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Schon im September 1996 ließ die Deutsche Bahn AG es die Käufer der
Winterausgabe ihres Kursbuches wissen: "Ab 4. Mai 1997 ist der Zugang zum
Bahnhof Berlin-Spandau von der Grenadierstraße in die Klosterstraße verlegt".
Ortskundige mögen sich verwundert die Augen gerieben haben, denn bloß um ein
neues Zugangsbauwerk konnte es sich nicht handeln. Der noch genutzte Bahnhof
im Ortsteil Stresow liegt ja weit abseits der Klosterstraße, und von einem
Neubau war im Herbst kaum etwas zu sehen. Dieser nimmt erst seit Februar,
nach dem Ende der Frostperiode, Gestalt an. Trotzdem ist Bauleiter Werner
Kunis von der DB Projekt Knoten Berlin GmbH zuversichtlich, daß der neue
Bahnhof - genauer: dessen mittlerer Bahnsteig - termingerecht dem Betrieb
übergeben wird.
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Die Bushaltestelle in der Straße „Freiheit“ muß bald umbenannt werden, nach letzten Meldungen allerdings nicht am 4. Mai, sondern erst zum Fahrplanwechsel am 1. Juni. Foto: Marc Heller |
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Ganz präzise informiert die Anmerkung unter den Kursbuchtabellen die
Fahrgäste jedoch nicht. Vorerst dient nämlich nur ein Fußgängertunnel zwischen
Seegefelder Straße und Brunsbütteler Damm als Zugang. Wie zu Zeiten des
früheren S-Bahnhofs Spandau West befindet er sich etwa 150 Meter westlich der
Klosterstraße. Die Umsteigestituation von der U-Bahn oder den Bushaltestellen
am Rathaus bleibt also noch unbefriedigend, zumal mindestens die Seegefelder
Straße überquert werden muß (und der bereits auf der
Straßensüdseite vorhandene U-Bahn-Ausgang eben wegen der Eisenbahnbaumaßnahmen
wieder geschlossen ist!). Lediglich die Busse der Linien 130 und 237 halten an
der Seegefelder/Galenstraße unmittelbar vor dem Bahnhofseingang. In direkter
Verlängerung der Galenstraße gibt es außerdem noch einen bis unter die
Bahnanlagen reichenden Tunnelstummel, der später einmal als Straßendurchstich
bis zum Brunsbütteler Damm ausgebaut werden soll. Zunächst erfüllt er die
Funktion des bauaufsichtlich vorgeschriebenen zweiten Bahnsteigzugangs
und wird nur im Notfall geöffnet.
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Foto: Marc Heller (3/97) |
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Bahnhof Berlin-Spandau, obender alte Bahnhof mit IC nach Hamburg, rechts der neue, noch im Bau befindliche. Foto: Marc Heller (3/97) |
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Die künftige Haupteingangshalle mit Fußgängerpassage an der Klosterstraße wird
ebenso wie die direkten Übergangsmöglichkeiten zur U-Bahn erst 1998/99
fertiggestellt. Jetzt reicht der Bahnsteig auch noch gar nicht ganz bis zur
Klosterstraße heran, denn auf volle Länge von 420 Metern (für ICE mit 14
Mittel wagen bzw. zwei zusammengekuppelte ICE 2-Halbzüge) muß er erst noch
gebracht werden. Immerhin können aber ab 4. Mai schon bis zu zwölf Wagen
führende InterCity-Züge den neuen Bahnhof nutzen. Im Endzustand dient der nun
als erstes gebaute Bahnsteig dem Fern- und Regionalverkehr Richtung Stendal -
Hannover bzw. Wittenberge - Hamburg. Südlich davon entsteht noch der Fern- und
Regionalbahnsteig
für die Gegenrichtung, auf der Nordseite bis Ende 1998 der S-Bahnsteig.
Letzterer wird auch von einem Zugang Stabholzgarten/Rathaus aus erreichbar
sein.
Die auf dem Mittelbahnsteig errichteten Dachstützen lassen die Konturen der
künftigen Bahnhofshalle schon erahnen. Mit vier Wölbungen soll die vom
Architektenbüro von Gerkan, Marg und Partner entworfene filigrane
Stahl-Glas-Konstruktion einmal alle sechs Bahnsteiggleise überspannen.
Hinzukommen wellenförmige Vordächer. Ebenfalls in Wellenform wird sich Ende
1997 die neue siebengleisige Eisenbahnbrücke über die Havel präsentieren.
Ab 4. Mai überqueren die Züge auf dem für zwei Gleise bereits fertiggestellten
Bauwerk den Fluß, die letzte noch vorhandene alte Brücke wird dann
abgebrochen.
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(Der Turm im Hintergrund gehört zum Rathaus Spandau.) Foto: Marc Heller |
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Alte und neue Streckengleise zwischen dem alten und dem neuen Bahnhof Berlin-Spandau. Aber trotz intensiver Arbeiten ist der 4. Mai als Inbetriebnahmetermin nach letzten Meldungen nicht mehr zu schaffen. Foto: Marc Heller |
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Der bisherige, von 1911 bis 1936 als Spandau Hbf und seither als Berlin-Spandau
bezeichnst Bahnhof im Ortsteil Stresow hat nach 150 Jahren für den Fern- und
Regionalverkehr ausgedient. Die Gleisanlagen wurden vor und nach der
Jahrhundertwende zwar mehrfach umgestaltet, der Empfangsbau der einstigen
Berlin-Hamburger Eisenbahn stammt im Kern aber noch von 1946. Er steht unter
Denkmalschutz und wird anderen Zwecken zugeführt. Ganz abgeschlossen ist das
Kapitel der Bahnhofsgeschichte am traditionellen Ort aber noch nicht, denn
vor dem ehrwürdigen Gebäude soll Ende 1998 an einem neuen Bahnsteig wieder
die S-Bahn halten.
Die Fern- und Regionalzüge der Relation Berlin - Wittenberge - Hamburg fahren
übrigens auch auf neuen Gleisen im Spandauer Bereich noch bis zum 31. Mai mit
Diesel. Der elektrische Betrieb wird am 1. Juni aufgenommen. Von diesem
Zeitpunkt an verkehren die RB-Linien 12 und 18 wieder auf der angestammten
Trasse über Eichkamp und beginnen bzw. enden auf dem Bahnhof Charlottenburg.
Der Behelfsbahnsteig in Westkreuz wird dann aufgelassen. Auch das werden viele
Spandauer, die per Regionalbahn in die Berliner Innenstadt fahren, begrüßen.
Auf die S-Bahn müssen sie aber noch mindestens bis Ende 1998 warten.
Letzte Meldung
Aufgrund von Problemen mit der Zugsicherungstechnik kann der neue Bahnhof
nicht zum 4. Mai, sondern erst zum Fahrplanwechsel am 1. Juni in Betrieb
genommen werden. Die Verzögerung von einem Monat ist sicher kein großes
Unglück und wegen des Fahrplanwechsels sogar von Vorteil, doch damit bestätigt
sich leider zum wiederholten Male, daß beim Bahnbau in Berlin kein einziger
Termin gehalten werden kann. Warum ist es denn nicht möglich, die
Fertigstellungstermine so zu planen, daß ein wenig Spielraum für
Unvorhergesehenes bleibt?
IGEB
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