Rabatt auf Sparpreise mit BahnCard 50
„Hurra!“, wird manch ein Inhaber einer Bahn-Card
50 gerufen haben, als er erfuhr, dass
die DB AG im Zeitraum vom 1. August bis
30. September testweise für Reisetage bis
11. Dezember 2015 einen Sparpreis anbieten
wird, bei dem der Inhaber einer BahnCard
50 auf seinen Sparpreis 25 Prozent Ermäßigung
erhält. Doch der Jubel wird schnell
verhallen.
Rückblick: Die BahnCard 50 ist das Urgestein
der Rabattkarten für Bahnfahrten. Seit
jeher erhält der Inhaber 50 Prozent Ermäßigung
auf den Normalpreis. Mit
dem Start vom „Preis- und Erlösmanagement
Personenverkehr“
(kurz PEP genannt) im Jahre
2002 wurden die Vorläufer der
heutigen Sparpreise (Plan&Spar)
eingeführt, und die BahnCard 50
erhielt eine kleine Schwester: die
BahnCard 25. Die war im Anschaffungspreis
günstiger als die Bahn-Card 50, gewährte dafür auf den
Normalpreis aber nur 25 Prozent
Ermäßigung. Der Clou war jedoch, dass man
die BahnCard-25-Ermäßigung auch auf den
Plan&Spar/Sparpreis anwenden konnte und
somit nicht selten sogar wesentlich preiswerter
fuhr, als mit dem halben Normalpreis. Den
BahnCard-50-Kunden blieb diese Kombinationsmöglichkeit
jedoch verwehrt, trotz des
Sturms der Entrüstung. Bis heute!
Das neue Test-Angebot nennt sich „Bahn-
Card 50 Sparpreis“, ist gut gemeint, aber in
der Umsetzung eine mittlere Katastrophe. Zunächst
kann nun der Inhaber einer BahnCard
50 einen Sparpreis kaufen, wie jeder andere
auch. Dieser beinhaltet zusätzlich eine Ermäßigung
von 25 Prozent, den bisher schon Bahn-Card-25-Kunden
bekamen. Soweit, so gut. Es
gibt aber eine Reihe von Haken.
Das Angebot „BahnCard 50 Sparpreis“ gibt
es nur für Zugverbindungen im Fernverkehr
mit ICE, InterCity oder Nachtreiseverkehr.
Will der Kunde aufs Land reisen, kommt er
meist ab dem Fernverkehrsbahnhof einer
größeren Stadt nur mit einem Regionalzug
zum Ziel. In diesem Fall gibt es keinen
„BahnCard 50 Sparpreis“, sondern nur den
normalen Sparpreis ohne BahnCard-Rabatt
(bzw. mit BahnCard-25-Ermäßigung) oder
den üblichen halben Normalpreis. Die Nutzung
von Regio-Zügen im Zusammenhang
mit der City-Funktion (siehe SIGNAL 1/2013)
bleibt uneingeschränkt.
Reisen mehrere Personen zusammen, von
denen mehre eine BahnCard 50 haben, so
erhält jeder Inhaber auf seinen Preisanteil
die 25 Prozent Ermäßigung. Eine Kombination
von Reisenden mit BahnCard 50 und 25
in einer Fahrkarte ist jedoch nicht möglich.
In Abhängigkeit mit der Preisstufe und der
Neuregelung des Mitfahrerrabattes (siehe
unten) kann eine getrennte Buchung der
Reisenden mitunter günstiger ausfallen. Das
verkompliziert die günstigste Preisfindung.
Dass Reisepläne sich kurzfristig ändern
können, sollte hinreichend bekannt sein.
Beim regulären Sparpreis mit oder ohne
BahnCard-25-Ermäßigung kann man daher
einen so genannten Sparpreis-Zusatz (Differenz
zum Normalpreis+Gebühr) kaufen, um
die Zugbindung aufzuheben und eine andere
Verbindung am Reisetag zu nutzen. Aber
für den „BahnCard 50 Sparpreis“ ist diese Regelung
ausdrücklich ausgeschlossen! Man
kann nur vor dem ersten Geltungstag der
Fahrkarte regulär (gegen 17,50 Euro Gebühr)
stornieren oder ab dem ersten Geltungstag
die festgeschriebene Fahrt nutzen. Ansonsten
muss man das Ticket verfallen lassen.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßt
die Idee der Kombinierbarkeit von
Sparpreisen mit der BahnCard 50, kann
aber nicht nachvollziehen, warum die
Deutsche Bahn so komplizierte Regularien
einbaut und somit unnötigen Ärger
vorprogrammiert.
Die Dynamisierung der Unverschämtheit
„Warum einfach, wenn es doch auch kompliziert
geht!?“, muss sich ein Tarifverantwortlicher
bei der Bahn gedacht haben, und erfand
den Mitfahrerrabatt neu. Egal, welche
Sparpreisstufe ein Reisender bisher gebucht
hatte, jeder Mitreisende erhielt auf seine
Sparpreispauschale 9 Euro Ermäßigung. Das
war für Kunden einfach und nachvollziehbar.
Nun gibt es stattdessen einen Festpreis für
den Mitreisenden in Höhe von 19 Euro. Damit
fällt für jede Sparpreisstufe die Ersparnis unterschiedlich
aus (siehe Tabelle). Für nur fünf
(!) Stufen wird es etwas günstiger, für alle anderen,
insbesondere die höherpreisigen, jedoch
teurer. Denn für Preisstufen ab 41 Euro
(für einen Reisenden) erhält man keine Mitfahrerermäßigung
mehr. Das heißt, dass alle
Mitreisenden nun den gleichen Preis zahlen,
wie die erste Person. Für Sparpreiskunden
der ersten Wagenklasse fällt der Mitfahrerrabatt
vollständig weg. Die DB AG nennt das
„Dynamisierung des Mitfahrer-Rabatts beim
Sparpreis“, der Berliner Fahrgastverband IGEB
nennt es „Eine Unverschämtheit!“.
Stilblüten des Preisdrucks
Dass die Deutsche Bahn unter einem enormen
Preisdruck steht – insbesondere im
Wettbewerb mit den Fernbussen – ist hinlänglich
bekannt. Um wettbewerbsfähig zu
bleiben, ist daher eine grundlegende Überarbeitung
des Preissystems erforderlich.
Aber die Einführung einzelner komplizierter
Lockangebote ist der falsche Weg. Der Berliner
Fahrgastverband IGEB bekräftigt daher
seine Forderung nach einer preiswerten
und vor allem einfachen Tarifstruktur ohne
Haken, Ausnahmen und tausend Sonderregelungen.
Der Schienenverkehr ist das Fundament
der mobilen Daseinsvorsorge. Es
muss in Zukunft wieder möglich sein, ohne
Hochschulstudium des Tarifwesens eine
preiswerte Fahrkarte kaufen zu können!
(BfVst)
Berliner Fahrgastverband IGEB
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