Es hätte so gut werden können. Da es in letzter
Zeit bei kaum einer Baustelle der Straßenbahn
akzeptable Fahrgastinformation gab,
wollte die BVG sich am Hackeschen Markt
völlig neu aufstellen. Ein neues Konzept
sollte erarbeitet werden, alte Denkmuster
und Prinzipienreiterei sollten aufgegeben
werden. Dafür holte man sich sogar externe
Hilfe – leider nicht vom Berliner Fahrgastverband
IGEB.
Gute Ansätze waren ja zu erkennen: ein
neues Layout der Hinweiszettel und der
Schilder an den Haltestellen, sehr viel mehr
Skizzen und Umgebungskarten, Einsatz von
Fußtapsen für die Wegeleitung. Die Mittel
für eine erfolgreiche Fahrgastlenkung waren
also vorhanden. Man hätte sie jetzt nur
noch richtig einsetzen müssen. Doch da
hakte es leider.
Es ist wie zu Schulzeiten: Eine Prüfung
steht an. Man kauft sich gute Fachbücher,
tolles Papier und neue Stifte, organisiert
seinen Schreibtisch neu. Überall kommen
nützliche Klebezettel ran. Doch als die Prüfungsfragen
ausgeteilt werden, stellt man
fest, dass das alles nichts bringt, wenn man
das wichtigste nicht gemacht hat: seine
Hausaufgaben!
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Gut gemeint und schlecht gemacht: Während der GDL-Streikmaßnahmen wollte man zur Entlastung auf der Linie 12 größere Fahrzeuge einsetzen. Schließlich bietet sie eine schnelle Direktanbindung von Weißensee und Prenzlauer Berg zur Friedrichstraße. Leider ist die BVG auf ihre eigene Falschzielbeschilderung hereingefallen. Die Linie endete bereits mit einer Umleitung am U-Bahnhof Eberwalder Straße, wo die größeren Fahrzeuge aber nicht halten konnten, weil es Ein- statt Zweirichtungsfahrzeuge waren. Foto: Michael Dittrich |
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Das Versagen ist vorprogrammiert. Wer
seine Hausaufgaben nicht macht, hat keine
Chance zu bestehen – egal wie schön die
Utensilien sind. Wenn die Inhalte nicht stimmen,
bringt die tolle Form gar nichts! Fahrgastinformation
ist nun einmal nicht gleich
Marketing. Beim Marketing geht es darum,
das Unternehmen und alle Umstände so
positiv wie nur irgend möglich darzustellen.
Bei der Baustellenkommunikation muss
ohne viel Blabla knallhart und verständlich
mit wenig Worten herübergebracht werden,
was nicht fährt und wie es weitergeht. Vorgaukeln
falscher Tatsachen ist da kontraproduktiv.
Größtes Problem waren die vielen sich
widersprechenden Angaben. Fußtapsen,
die zu einer Haltestelle führten, an der in
der DAISY-Zeile auf eine Ersatzhaltestelle
hingewiesen wurde, von der man gerade
kam. Hinweistexte, die einem lange Umwege
aufbürdeten, obwohl der
Einstig direkt vor Ort in das
gewünschte Verkehrsmittel
möglich gewesen wäre.
Miserabel geplanter Ersatzverkehr,
falsche Ansagen in
den Zügen, fehlende Fahrpläne
auf Umleitungsstrecken,
falsch platzierte Ersatzhaltestellen
und – nicht
zu vergessen – die obligatorisch
falsche Beschilderung
haben die akzeptable
Baumaßnahme in einen unerträglichen
Kommunikationsalptraum
verwandelt.
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Sehr schlecht geplant: Beim Ersatzverkehr für die Linien 12 und M 1 hat man den Bahnhof Friedrichstraße möglichst weiträumig umfahren, statt eine Durchfahrt der Dorotheenstraße in beide Richtungen zu erwirken. Zudem wurde die Ersatzhaltestelle Planckstraße an dem am weitesten vom Bahnhof entfernten Punkt auf der Umleitungsstrecke eingerichtet. Grafik: BVG Navi |
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Am schlimmsten war die
Situation direkt am Alexanderplatz.
Mehrmals innerhalb
der zwei Wochen musste nachgebessert
werden. Erst kurz vor Schluss hat man
es geschafft, einen halbwegs akzeptablen
Zustand herzustellen.
Dabei waren durchaus gute Ansätze erkennbar.
Das häufige Einsetzen des BVG-Navi-Symbols
hatte einen hohen Wiedererkennungswert
geschaffen und die ebenfalls
schwarz-gelben Flatterbandstreifen am
oberen Rand aller Bauinformationsschilder
haben gut auf den Bauzustand aufmerksam
gemacht. Der verstärkte Einsatz von Grafiken
und Umgebungskarten ist ebenfalls
äußerst positiv zu bewerten. Zusammenfassend
kann man sagen, dass die BVG eine
gute neue äußere Form für die Bauinfos gefunden
hat – nur der Inhalt war halt leider
miserabel.
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Viel weiße Fläche und viel zu komplizierter Text in viel zu kleiner Schrift – das war das Grundrezept der neuen Baustellenschilder. Gutes Informationsdesign sieht anders aus. Foto: Michael Dittrich |
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Welche externe Unterstützung man sich
dort auch immer gesucht hat: Experten im
Informationsdesign waren das nicht. Eine
gute Darstellung funktioniert nun einmal
nur mit guten Informationen und einem
guten Konzept. Letzteres hat hier aber gefehlt.
Bleibt zu hoffen, dass man sich bei der
BVG seiner Stärken und Schwächen besinnt,
nicht aufgibt und für den nächsten Versuch
keine Marketing-, sondern Informationsdienstleister
ins Haus holt.
IGEB Stadtverkehr
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