Im Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg
wird sich zum kommenden Fahrplanwechsel
am 13. Dezember 2015 im Vergleich zu den
letzten Jahren relativ viel ändern. Ein Grund
dafür liegt scheinbar weit weg: die Eröffnung
der Neubaustrecke zwischen Erfurt und Halle/Leipzig.
Mit dieser ändert sich das Fahrplankonzept
auf mehreren Fernverkehrslinien. Das
betrifft natürlich vor allem die Strecke Berlin—Nürnberg—München,
aber auch die Fahrzeiten
zwischen Berlin und Hamburg. Das führt
auf einigen Regionalzuglinien zu teilweise gravierenden
Beeinträchtigungen für die Fahrgäste,
da mehrere integrale Taktknoten und damit
wichtige Anschlüsse wegfallen. Andere Fahrgäste
profitieren von den Änderungen.
Besonders negative Auswirken
auf den RE 2
Wegen geänderter Fernverkehrsfahrzeiten
wird der RE 2 in und aus Richtung Norden
künftig in Nauen von Fernverkehrszügen
überholt. Die Folge sind längere Fahrzeiten
zwischen Berlin und allen Halten hinter Nauen.
Schwerwiegend ist, dass diese Linie nicht
mehr den Nullknoten in Bad Kleinen erreicht.
Damit entfallen Anschlüsse in Richtung
Lübeck und Rostock. Dafür gibt es künftig
Knoten zur Minute 30 in Neustadt (Dosse)
und zur Minute 00 in Wittenberge. Damit
verbessern sich die Anschlüsse in Richtung
Kyritz. Auch die EC nach Hamburg fahren
künftig alle zwei Stunden, versetzt zu den
durchgehenden RE, so dass sich in Richtung
Ludwigslust und im Anschluss nach Schwerin
stündliche Fahrtmöglichkeiten ergeben.
Auch auf dem Südast des RE 2 ändern sich
die Fahrzeiten um einige Minuten. Damit die
Züge auch weiterhin den Nullknoten in Cottbus
bedienen können, müssen fast alle Halte
in Raddusch und Kolkwitz bzw. Kunersdorf
entfallen.
Linientausch RE 3/RE 5
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Regionalbahnsteig Ostkreuz auf dem Ring. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 halten auf Berlins wichtigstem S-Bahnhof erstmals auch Regionalzüge: die neue RB 24 Eberswalde—Senftenberg, die RB 12 nach Templin und die RB 25 nach Werneuchen. Da die DB kein Bahnsteigdach bauen wollte, hat das Land Berlin dieses aus einbehaltenen S-Bahn-Geldern finanziert. Foto: Marc Heller |
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Die Südäste der Linien RE 3 und RE 5 werden
vertauscht. Künftig fährt der RE 3 von
Stralsund über Pasewalk und Jüterbog nach
Falkenberg (Elster) bzw. von Schwedt nach
Lutherstadt Wittenberg und der RE 5 von
Rostock bzw. Stralsund über Neustrelitz
nach Elsterwerda. Zudem verschieben sich
die Fahrzeiten. Dadurch verpasst der RE 3 in
Falkenberg praktisch alle Anschlüsse.
Um die gravierendsten Folgen zu lindern,
bestellt das Land Brandenburg zusätzliche
Fahrten „zu bestimmten Zeiten“. Einerseits
fährt der RE 3 dann weiter von Falkenberg
über Bad Liebenwerda nach Elsterwerda-
Biehla; anderseits wird die RB 43 aus Cottbus
zu diesen Zeiten nach Herzberg (Elster) verlängert,
um wenigstens für Herzberg Verbindungen
nach Leipzig und Cottbus zu bieten.
Bessere Fahrplanlage für RB 33
Die Fahrzeiten der Linie RB 33 von Wannsee
nach Jüterbog verschieben sich um etwa
eine halbe Stunde, damit die Anschlüsse
zum RE 3 in Jüterbog bestehen bleiben.
Positive Folge ist, dass sich damit RE 7 und
RB 33 zwischen Wannsee und Michendorf
zu einem annähernden Halbstundentakt ergänzen,
statt wie bisher kurz nacheinander
zu fahren. Auch zwischen Ludwigsfelde und
Berlin ergeben sich mit RE 3 und RE 4 künftig
halbstündliche Fahrmöglichkeiten.
Ostkreuz bekommt Regionalverkehr
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Zur VBB-Regionalkonferenz am 25.6.2015 in Lübbenau wurden die Teilnehmer von etwa 70 Demonstranten aus Raddusch empfangen, die den vollständigen Erhalt ihres Bahnhofes fordern. Respekt! Würden sich alle Einwohner und Fahrgäste so lautstark für Ihren Bahnhof auf dem Lande engagieren, so hätte die Bahnerschließung in der brandenburgischen Politik sicher auch mehr Gewicht. Foto: Florian Müller |
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Eine weitere gravierende Änderung zum
Fahrplanwechsel mit deutlichen Verbesserungen
für viele Fahrgäste bringt die Inbetriebnahme
des oberen Regionalbahnsteigs
im Bahnhof Ostkreuz an der Ringbahn. Hier
kommt es zu folgenden Neuerungen:
Die RB 12 aus Richtung Templin wird über
Berlin-Lichtenberg nach Ostkreuz verlängert.
Die lange Standzeit in Oranienburg
in beiden Richtungen entfällt, dadurch
kommt man schneller vom Ostteil Berlins
nach Templin. Die Anschlüsse vom RE 5 von
Berlin Hauptbahnhof nach Templin und zurück
bleiben, dagegen fallen die Anschlüsse
zwischen dem RE 5 Richtung Norden und
Berlin-Lichtenberg weg.
Die RB 25 Richtung Werneuchen wird
ebenfalls bis Ostkreuz verlängert.
Die RB 19 wird in die Linie RB 24 einbezogen.
Die Linie fährt dann von Eberswalde
über Bernau, Berlin-Hohenschönhausen,
Lichtenberg, Ostkreuz und Schöneweide
nach Königs Wusterhausen und dann wie
die bisherige RB 19 nach Senftenberg unter
Bedienung der Unterwegshalte.
Die direkte Verbindung von Gesundbrunnen,
Hauptbahnhof und Südkreuz durch
den Tunnel entfällt. Da diese jedoch wegen
der Umwegführung und langen Standzeiten
in Schönefeld recht zeitraubend ist, werden
die meisten Teile Berlins von der Görlitzer
Bahn aus dennoch schneller erreicht als jetzt.
Die RB 26 nach Kostrzyn beginnt und endet
auch weiterhin in Lichtenberg. Hier muss
bis 2018 gewartet werden, wenn der Bahnhof
Ostkreuz endgültig fertig ist.
Weitere Änderungen im Liniennetz des
Regionalverkehrs
- RE 7 verkehrt wieder bis Wünsdorf-Waldstadt
anstatt Zossen. Die einschränkenden
Bauarbeiten sind dann soweit abgeschlossen.
- Die RB 10 aus Nauen wird von Berlin Hbf
(tief) bis Südkreuz verlängert.
- Die nur Montag bis Freitag fahrende Linie
RB 20 verkehrt versuchsweise auf ihrem
gesamten Laufweg von Oranienburg
nach Potsdam im Stundentakt (bislang
zwischen Hennigsdorf und Potsdam nur
alle 2 Stunden).
- Die RB 23 aus Potsdam über Caputh beginnt
und endet künftig baubedingt statt
in Michendorf in Beelitz Heilstätten mit
Anschlüssen zum RE 7 in beide Richtungen.
Angebotsverbesserungen beim S-Bahn-Verkehr
- Die S 75 verkehrt nun auch sonntags im
10-Minuten-Takt auf der Stadtbahn bis
Westkreuz. Damit wird auch – wie schon
an den anderen Tagen – die 7-Minuten-Lücke
dort geschlossen und eine langjährige
IGEB-Forderung erfüllt.
- Auf der Ringbahn (S 41/S 42) wird der Nachfrage
entsprechend der 5-Minuten-Takt sowohl
vormittags als auch abends um etwa
eine Stunde nach hinten ausgedehnt.
- Mit der Fertigstellung des zweigleisigen
Abschnitts zwischen Strausberg und Hegermühle
verkehrt die S 5 Montag bis
Freitag im Tagesverkehr alle 20 Minuten
bis Strausberg Nord (bisher nur alle 40 Minuten).
- Als (Teil-)Kompensation werden die
S 5-Verstärker außerhalb der HVZ von
Hoppegarten nach Mahlsdorf zurückgezogen.
- Die Ausweitung des 10-Minuten-Taktes
bis Charlottenburg auf der S 7 bis ca 23
Uhr erfolgte bereits im Dezember 2014.
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Die S 75 verkehrt bald auch am Sonntag alle 10 Minuten bis Westkreuz und schließt so eine 7-Minuten-Lücke auf der Stadtbahn. Foto: Marc Heller |
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Mit der Bestellung dieser zusätzlichen Verkehrsangebote
durch Berlin und Brandenburg
reagieren die beiden Länder auf die
wachsende Verkehrsnachfrage im wachsenden
Ballungsraum Berlin. Es ist zu hoffen,
dass die S-Bahn Berlin GmbH in der Lage
ist, diese Angebote auch zu fahren, denn
in den letzten Monaten gab es durch Fahrzeugmangel
immer wieder Zugausfälle und
verkürzte S-Bahn-Züge.
Fazit
Es gibt zum Fahrplanwechsel eine Reihe von
Verbesserungen für den Fahrgast, vor allem
innerhalb Berlins mit entsprechendem Nutzen
auch für die Brandenburger. Mehr und
mehr aber wachsen die Konflikte zwischen
Fern- und Regionalverkehr.
Zwar konnte abgewendet werden, dass der
integrale Taktknoten in Cottbus zerstört wird
(was lange in Diskussion war), dennoch gibt es
eine Reihe von Verschlechterungen. Die Taktknoten
in Falkenberg und Bad Kleinen werden
stark eingeschränkt. Aus Berliner Sicht betrifft
das unter anderem die Verbindungen nach
Torgau, teilweise auch Bad Liebenwerda oder
im Norden nach Lübeck. Die Reisezeiten nach
Wittenberge oder Lutherstadt Wittenberg im
Regionalverkehr verlängern sich.
Mehrere Stationen werden nur noch
eingeschränkt bedient, beispielsweise Raddusch,
was dort die Entwicklung des Tourismus
behindert, der für die wirtschaftliche
Entwicklung der Region aber immer wichtiger
wird.
Verschiedentlich versuchen die Aufgabenträger
dagegenzusteuern, indem sie
zusätzliche Leistungen als Kompensation
für weggefallene Halte oder Anschlüsse bestellen,
beispielsweise das Land Brandenburg
im Raum Falkenberg oder Sachsen-Anhalt zwischen Zahna und Lutherstadt
Wittenberg. Jedoch müssen diese aus den
Regionalisierungsmitteln finanziert werden,
so dass anderswo Leistungen entfallen
könnten.
(kut)
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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