Die Linie M 10 dürfte eine mit der am meisten
genutzten Linien im Straßenbahnnetz
der BVG sein – und eine mit den meisten
Problemen. Auf ihrer Strecke vom S-Bahnhof
Nordbahnhof in Mitte über Prenzlauer
Berg zum U-Bahnhof Warschauer Straße in
Friedrichshain wird sie von fehlgeplanten
Verkehrsführungen, nicht funktionierenden
Vorrangschaltungen und Baustellen behindert.
Problem Eberswalder Straße
Eines der beiden größten Probleme ist die
Verkehrsführung im Bereich des U-Bahnhofs
Eberswalder Straße, wo die Bahnen in Richtung
Friedrichshain regelmäßig in einem
mehr oder weniger
langen Stau stehen.
Grund sind die Ampelschaltungen an der
Kreuzung Eberswalder Straße/Schönhauser
Allee und bei einer Ampel vor der Haltestelle
U-Bahnhof Eberswalder Straße.
Für gewöhnlich werden sogenannte
Pförtneramplen an Haltestellen aufgestellt,
an denen Fahrgäste auf der Straße
aussteigen und die Fahrbahn überqueren
müssen. Das ist aber im Falle der Haltestelle
U-Bahnhof Eberswalder Straße nicht erforderlich.
Die Haltestelle befindet sich auf der
linken Seite. An beiden Enden befinden sich
Übergänge, aber nur einer – der in Richtung
U-Bahnhof – ist ampelgesichert. Der andere
Übergang besitzt keine Fußgängerampel.
Zu allem Überfluss handelt es sich bei
der Pförtnerampel um eine Ampel, die in
einem zeitlich geregelten Umlauf schaltet.
Ein weiteres Problem ist die Verkehrsführung
der Autos an dieser Stelle: Da diese die
Schienen als Spur verwenden dürfen, nutzt
auch die Ampel nichts, da die Straßenbahn
hinter diesen Autos herfahren bzw. warten
muss. Sinnvoller wäre hier die Abmarkierung
der Straßenbahngleise vom Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
bis in die Haltestelle
U-Bahnhof Eberswalder Straße.
Problem Warschauer Brücke
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Da die Straßenbahn sich ihre Spur mit den Autos teilen muss, steht sie auf der Warschauer Brücke oft im Stau – so wie hier in der Nachmittags-HVZ. Hinter dem Lkw taucht die nächste der im 5-Minuten-Takt fahrenden Bahnen auf. Foto: Pit Krüger |
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Das zweite große Problem ist die neu eingerichtete
Baustelle auf der Warschauer
Brücke, wodurch eine Fahrspur in Richtung
Frankfurter Tor gesperrt wurde – dies aber
erst kurz vor dem Ende der Brücke, wobei
eine Abmarkierung der Spur für die Straßenbahn
bis kurz vor der eigentlichen Baustelle
vom Senat abgelehnt wurde. Man wolle die
Situation erst einmal beobachten. Das, was
man beobachten kann, ist eine wachsende
Verspätung der Bahnen.
Beim Fahrgast-Sprechtag Straßenbahn wurde
von der BVG gesagt, man wolle die Linie
M 10 notfalls an der Endstelle Revaler Straße
(Endstelle der Linie M 13) enden lassen. Das hat
aber auch seine Tücken, denn die Endstelle besteht
zwar aus zwei Gleisen, aber diese werden
beide von der Linie M 13 benötigt.
Problem Umleitungsverkehre
Ein weiteres Problem sind Umleitungen
anderer Linien in die Danziger Straße. So
wurden im September 2014 die Linien M 5,
M 6 und M 8 von der Haltestelle Landsberger
Allee/Petersburger Straße bis Kniprodestraße/Danziger Straße
umgeleitet. Hierbei trat
dann das Problem der Überlastung der Strecke
auf. Da die Danziger Straße mit der M 10
ohnehin schon stark befahren ist, kommen
mit weiteren Linien und deren Abbiegeverkehren
weitere Wartezeiten hinzu.
In der Umleitungszeit war ein Wenden für
die Linie M 10 in der Kniprodestraße nicht
möglich, also blieb nur noch die Möglichkeit
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark oder
Landsberger Allee/Petersburger Straße zu
wenden, um Verspätungen aufzuholen oder
auszugleichen.
Ein ähnliches Problem trat vom 18. Oktober
bis 3. November auf, als die Linie 12 zum
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark umgeleitet
wurde. Da stand diese Wendeschleife für
die Linie M 10, nachdem man von drei Gleisen
zwei abgebaut hat, ebenfalls nicht mehr
zur Verfügung.
Die Folgen
Durch die genannten Probleme entstehen
auf der Linie M 10 Verspätungen bis zu 30
Minuten, an extremen Tagen auch mehr. An
den Endstellen kann keine Verspätung aufgeholt
werden, denn die Wendegleise an
beiden Endstellen sind eingleisig und der
5-Minuten-Takt lässt ein längeres Warten
nicht zu. Also wird die Verspätung bei der
Ankunft auf die Rückfahrt übertragen, wo
sie sich dann oft weiter steigert.
Durch Verspätung geraten sowohl der
Fahrplan als auch der Dienstplan der Fahrpersonale
ins Wanken. Um Verspätung aufzuholen
oder aber auch um Pausen einzuhalten,
muss nicht selten eine Bahn vorzeitig
ausgesetzt werden. Dadurch kommt es zu
Fahrtausfällen, die sich dann für die Fahrgäste
insbesondere durch Überfüllungen
bemerkbar machen.
Forderungen
Da die Bauarbeiten auf der Warschauer
Brücke bis voraussichtlich Ende 2015 andauern
sollen, besteht hier dringender
Handlungsbedarf. Die Spur der Straßenbahn
muss abmarkiert werden, damit
die Bahnen nicht – wie jetzt – bereits am
Anfang der Brücke im Stau stehen, sondern
erst kurz vor der Baustelle. Dadurch
könnte wenigstens eine der Verspätungsquellen
reduziert werden. Hiervon würde
auch die Buslinie 347 profitieren, da diese
ebenfalls im Stau ansteht.
IGEB Stadtverkehr
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