Sowohl für die S-Bahn-Verlängerung als
auch für die Regionalbahnstärkung gibt es
verkehrsplanerische Argumente dafür und
dagegen. Eine Verständigung beider Lager
auf ein gemeinsames Konzept schien bisher
aussichtslos. Aber nun ist die S-Bahn Berlin
GmbH mit einem Kompromiss-Lösungsvorschlag
an die Öffentlichkeit gegangen, für
den sich S-Bahn-Chef Peter Buchner persönlich
engagiert.
Das Konzept
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Ein- und Aussteiger pro Tag 2012 (S 5, RB 10/14, RE 2 und RE 6) Daten: S-Bahn Berlin GmbH Kartengrundlage: OSM |
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Das Konzept geht von einem größtenteils
eingleisigen, teilweise aber auch zweigleisigen
S-Bahn-Neubau mit herkömmlicher
Stromschiene nördlich der vorhandenen
Fern-/Regionalbahngleise von Spandau
bis Nauen aus. Dadurch können die Regionalzüge
der Linien RB 10/14 größtenteils
durch S-Bahnen ersetzt werden. Als Fahrzeuge
kommen auf der Express-S-Bahn
herkömmliche 100 km/h schnelle S-Bahn-Züge
ohne spezielle Express-Ausrüstung
zum Einsatz.
Das von der S-Bahn vorgeschlagene Fahrplankonzept:
- Von der Stadtbahn fährt die S 5 wie bisher
alle 10 Minuten bis Spandau, mit Halt auf
allen Unterwegsbahnhöfen.
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Eine der beiden Zuggruppen wird von
Spandau nach Albrechtshof verlängert
(20-Min-Takt, mit Halt auf den Unterwegsbahnhöfen
Nauener Straße und
Hackbuschstraße).
- Zusätzlich fährt von der Stadtbahn kommend
ein „Express-Zug“ als dritte Zuggruppe
(S 5 X) im 20-Min-Takt ohne Halt zwischen
Westkreuz und Spandau, weiter ohne
Halt bis Albrechtshof (der letzten Station in
Berlin) und dann im Land Brandenburg mit
Halt auf allen Bahnhöfen bis Nauen.
- Die Betriebszeit der S 5 bleibt wie bisher
ca. 4 Uhr bis 1 Uhr im 20-Min-Grundtakt,
die der Express-S-Bahn 5 bis 21 Uhr, davor
und danach mit Halt auf allen Bahnhöfen
bis Nauen im 30-Min-Takt.
Im Detail ist das sicherlich noch zu überprüfen,
weil damit zum Beispiel die S-Bahnhöfe
westlich vom Bahnhof Spandau bereits ab
21 Uhr im 30- statt 20-Min-Takt angefahren
würden. Wünschenswert wäre innerhalb
Berlins – also bis Albrechtshof – in der HVZ
perspektivisch ein 10-Minuten-Takt (gem.
Vorgabe im Nahverkehrsplan).
Das Fahrgastpotenzial ist da
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Warum Falkensee 25 Jahre nach dem Mauerfall noch immer keinen S-Bahn-Anschluss hat Die bisherige Diskussion um besseren Schienenverkehr in das Havelland ist seit Jahren festgefahren und hat Grabenkampf-ähnliche Strukturen, wobei die Frontlinie nicht zwischen Institutionen, sondern zwischen Personen und deren persönlichen Vorlieben verläuft.
- Das „S-Bahn-Lager“ befürwortet eine klassische Verlängerung der S-Bahn vom Bahnhof Spandau bis nach Falkensee (oder weiter) auf eigenem Gleis mit Stromschiene. Von 1951 bis 1961 fuhr die S-Bahn schon mal bis Falkensee.
- Das „Regionalbahn-Lager“ sieht in der Verdichtung des Regionalverkehrs bis Nauen nach vorherigem Bau eines dritten Gleises mit Oberleitung zwischen Berliner Außenring und Bahnhof Spandau die Lösung des Problems.
- Das Land Brandenburg wusste bisher vor allem, was es nicht will: eine S-Bahn-Verlängerung. Allerdings scheint ein Umdenken eingesetzt zu haben, so dass S-Bahn-Lösungen wenigstens in Erwägung gezogen werden (s. Seite 11).
- Das Land Berlin will eine S-Bahn-Verlängerung, weiß aber auch, dass diese nur im Einvernehmen mit Brandenburg möglich ist.
- Der Bund verhält sich passiv und freut sich, dass durch die Uneinigkeit der Akteure gar nichts passiert und damit auch kein Geld für Investitionen benötigt wird. Er sieht keinen Handlungsbedarf, solange sich die beiden Länder nicht geeinigt haben.
Die Diskussion zwischen den beiden Lagern wurde in der Vergangenheit zuweilen mit absurden Behauptungen oder sogar als Beschimpfung des Gegners durchgeführt – die Atmosphäre war vergiftet.
Verkehrsplanerisch und verkehrstechnisch ist die Express-S-Bahn nicht unbedingt die optimale Erschließungsvariante, kann aber verkehrspolitisch als Kompromiss dienen und damit realisierbar sein – und sich damit von allen anderen verkehrstechnisch „besseren“ Konzepten abheben. Deshalb wäre es ein großer Gewinn für die Fahrgäste, wenn die Idee der Express-S-Bahn endlich einen Konsens für EINE Lösung schafft. |
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Potenzial für eine S-Bahn ins Havelland
besteht zweifellos. Bisher pendeln 25 000
Personen werktags auf der Achse Havelland—Spandau – d
ie meisten mit dem
Auto. Die Regionalzüge sind an der Grenze
der Leistungsfähigkeit, ebenso wie die
Kapazität der Schienenstrecken, die durch
Fern- und Güterverkehr belegt sind. Eine
Taktverdichtung des Regionalverkehrs ist
also nicht ohne Infrastrukturausbau
möglich.
Hinzu kommt der unterdimensioniert gebaute
Bahnhof Spandau, der mit seinen vier
Fern-/Regional-Bahnsteiggleisen einen Engpass
für die aus beiden Richtungen einmündenden
je zwei doppelgleisigen Strecken darstellt
(von Nauen und Wustermark sowie von
Jungfernheide und Charlottenburg).
RE 2 und RE 6 fahren weiterhin
Zusätzlich zu der Express-S-Bahn sollen die
Regionalexpresszüge RE 2 und RE 6 wie bisher
verkehren, wobei der RE 6 unabhängig
von der Falkensee-Planung perspektivisch
auf der Kremmener Bahn über Tegel nach
Gesundbrunnen geführt werden soll, somit
also für Falkensee ohnehin nicht mehr zur
Verfügung steht. Um so wichtiger ist ein
verlässliches und vertaktetes Angebot Richtung
Nauen.
Auch darin unterscheidet sich das
Express-S-Bahn-Konzept von den vorangegangenen:
Bisherige Planungen sahen
den S-Bahn-Endpunkt in Falkensee oder
Finkenkrug vor, mit dem Problem, dass so
die Regionalzüge zur Bedienung von Nauen
und Brieselang nicht eingespart werden
konnten und ein Umsteigezwang in
Falkensee oder Spandau entsteht. Mit der
Führung der Express-S-Bahn bis Nauen
wird dieser Substitutionseffekt möglich
und der Umsteigezwang zur Stadtbahn
entfällt. Dennoch erhöht sich der Zug-Kilometer-Aufwand
für die Express-S-Bahn
im 20-Min-Takt gegenüber den Regionalbahnen
RB 10/RB 14 im 30-Min-Takt
auf Brandenburger Gebiet um die Hälfte.
Gemessen an dem heutigen völlig unzureichenden
Regionalzug-Angebot ist das
aber eine notwendige und sinnvolle Mehrausgabe.
Auf Berliner Gebiet bleiben die Zug-Kilometer
für die Express-S-Bahn etwa konstant.
Hinzu kommt natürlich das Mehrangebot
der neuen Bedienung von Spandau bis Albrechtshof
durch die Lokalzüge.
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Bedienkonzept heute (oben) und mit Express-S-Bahn (unten). * Haltekonzeption zwischen Spandau und Albrechtshof ist noch zu klären Grafiken: S-Bahn Berlin GmbH |
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Die S-Bahn bietet damit hinsichtlich Sitzplatzanzahl,
Betriebszeit, Taktfahrplan (s. Tabelle
Seite 7) und Pünktlichkeit ein deutlich
besseres Angebot. Störungen im S-Bahn-
System rühren so nur aus diesem selbst her,
und nicht wie bisher im Regional-/Fernverkehr
auf der Strecke aus den störanfälligen
Knoten Berlin und Hamburg (!). Aufenthalte
der Regionalzüge wegen planmäßiger oder
verspäteter Überholungen durch den Fernverkehr
sind so nicht mehr nötig.
Fahr- und Reisezeiten
Für einige wenige Direktverbindungen ergeben
sich erwartungsgemäß mit der Express-S-Bahn
Fahrzeitverlängerungen, so beim
Extrembeispiel Nauen—Berlin Hbf mit RB 10
über Jungfernheide 35 Minuten, mit Express-S-Bahn
47 Minuten. Dafür besteht die S-Bahn-Verbindung
alle 20 Minuten, die RB 10 verkehrt
nur stündlich. Zudem ist unklar, wie lange die
erst vor wenigen Jahren nach Berlin Hbf und
Südkreuz verlängerte RB 10 noch in dieser
Form weiterhin bestellt und gefahren wird.
Mit dem RE 2 erreicht man den Hbf weiterhin
stündlich in 32 Minuten via Zoo.
Für alle anderen Relationen sind die Fahrbzw.
Reisezeiten der Express-S-Bahn mit
denen der Regionalzüge RB 10/RB 14 vergleichbar
oder sogar schneller, da der Umsteigezwang
zu reinen S-Bahnhöfen entfällt.
Durch die Direktverbindungen wird die Fahrt
berechenbarer und bequemer, weil das Risiko
des Anschlussverlustes entfällt. Deutlich
macht sich der Fahrzeitgewinn zu den Zielen
auf dem westlichen Südring bemerkbar, da
die Express-S-Bahn in Westkreuz direkt den
Anschluss zur Ringbahn herstellt, während
die RB 14 erst in Charlottenburg hält.
Würde man zusätzlich die Reisezeiten von
Haustür zu Haustür vergleichen, so würde
das Ergebnis sicherlich für fast alle Fahrgäste
eindeutig zugunsten der Express-S-Bahn
ausfallen, denn – wie oben erwähnt – fährt
die S-Bahn häufiger, was allen Fahrgästen
nutzt, ganz besonders aber denen, die von
oder zur S-Bahn noch andere Bahnen oder
Busse nutzen müssen.
Erschließung Spandaus nur mit S-Bahn
möglich
Eine bessere Erschließung Spandaus durch
zwei neue Bahnhöfe zwischen Berlin-Spandau
und Albrechtshof ist nur durch die
S-Bahn möglich. Eine Regionalverkehrslösung
mit diesen zusätzlichen Halten an einem
„dritten Regionalbahngleis“ zwischen
Falkensee und Spandau ist nicht sinnvoll, da
es sich hier eindeutig um eine innerstädtische
Feinverteilungsaufgabe handelt, für
die die S-Bahn und nicht der Regionalverkehr
geeignet ist.
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Bildfahrplan der S-Bahn-Strecke Charlottenburg—Nauen (vorläufiger Fahrplanentwurf mit Express-S-Bahn). Der Bildfahrplan ist zu lesen wie ein Weg-Zeit-Diagramm: waagerecht der Weg, senkrecht die Uhrzeit. Jeder farbige Strich in der Grafik ist eine Zugfahrt. Jeder (physische) Zug hat eine eigene Farbe. Da Begegnungen von zwei Zügen nur auf zweigleisigen Abschnitten stattfinden können, sind diese durch zwei Striche unterhalb der Bahnhofsnamen gekennzeichnet. Darunter sind die Streckenkilometer angegeben. Grafik: S-Bahn Berlin GmbH |
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Außerdem würden weitere Regionalzughalte
die Fahrzeit der RB 10/14 für die Nauener
und Falkenseer Fahrgäste noch mehr verlängern.
Somit verschöbe sich der Fahrzeitvorteil
noch weiter Richtung Express-S-Bahn.
Dieser Aspekt ist in der Fahrzeitvergleichtabelle
(Seite 9) nicht berücksichtigt, da für die
RB 10/14 vom heutigen Stand ohne Halte in
Nauener Straße und Hackbuschstraße ausgegangen
wird.
Die Express-S-Bahn bietet auch in diesem
Fall einen Kompromiss zwischen den Interessen
der Nauener und Falkenseer (kurze
Fahrzeiten) und denen der Spandauer Fahrgäste
(S-Bahn-Anschluss auch westlich des
Bahnhofs Spandau).
Weitere Untersuchungen
Die IGEB hält die Express-S-Bahn für eine
unterstützenswerte Idee, die weiter untersucht
werden sollte und die als Kompromissvorschlag
taugt. Als nächster Schritt sollte
eine Nutzen-Kosten-Untersuchung durchgeführt
werden (auch wenn es bereits die
dritte oder vierte zum Thema „S-Bahn nach
Falkensee“ ist).
Das Produkt „Express-S-Bahn“ würde für
die vielen Auto fahrenden Havelländer sicher
ein deutlicher Anreiz sein, für Ihre Fahrt nach
Berlin auf die Bahn umzusteigen. Sie wäre
aber zugleich auch attraktiv für den Verkehr
innerhalb des Landkreises Havelland. (fm)
Die S-Bahn Berlin GmbH zum Express-S-Bahn-Konzept:
www.s-bahn-berlin.de/unternehmen/firmenprofil/infrastruktur_umland.htm
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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