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Die BVG hat mal ausgemalt, wie das wäre: Die doofe Straßenbahn größtenteils
stillgelegt, der Bus fährt nur bis zur nächsten Schnellbahnstation und dort,
wo U- oder S-Bahn in etwa einem Kilometer Entfernung fahren, gar nicht mehr.
„Wesentliche Leistungseinschränkungen" dürfe es freilich nicht geben,
haben Sie erklärt und mich gleich wieder zum Schmunzeln gebracht: „wesentlich"
ist schließlich Auslegungssache. Damit man aber doch eine Vorstellung
bekommt, worauf Sie hinaus wollen, gaben Sie die Parole aus: „Kein
Parallelverkehr mehr!" Dabei sind Sie uns nicht gleich wieder mit
Pankow gekommen, nein, Sie haben uns die Steglitzer Schloßstraße als
Beispiel genannt, „auf der mehrere Buslinien verkehren, obwohl darunter
die U-Bahn fährt und die S-Bahn bequem zu Fuß zu erreichen sei",
wie Sie zitiert werden.
Schließlich sind Sie, lieber Klaus Böger, nicht nur Steglitzer Abgeordneter
und Steglitzer Kreisvorsitzender Ihrer Partei, nein, Sie wohnen seit
Jahrzehnten in Steglitz! Deshalb wissen Sie genau, welche Riesensauerei in
Sachen ÖPNV auf der Schloßstraße abläuft und wie schön alles sein könnte:
Der 148 fährt von Tiergarten aus nur bis zum Walther-Schreiber-Platz, da
steigen dann alle Kunden des öffentlich-rechtlichen Kombinats Berliner
Verkehrsbetriebe in die U-Bahn um, fahren zwei Stationen bis Rathaus
Steglitz und klettern da wieder in den Bus zurück. Das bringt auch eine
bessere Auslastung der Tunnelstrecke, verlassen doch die meisten Fahrgäste
die Züge aus Richtung Zoo schon am Schreiber-Platz. Genaugenommen stellt
allerdings auch die U-Bahn einen Parallelverkehr dar. Also, zeigen Sie
Ihren bewährten Mut: Die Strecke unter der Schloßstraße wird stillgelegt,
denn schon nach einem kurzen, Ihrer Aussage nach „bequemen" Fußmarsch
von nicht einmal vierhundert Metern können die Beförderungsfälle an der
Feuerbachstraße mit der im attraktiven Zehn-Minuten-Takt verkehrenden
S-Bahn zum Busanschluß am Rathaus Steglitz weiterfahren. Und das mit
vollen Einkaufstüten und womöglich zwei Kindern im Schlepptau.
Ihr Spezi Landowsky ist davon ganz begeistert. Denn das macht natürlich
kein Mensch, der ein Auto hat und noch ganz bei Trost ist. Weiter sinkende
Fahrgastzahlen wären dann ein Argument für noch weniger Leistung und noch
höhere Preise, bis dann jeder mit dem Pkw fährt. Mit der Aufhebung des
„Parallelverkehrs" würde der Senat ja nicht nur prima Geld sparen, es
wäre auch endlich mehr Platz auf den Straßen. Zwar nicht viel mehr,
zumal es dann mehr Autos gibt. Hoffentlich merkt Ihre Partei nicht zu
früh, was Sie da eigentlich treiben, und krönt Sie noch zum
Spitzenkandidaten bei der nächsten Abgeordnetenhauswahl.
Darauf freut sich
Ihr Jan Gympel
Jan Gympel
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