Nach Protesten aus der Region und von
Bundestags- und Europaabgeordneten, insbesondere
von Bündnis 90/Die Grünen, bei
der polnischen Infrastrukturministerin Maria
Wasiak wurde diese grenzüberschreitende
Regionalbahnverbindung ab dem 6. Februar
2015 wieder eingeführt, allerdings mit
deutlich eingeschränkten Verkehrszeiten
von Freitag bis Montag. Ab dem 1. September
2015 wird dieses Angebot nun wiederum
eingestellt. Wie das polnische Verkehrsunternehmen
Przewozy Regionalne Ende Juli
bekannt gab, werde man sich künftig auf regionale
Zugverbindungen innerhalb Polens
beschränken. Von einem für die Bahnkunden
zuverlässigen, verlässlichen Angebot
kann hier keine Rede sein.
Unverständlich ist, dass dieses Zugangebot
kaum beworben wurde und damit
weitgehend unbekannt war. Die Information
in der DB-Kundenzeitung „Punkt 3“ war
leider eine Ausnahme. Außerdem ließ das
zuletzt gefahrene Angebot, abgesehen von
der zeitlichen Einschränkung, viele Wünsche
offen. So war der Fahrplan vor allem auf
polnische Bedürfnisse zugeschnitten. Eine
preisgünstige Tagestour von Berlin aus nach
Poznań war nicht sinnvoll möglich.
Nachdem Anfang März 2015 ebenso
überraschend und ebenfalls im laufenden
Fahrplanjahr die Züge zwischen Görlitz und
Wrocław (Breslau) gestrichen wurden, ist der
Trend unübersehbar: Europa wächst vorrangig
auf der Straße zusammen! Grenzüberschreitende
Bahnverbindungen werden
zur Seltenheit; der Verkehrsträger Schiene
versinkt immer weiter in der Bedeutungslosigkeit,
sofern nicht endlich gegengesteuert
wird.
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Regionalbahnzug von Frankfurt (Oder) nach Poznan. Ab 1. September 2015 ist dieses Angebot bereits wieder Vergangenheit. Nicht nur in dieser wichtigen Relation fehlt eineblängerfristige Finanzierungsvereinbarung, die ein kundengerechtes und zuverlässiges Grundangebot im Regionalbahnverkehr Deutschland—Polen gewährleistet. Mit neuen Finanzierungswegen, z. B. in Form von „EU-Regionalisierungsmitteln“, könnte der grenzüberschreitende Verkehr gefördert werden. Foto: Sebastian Kliems |
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Darüber kann auch die jüngste Meldung
zu der sehr erfreulichen Nachfragesteigerung
auf der Regionalbahnlinie RB 66
(Berlin—)Angermünde—Szczecin (Stettin)
nicht hinwegtäuschen. Im Jahr 2014 nutzten
rund 325 000 Fahrgäste die Züge dieser
Linie grenzüberschreitend. Das sind im Vergleich
zum Jahr 2009, also vor Einführung
des attraktiven „Berlin-Stettin-Tickets“, rund
215 000 Reisende mehr.
Aber auch auf dieser Strecke mangelt es
an Impulsen zur weiteren Verbesserung des
Angebots. So soll es zwar ab dem Fahrplanwechsel
im Dezember 2015 statt derzeit
zwei dann insgesamt drei täglich verkehrende,
umsteigefreie Zugpaare (d. h. ohne
den Umsteigezwang in Angermünde) in der
Relation Berlin—Stettin geben und freitags
sogar ein viertes, aber noch immer gibt es
beispielsweise keine Durchbindung an die
polnische Ostseeküste nach Kolobrzeg (Kolberg).
Auch der Ausbau der Bahnstrecke Berlin—
Stettin lässt auf sich warten. So wurde
am 20. Dezember 2012 zwar das deutschpolnische
Abkommen zum Ausbau der Eisenbahnstrecke
Berlin—Stettin unterzeichnet,
die Realisierung ist jedoch noch immer
nicht über das Planungsstadium hinausgekommen.
Die Verantwortlichen in Politik, Verwaltung
und bei den Bahnen sind gefordert,
hier endlich konkrete Verbesserungsmaßnahmen
umzusetzen. Vermittelbar sind die
eingetretenen Verzögerungen der Öffentlichkeit
nicht mehr.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV) und
IGEB Fernverkehr
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