Verbindungsgleise zum Güteraußenring. Das Bauwerk zwischen Lichterfelde Süd und Teltow wurde jetzt im Zuge des Ausbaues der Anhalter Bahn für den Regionalverkehr gesprengt. Foto: Jörg Rasch |
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Hauptgrund für Zweifel an der Termineinhaltung für doe S-Bahn-Verlängerung ist
der Baufortschritt an der Brücke über die Königsberger Straße in Lichterfelde -
es gibt ihn nämlich nicht, weil noch das Baurecht fehlt. Eine frühere
Entscheidung des Bezirkes Steglitz, die Straße von vier auf sechs Spuren zu
verbreitern, verunsichert die Planungsträger. Verkehrlich und politisch ist
zwar inzwischen ein Beibehalt der heutigen Straßenkapazität unumstritten,
im Zweifel wird jedoch bei der Bahnplanung noch mit dem Ausbau gerechnet.
Folge ist wiederum ein umfangreiches Planfeststellungsverfahren mit allen zu
erwartenden zeitlichen und rechtlichen Risiken. Daß sowohl S- als auch
Fernbahnanlagen mit ihren unterschiedlichen Planungsträgem wenigstens ein
gemeinsames Verfahren anstreben - eine Entscheidung über die Zulässigkeit
solchen Vorgehens ist noch offen - wirkt sich vielleicht positiv aus.
Sollte sich der S-Bahn-Ausbau weiter verzögern, ist als Minimallösung die
Regionalbahn wie geplant bis zum Bahnhof Lichterfelde Süd zu führen und dort
mit dem vorhandenen ÖPNV-Netz zu verknüpfen. Die Endhaltestelle
Reaumurstraße von vier Buslinien (180, 280, 186, 277) läge nur 50 m vom
Regionalbahnsteig entfernt. Alternativ wäre ein provisorischer
Regionalbahnsteig unmittelbar südlich der Königsberger Straße in Nähe zum
S-Bf Lichterfelde Ost denkbar, da die Fertigstellung des Fernbahntunnels ja
noch viele
Jahre dauern wird. Doch das sind natürlich nur Notlösungen. Vorrang hat die
Forderung nach kurzfristiger Weiterführung der S-Bahn nach Lichterfelde Süd -
und unmittelbar anschließend muß dann die Verlängerung bis Teltow
Stadt erfolgen!
Deutscher Bahnkunden-Verband Brandenburg e.V.
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