Fernverkehr

Bahn verzichtet auf Gesamt-Berliner Aushangfahrplan

Seit 24. Mai spielt die Stadtbahn für Berlin praktisch die Rolle eines neun Kilometer langen Hauptbahnhofs. Der größte Teil des Fernverkehrs ist hier gebündelt. Fünf RegionalExpress-Linien führen ebenfalls über die Strecke zwischen Zoo und Ostbahnhof, zusätzlich bedienen sie den Bahnhof Alexanderplatz. Aber einen Fahrplanaushang, der die täglich rund 360 Züge komplett enthält, gibt es nicht. Der wäre - so Kirstin Kobs vom DB-Geschäftsbereich Personenbahnhöfe - viel zu kompliziert.

Bisher konnten sich die Reisenden beispielsweise in Lichtenberg auch über Verbindungen ab Zoologischer Garten informieren. Wer jetzt - ohne das Kursbuch im Gepäck - in Lichtenberg wissen will, wann der IC vom Zoo nach München fährt, muß den Auskunftsautomaten bedienen, am Servicepoint oder im Reisezentrum fragen. Vielleicht ist die Warteschlange dort ja gerade nicht nervtötend lang, vielleicht sogar noch das Heft „Städteverbindungen" vorrätig. Die Aushangfahrpläne informieren jedenfalls nur noch über Abfahrt und Ankunft auf dem jeweiligen Bahnhof. Die seit Jahrzehnten, selbst zu Zeiten der Teilung für Ost und West (!) ausgehängte Komplettübersicht fehlt.

Das Argument, bei der Vielzahl von Zügen würde ein Gesamt-Berliner Aushangfahrplan eher verwirren, kann kaum überzeugen. Gerade weil sich der Verkehr jetzt stark auf der Stadtbahn konzentriert, ließe sich ein Großteil der Verbindungen übersichtlicher als bisher darstellen. Zumindest eine Tafel „Abfahrt der Züge von der Stadtbahn" ist da nicht zu viel verlangt. Ergänzt werden könnte sie um Hinweise auf von anderen Bahnhöfen abgehende Züge.

Die Situation auf der Stadtbahn ist übrigens mit der auf der Hamburger Verbindungsbahn vergleichbar. Dort gibt es Aushänge, die alle Züge ab Altona, Dammtor, Hauptbahnhof und Harburg zusammenfassen. Warum soll das in Berlin - hier Zoo, Alexanderplatz und Ostbahnhof - unmöglich sein? Bei der Reichsbahn gab es einst die Tafeln „Abfahrt auf der Stadtbahn nach dem Osten" und „Abfahrt auf der Stadtbahn nach dem Westen". Dieses rein an Himmelsrichtungen orientierte Schema taugt zwar bedingt als Vorbild (da Züge z.B. nach Stralsund Berlin teils ostwärts, teils westwärts verlassen), in modifizierter Form läßt es sich aber durchaus anwenden.

Vielleicht beherzigt die DB AG ja für's erste einen simplen Vorschlag und gibt am Zoo wenigstens die Züge ab Ostbahnhof mit einem zusätzlichen Aushang bekannt. Dann erführe der Reisende auch in der West-City, wann er per InterRegio nach Rostock oder Chemnitz kommt. Umgekehrt gilt dieser Vorschlag natürlich auch: Daß beispielsweise die weiterhin am Zoo Kopf machenden Züge der wichtigen Relation Hamburg - Berlin - München im Aushang am Ostbahnhof fehlen, können wir nicht akzeptieren.

IGEB

aus SIGNAL 4-05/1998 (Juni 1998), Seite 27

 

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