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Übel wird Dir wieder einmal mitgespielt, allerorten schlägt Dir Mißgunst und
Unverständnis entgegen, und dabei hast Du es so gut mit uns gemeint: Gerecht
sollten Deine Fahrpreise endlich werden und dabei auch nur nebenbei ein
klitzekleines bißchen teurer. Doch der "Tagesspiegel" macht sich zum 1.
April über Dich lustig, indem er von Plänen berichtet, daß man Fahrscheine,
deren zweistündige Geltungsdauer man nicht voll ausgenutzt habe, bei Dir zur
teilweisen Erstattung einreichen kann - zwecks Krönung der Fairness,
sozusagen. Und die Grünen rufen sogar allen Ernstes dazu auf, noch gültige
Tickets, am Ziel angekommen, an Zusteiger weiterzugeben.
Klar protestierst Du dagegen und drohst mit Sanktionen für den Fall, daß Du
herausbekommst, was Du gar nicht herausbekommen kannst. Aber mal unter uns:
Wozu die Aufregung? Per Einzelfahrschein ist doch sowieso kaum jemand mit Dir
unterwegs. Jedenfalls hast Du das in den letzten Jahren immer gesagt, wenn
es galt, den rasanten Preisanstieg für die Einzelfahrscheine zu rechtfertigen.
Und außerdem könntest Du theoretisch bis zu 75 Prozent aller
Fahrscheinweitergaben sofort und selbständig vermeiden: Du bräuchtest nur
die Sammelkarten wiedereinzuführen.
Doch statt dieser Fahrscheinart, die es seit 1930, nur kurz von der
allerersten Nachkriegszeit unterbrochen, gegeben hat, läßt Du lieber wieder
die Zugangskontrolle bei den Bussen aufleben, wenigstens nach 20 Uhr. Dein
Personalrat, der das schon länger gefordert hat, wird begeistert sein, und um
eine stimmungshebende Maßnahme für Deine Busfahrer handelt es sich ja wohl
auch. Endlich wieder: "Jetz komm Se ma nochma nach hier vorne und zeijen mir
ordentlich Ihren Fahrschein, sonst stelle ick den Motor aus!" Es war ja auch
kaum noch mitanzusehen, wie sich die für Ihren besonderen Charme
stadtbekannten Busfahrer von der groben Ignoranz der Fahrgäste erniedrigen
lassen mußten, die sie bei der Einreise in ihr kleines Königreich oft keines
Blickes würdigten. Noch deutlich ist uns in Erinnerung, liebe BVG, wie
mißmutig und schließlich still verzweifelt Deine Fahrer hinter ihren Steuern
saßen, als Du anno '89 schon einmal den Mitteleinstieg eingeführt und die
Fahrscheinkontrolle abgeschafft hattest. Und wie sie dann wieder aufblühten,
als sie nach wenigen Monaten ihre alte Macht zurückerhielten.
Ja, liebe BVG, Du solltest nicht nur abends zu den alten Sitten zurückkehren.
Dem stehen Deine duften neuen Busse entgegen, die von hinten wie Möbelwagen
aussehen, unglaublich ungeschickt hineingefummelte Treppen und drei Türen
haben? Ach, was! Mit Maßnahmen, die zur allgemeinen Erheiterung beitragen,
hast Du doch Übung. Wie ulkig etwa, daß Du mit Deinem (neuen Tarifkonzept
selbst nicht klarkommst. Da zeigst Du uns in der April-Ausgabe Deiner
Kundenzeitschrift "BVG plus" beispielsweise auf mehreren Karten, wo denn die
Grenzen zwischen den Tarif bereichen verlaufen. Doch auf der Darstellung des
Tramstreckennetzes überschreitet die Linie 87 gleich zwischen ihrem Endpunkt
am S-Bahnhof Rahnsdorf und dem nächsten Halt an der Goethestraße die Grenze
zwischen "B" und "C", und die 88 tritt zwischen Goethepark und Rahnsdorfer
Straße in den C-Sektor ein. Die Karte auf der nächsten Doppelseite zeigt uns
aber, daß beide Linien auf voller Länge zum Bereich "B" gehören. (Gute Idee
übrigens, auf diesen auch in den Bussen und Bahnhöfen ausgehängten Karten
die Wiedereröffnung des S-Bfs Jungfernheide und die daraus folgenden
Änderungen bei den Bussen nicht zu berücksichtigen - so können die Pläne
schon nach sechs Wochen ausgewechselt werden.) Vielleicht solltest Du,
damit Du Deine "Fairpreise" begreifst, Dich mal an die "BVG plus"-Rubrik
"Fragen und Antworten zum neuen Tarif" wenden. Kostprobe aus dem letzten
Heft: Bei der neuen Tarifstruktur handle es sich "um eine transparante
und übersichtliche".
Dein Jan Gympel
Jan Gympel
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