Inzwischen waren sie vor einer Milchglastür angelangt. Die Tür
flog auf und er wurde mit einem heftigen Stoß in das Zimmer
befördert. Sculder, der von dem Schlag auf den Kopf noch benommen
war, brauchte einige Zeit, um sich zu orientieren.
Es war dunkel, es war verqualmt - und er war nicht allein. "Nun
Mr. Sculder, ich freue mich nicht, Sie schon wiederzusehen!"
ertönte eine schneidende Stimme aus einer Ecke des Raumes.
"Wir hatten Ihnen eine Warnung zukommen lassen, Ihre Nase
nicht ständig in unsere Angelegenheiten zu stecken!"
"Ach ja ? Ich lasse mich nicht von ein paar 'zufällig'
herabfallenden Putzbrocken auf einem beliebigen U-Bahnhof
einschüchtern, denn ich kämpfe für das Gute!"
"Sie reden, wenn Sie gefragt werden!", herrschte ihn sein
Gegenüber an. "Wir tun alles, um die freiheitlich-demokratische
Grundordnung zu schützen und Sie funken uns dazwischen."
"Aber Sie sind bei der BVG und die ist kein Geheimdienst!",
entgegnete Sculder.
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Um dem Individualverkehr trotz Bauarbeiten in der Stubenrauchstraße freie Fahrt zu bieten, wurde die Springbornstraße teilweise zur Einbahnstraße. Zur Bedienung der Schleife Lindhorstweg - Springbornstraße wurden zusätzliche Fahrten eingerichtet, unverständlicherweise als „165“. Foto: Matthias Gibtner |
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"Möglich. Aber wir sind bei der BVG die verdeckte Abteilung MIB. Das
bedeutet 'Mangelhaftes Informations-Büro'. Wir geben den Fahrgästen
Rätsel auf, über die sie nachdenken können. Wer über spontane
Fahrplanänderungen, Umleitungen und Ersatzverkehre nachgrübelt,
hat wohl keine Zeit mehr für Revolutionen und ähnlichen Unsinn! Hätte
der Preußen-König
unsere Abteilung gehabt, denken Sie, daß der damals im März 1848
soviel Ärger gehabt hätte? Einfach irgendwo die Straße aufreißen,
Umleitungen fahren und keine Aushänge an bringen: ich sage
Ihnen, das wirkt Wunder. Und Sie stören uns dabei!"
"Sie werden damit nicht durchkommen! Was Sie seit Wochen in Johannisthal
mit den Linien 160 und 165 veranstalten, ist ungeheuerlich! Man wird
Sie zur Verantwortung ziehen." "Ach und wofür bitte? Wollen Sie mich
etwa verhaften, weil ich meinen Job gut gemacht habe?!"
"Wir haben dafür gesorgt, daß es nirgendwo auch nur den kleinsten
Aushang gibt. Wir haben uns auch die Zielschilder der Busse ausgedacht:
'165/ERSATZ RICHTUNG S-BFSCHÖNEWEIDE'. Bei Bussen, die am Bahnhof abfahren,
ist das doch genial, oder etwa nicht? Die Frage, was da ersetzt wird und
wo genau in Johannisthal-Süd überhaupt Busse fahren, ist die
meistdiskutierte in dem Treptower Ortsteil. Nun zu Ihnen. Ich überlege
noch, was wir mit Ihnen machen sollen. Wenn wir Sie verschwinden
lassen, sorgt das unnötig für Aufsehen."
Damit war die merkwürdige Unterhaltung beendet. Ebenso unsanft,
wie er hineingelangt war, wurde Sculder wieder aus dem
Zimmer hinausbefördert.
"Zwei Ecken weiter ist eine Bushaltestelle. Der Bus kommt in fünf
Minuten. Sie sollten sich beeilen - die Linie ist für Verfrühungen
bekannt. "Die schwere Eingangstür hinter Sculder schloß sich. Im
Umdrehen las er die Schrift auf der Metalltafel: „DB AG,
Niederlassung Berliner Verkehrsbetriebe, Stabsabteilung MIB".
Akte Y Die ungelösten Fälle des Berliner Fahrgastverbandes
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