Regionalverkehr

Heidekrautbahn vor dem Ende?
Basdorf-Liebenwalde faktisch stillgelegt

Am 30. November 1997 um 21.10 Uhr verließ der letzte Triebwagen den Bahnhof Liebenwalde, um noch einmal über Sandberge, Kreuzbruch, Zehlendorf, Wensickendorf und Zühlsdorf nach Basdorf zu fahren. Seitdem übernimmt der Bus hier die Verkehrsleistung. Offiziell ist die Strecke damit zwar nicht stillgelegt, aber die Fakten sprechen eine deutliche Sprache.

Zug
Bf Basdorf, 30.11.97. Foto: Th. Kabisch

Die DR wickelte bis zur Wende einen umfangreichen Berufsverkehr und an Wochenenden intensiven Ausflugsverkehr ab. Das Ende des Astes nach Liebenwalde begann eigentlich schon 1996, als der spärliche Berufsverkehr an Werktagen komplett auf den Bus verlagert wurde. Seitdem verkehrten die Triebwagen nur an Wochenenden. Nun wurde aufgrund der sanierungsbedürftigen Brücke über den Finowkanal der Zugverkehr komplett eingestellt.

Durch den Naturschutz- und Förderverein Heidekrautbahn wurde stets der Erhalt und die notwendige Sanierung gefordert. Insbesondere die Kommunen haben es bei Beteuerungen belassen. Immer wieder wurde deutlich, daß die Direktanbindung nach Berlin fehlt. Die geringe Streckengeschwindigkeit, der Umsteigezwang in Basdorf und die schlechte Anbindung nach Berlin machen die Bahn für die Pendlerströme unattraktiv.

Kartenausschnitt
DR-Netzkarte Juli 1987.
Zug auf idülischer Strecke
Vergangenheit: Die Strecke Basdorf-Liebenwalde bei Kreuzbruch. Foto: Thomas Kabisch, November 1995

Die stets überfüllten Ausflugszüge der Berliner Eisenbahnfreunde zeigen, daß ein erhebliches Potential verhanden ist. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, daß das Land Brandenburg eine Weiterbestellung des SPNV auf dem nördlichen Abschnitt von einer Bestellung Berlins auf der alten Stammstrecke abhängig macht.

In den nächsten Jahren ist kaum eine Veränderung zu erwarten. So scheint das Schicksal der Strecke besiegelt zu sein. Es drängt sich der Verdacht auf, daß die anfangs erwähnte Brücke sowohl der Deutschen Bahn AG als auch dem Land Brandenburg nicht ganz ungelegen kam. So differieren auch die angegebenen Kosten für eine Sanierung zwischen 2 und 20 Mio. DM. Steht in diesem Jahr dem Ast nach Groß Schönebeck ein ähnliches Schicksal bevor? Hier gibt es zwei Brücken. Ist zu befürchten, daß hier nur der Stummel des einstiges Netzes übrigbleibt?

IGEB
Abteilung S-Bahn und Regionalverkehr

aus SIGNAL 2/1998 (März 1998), Seite 14

 

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