Die Regiobahn Kaarst—Neuss—Düsseldorf—Mettmann ist Vorbild für ganz Europa
– davon bin ich nach meinem Besuch am
Hauptsitz des Unternehmens in Mettmann
am 26. Februar 2015 überzeugter denn je.
Ende der 1980er Jahre wollte die damalige
Deutsche Bundesbahn Teile der Strecke
nahe Düsseldorf aufgeben. Begründung:
Nur 300 Fahrgäste rechtfertigten keinen
Betrieb mehr. Aktive Bürgerinitiativen sowie
die betroffenen Städte und Kreise stellten
diese verquere Logik vom Kopf auf die
Füße und überlegten: Wie können wir die
Bahn so attraktiv machen, dass wieder mehr
Menschen mitfahren? 1998 übernahmen die
Städte und Kreise die Infrastruktur und beauftragten
ein Bahnunternehmen mit dem
Betrieb. Der Erfolg gibt ihnen Recht: Statt
300 fahren heute täglich mehr als 23 000
Menschen mit den Zügen. Das ist eine Steigerung
um sagenhafte 7600 Prozent! Hätte
sich der Staatskonzern mit seiner kundenfeindlichen
Politik damals durchgesetzt, wären
all diese Pendler heute auf der Straße
unterwegs.
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Regiobahn als S 28 in Mettmann Stadtwald im Jahr 2006. Ab 2016 sollen die Züge von hier weiter nach Wuppertal fahren Foto: Hans-Christian Kords |
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Wichtig für den Erfolg waren vor allem zuverlässige
und verdichtete Taktfahrpläne mit
Fahrten bis in die Nacht (unter der Woche bis
1 Uhr, am Wochenende bis 3 Uhr), eine enge
Verzahnung mit anderen Verkehrsmitteln,
gut erreichbare Haltestellen und ein hohes
Serviceniveau.
Nun soll die Regiobahn Ende 2016 nach
Osten bis Wuppertal Hbf und später auch
nach Westen grenzüberschreitend bis Venlo
in den Niederlanden verlängert werden.
Dieses Beispiel ist zum Nachmachen geeignet
– denn in vielen Teilen Europas sind
Städte und Regionen von der Abkoppelung
durch Staatskonzerne bedroht.
Mehr über die Regiobahn: www.regio-bahn.de
Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA und
Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
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