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Die Linie 62 hat in der Vergangenheit keinen alzu guten Eindruck gemacht. Nun
war 1996/97 für ein Jahr und drei Monate der Straßenbahnverkehr zwischen
Mahlsdorf-Süd und S-Bahnhof Mahlsdorf wegen Bauarbeiten unterbrochen. Es
überrascht sicher niemanden, daß die Strecke auch schon in den Vorjahren
gesperrt war, 1992 wegen Erneuerung der Fahrleitung und 1994 wegen weiterer
Fahrleitungsarbeiten und teilweiser Gleiserneuerung. Und natürlich ist auch
die nächste Sperrung schon in Sicht, denn zwischen Hirtestraße und
Mahlsdorf-Süd wird weiter auf völlig ruiniertem Gleis gefahren. Mehrere Monate
Zeit, diese Gleise zu erneuern hatte man zwar, da auch dieser
Streckenabschnitt außer Betrieb war, aber es gehört offenbar zur
Angebotspolitik der Berliner Straßenbahn, Schienenersatzverkehre zum
Dauerzustand werden zu lassen.
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Viele Mängel der eingleisigen Strecke nach Mahlsdorf sind auch nach der Totalsanierung nicht behoben. Aber der neue Haltestellen-Standort an der Seestraße unmittelbar an dem kleinen Geschäftszentrum ist wirklich ein Gewinn. Foto: Ivo Köhler |
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Was hat die letzte Baustelle in Mahlsdorf nun gebracht? Immerhin: die Gleise
zwischen Mahlsdorf-Süd und Rahnsdorfer Straße wurden völlig erneuert - was
auch bitter nötig war (das DDR-Problem der alkaligeschädigten Schwellen). Bei
dieser Gelegenheit wurden die Standorte einiger Haltestellen verändert. So
rückte die Haltestelle Seestraße (bisher Ruhlsdorfer Straße) näher an eine
neue Ladenzeile, was als vorbildlich bezeichnet werden kann. Die Haltestellen
Bütower Straße und Rahnsdorfer Straße wurden so umgebaut, daß beim Ein- und
Aussteigen eine Gefährdung durch den Kraftverkehr ausgeschlossen werden kann.
Alle Haltestellen entsprechen dem Standard, wie man ihn von den
Neubauabschnitten kennt.
Weniger schön ist, daß man die mit einer derartigen Investition verbundene
Chance zu einem
zweigleisigen Ausbau der Strecke nicht genutzt hat. Es mag Gründe dafür geben.
Völlig unverständlich aber ist, daß keine Maßnahmen ersichtlich sind, die
künftig eine Ausdehnung des 10-Minuten-Verkehrs der 62 auf diesen
Streckenabschnitt ermöglichen könnten. Ein 15-Minuten-Abstand scheidet mit
Rücksicht auf die Taktfolgen der im Anschluß verkehrenden S-Bahn-Züge und
Busse aus. So wird also weiter alle 20 Minuten gefahren. Und das, obwohl
der auf Kosten der Straßenbahn angebotene Schienenersatzverkehr im
Berufsverkehr alle 10 Minuten fuhr. Förderung von Stillegungsbegehren
durch die kalte Küche?
Und somit sind wir auch schon bei den Schwachstellen, die uns trotz der
aufwendigen Sanierung geblieben sind. Die Anforderung für die LSA
Alt-Mahlsdorf/Hönower Straße ist dermaßen mißraten, daß zuweilen Wartezeiten
von über zwei Minuten entstehen. Die planmäßige Fahrzeit von fünf Minuten
zwischen S-Bahnhof Mahlsdorf und der nächsten Ausweichstelle an der
Rahnsdorfer Straße ist somit blanke Theorie. Bei unverzüglichem Passieren
der Kreuzung und weitgehend behinderungsfreiem Fahren ließe sich die Fahrzeit
sogar auf einen Wert unter fünf Minuten drücken, was 10-Minuten-Verkehr mit
den gegebenen Ausweichmöglichkeiten möglich machen würde.
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Auf erneuerter Strecke Richtung S-Bf Mahlsdorf (an der Haltestelle Seestraße). Foto: Marc Heller |
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Besser wäre es natürlich gewesen, die schon seit Jahren geplante
Ausweichstelle Wilhelmsmühlenweg nun endlich zu bauen. Zeit genug hatte man.
Noch besser wäre es natürlich, sich wenigstens für den Abschnitt bis zur
Rahnsdorfer Straße zu einem zweigleisigen Ausbau zu entscheiden. Neben der
möglichen Taktverdichtung und einem stabileren Betriebsablauf würde als
Vorteil vor allem zu Buche schlagen, daß das leidige Fahren im Gegenverkehr
(in Richtung Köpenick) zuende wäre. Nachteil: Es müßte nach einer Lösung
gesucht werden, den Rückstau vor der Kreuzung Alt-Mahlsdorf/Hönower Straße
zu umgehen. Alternativ müßte nach einer Ausweichstrecke für den Kraftverkehr
durch parallel laufende
Straßen gesucht werden. Wie gesagt, man muß ja noch einmal sperren, da kann
noch einiges nachgeholt werden...
Unmöglich sind die Anschlußbeziehungen zur S-Bahn sowohl in Mahlsdorf als auch
in Köpenick. An beiden Punkten bestehen sehr lange Übergangszeiten. In
Köpenick ist dies bedingt durch zweimaliges Überqueren der Straße (mit
Ampelreglung) und das Passieren einer Unzahl von Marktständen. In Mahlsdorf
ist der Weg sehr lang. Ideal wäre eine Fahrplangestaltung, welche die
Straßenbahn genau fünf Minuten vor und nach den S-Bahnen eintreffen bzw.
abfahren ließe, so daß in beiden Richtungen eine angemessene Übergangszeit
vorhanden wäre.
Doch wie sieht es in der Praxis aus? Betrachten wir einen gewöhnlichen
Wochentag. Die S-Bahn in Köpenick trifft in Richtung Stadtbahn zu den Minuten
04, 14, 24 usw. ein; in Richtung Friedrichshagen/Erkner zu den Minuten 05, 15,
25 usw. Die 62 aus Wendenschloß trifft zu den Minuten 01, 11, 21 ... ein. Wer
sich im Laufschritt über den Bahnhofsvorplatz bewegt und in Kauf nimmt, einige
Händler umzuschubsen, schafft die S-Bahn. Ansonsten kann man natürlich erst
einmal einkaufen gehen. Ob das aber tagtäglich jedermanns Sache ist, bleibt
zu bezweifeln. Maßgebend für die Qualität des ÖPNV ist die Gesamtreisezeit
einschließlich der Umsteigevorgänge, und hier sieht es sehr schlecht aus. Das
gilt auch Für die Gegenrichtung: Die 62 in Richtung Wendenschloß erfreut das
Publikum zu den Minuten 02, 12, 22 usw. Während also das Erreichen der S-Bahn
für Umsteiger von der 62 illusorisch ist, gestaltet sich die Umsteigezeit in
der umgekehrten Richtung mit acht Minuten wiederum so lang, daß der Kenner
gleich zum Bus geht, weil er weiß, daß dieser eher fährt.
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In der Hönower Straße liegt das Gleis der 62 in Seitenlage und wird in Fahrtrichtung Wendenschloß in Gegenrichtung zum Kfz-Verkehr befahren, so daß es hier immer wieder zu kritischen Situationen kommt. Foto: Marc Heller |
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Auch ist es sicher kein Trost, daß die für Umsteiger schlechte Fahrplanlage
der 62 zuweilen korrigiert
wird, weil die Bahnhofstraße wieder einmal nicht zügig passiert werden kann.
Das war in der Vergangenheit durch verschiedene Bauvorhaben (unter anderem
Forum Köpenick, die Baustellenlogistik fand im Prinzip auf der Straße statt)
häufiger der Fall. Auch ist die Belastung dieser Engstelle durch den
motorisierten Verkehr entschieden zu hoch.
Nun zum S-Bf Mahlsdorf. Hier wird es für Umsteiger von der S5 aus Richtung
Stadt sehr eng. Die S-Bahnen treffen zu den Minuten 09,19,29 ... ein. Die 62
fährt zu den Minuten 02, 22, 42. Auch dies verlangt aufgrund des langen
Umsteigeweges
gute Kondition, oder man plant täglich einen Einkaufsbummel ein.
Den Fahrplan der 62 sollte sich die BVG also 'mal sehr genau ansehen. Mögliche
Schwierigkeiten, die zugegebenermaßen schwer unter einen Hut zu bekommenden
Anschlußschweipunkte doch noch besser zu bedienen, könnten durch Ausnutzen
zweifellos vorhandener Beschleunigungspotentiale beseitigt oder zumindest
verringert werden.
IGEB
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