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Foto: Marc Heller |
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Kämen doch nur andere Bahnbauvorhaben in Berlin und dem Umland ebenso zügig
voran! In Bernau-Friedenstal wurde dank des Engagements privater Investoren
endlich mal Tempo gemacht. In nur vier Monaten entstand dort eine neue
S-Bahn-Station. Die Bewohner des Schöneberger "Insel-Kiezes" - um nur ein
besonders
trauriges Beispiel zu nennen - warten dagegen seit nunmehr zehn Jahren
auf den versprochenen S-Bahnhof Kolonnenstraße.
Am 27. Mai 1997 war Grundsteinlegung, und am 30. September ging der
zusätzliche Haltepunkt an der S8 zwischen Bernau und Zepernick in Betrieb. Gut
drei Jahre zuvor hatte die Deutsche Bahn AG dafür noch einen
Investitionsbedarf von 26 Millionen DM veranschlagt, tatsächlich kostete der
mit einfachem Wartehäuschen und Sitzbänken ausgestattete Bahnsteig nun
lediglich 3,7 Millionen DM. Diese Summe zahlte die Wohnpark Bernau-Friedenstal
Immobilien GmbH (WBF). Die DB AG bzw. ihre S-Bahn-Tochter mußten lediglich
Fahrscheinautomaten und -entwerter aufstellen.
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Der neue S-Bahnhof am eingleisigen Streckenabschnitt zwischen Bernau und Zepernick. Foto: Marc Heller (11/97) |
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Gemessen an den mit 800 Millionen DM bezifferten Gesamtkosten für den Wohnpark
nahe des nordöstlichen Berliner Stadtrands fällt der für den Haltepunkt
ausgegebene Betrag kaum ins Gewicht. Zudem legt ihn die WBF letztlich auf die
Kaufpreise oder Mieten um. Dafür bekommen die Bewohner des Neubaugebietes
einen attraktiven Schnellbahnanschluß, so daß der Investor - eine
Tochtergesellschaft von Buck-Inpar (Pinnow) und Grundkreditbank - die
Wohnungen und Reihenhäuser besser vermarkten kann. Bis zu 10.000 Menschen
sollen einmal in Bernau-Friedenstal leben, die meisten davon nur fünf bis
sieben Fußwegminuten von der S-Bahn entfernt. Hätte sich die WBF auf die
Bereitstellung öffentlicher Mittel verlassen, wäre die attraktive
Verkehrsanbindung wohl erst weit nach der Jahrtausendwende gekommen. Selbst
Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe räumte dies ein und pries den
Bau der Station als "Beispiel für die Wohnungspolitik für ganz Brandenburg
und darüber hinaus". Denn Wohnparks sollten eben nicht beliebig in die
Landschaft gestellt werden, sondern Anschluß an öffentliche Verkehrsmittel
haben.
Modellhaft nannte auch Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann den mit
Untemehmerkapital finanzierten Haltepunkt, im Mai war er eigens zum ersten
Spatenstich erschienen. Nachahmer seien bei derartigen
Inffastrukturverbesserungen unbedingt erwünscht, erklärte Wissmann.
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Foto: Marc Heller (11/97) |
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Bernau-Friedenstal als Musterprojekt? Solange die öffentliche Hand zwar den
Straßenbau in Neubaugebiete finanziert, Schienenwege und Bahnhöfe dagegen
hintanstellt, können wir den nur bedingt zustimmen. Daß
Wohnungsbaugesellschaffen die gute ÖPNV-Anbindung heute als entscheidenden
Marktvorteil ansehen, ist durchaus zu begrüßen - auch das Tempo, das speziell
die WBF nun beim Einlösen ihres Versprechens vorlegte. Die als vorbildlich
angesehene öffentlich-private Kooperation darf aber nicht dazu führen, daß
Bund und Land bei S-Bahnhöfen (abgesehen vom reinen Wiederaufbauprogramm)
generell auf private Geldgeber hoffen. Bedarf für neue Stationen gibt es
beileibe nicht nur in für die Investoren profitträchtigen Wohnparks,
sondern - siehe Kolonnenstraße - auch in unzureichend erschlossenen
Altbaugebieten.
IGEB
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