S-Bahn und Regionalverkehr

Über Parteigrenzen hinweg für die Stammbahn

Es ist keine Frage, ob die Stammbahn wiederaufgebaut werden muss. Die Frage ist lediglich, wann dies erforderlich ist. So formulierte es Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin am 10. Mai auf einer Podiumsdiskussion, zu der die Partei Die Linke ins Rathaus Zehlendorf eingeladen hatte. Die Antwort lieferte er gleich mit: Wenn die Stammbahn dann fahren soll, wenn sie auf Grund des Bevölkerungswachstums dringend gebraucht wird, muss jetzt mit der Planung angefangen werden.

Alexander Kaczmarek zeigte den anwesenden Berlinern und Brandenburgern auf, wie Bayern den Ausbau des dortigen Schienennetzes in Teilen finanziert: Dort stößt das Land die Planung von Bauvorhaben auf Vorrat an. Wenn dann Mittel im Bundeshaushalt auf Grund von Verzögerungen anderer Projekte frei werden, braucht Bayern die fertig geplanten Projekte nur noch aus der Schublade ziehen und kann bauen. So komme Bayern beim Ausbau des Schienenverkehrs deutlich weiter als Berlin.

Harald Wolf, verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und ebenfalls auf dem Podium, stimmte dem im Grundsatz zu und kündigte an, nach der Abgeordnetenhauswahl im September eine entsprechende Initiative im Parlament einzubringen. Auch er ließ keinen Zweifel daran, dass er den Wiederaufbau der einstigen Stammbahn Berlin—Potsdam für notwendig hält.

Bahnstrecke
Sonderfahrt auf dem Gütergleis der Stammbahn/Wannseebahn am regnerischen 16. Dezember 2012 am S-Bf. Rathaus Steglitz. Bis hier hin ist die Strecke von Wannsee über Schlachtensee und Zehlendorf befahrbar. Foto: Axel von Blomberg

Die Diskussion brachte insgesamt kaum Gegenargumente. Allerdings äußerte Peer Hartwig von der Schutzgemeinschaft Stammbahn, einer Gemeinschaft von Anwohnern der Bahnstrecke in Kleinmachnow, die Befürchtung, dass die Strecke ohne Lärmschutz in Betrieb genommen werden könnte. Dem erteilte Alexander Kaczmarek eine klare Absage. Der Wiederaufbau erfordere in jedem Fall ein Planfeststellungsverfahren und damit auch Lärmschutz nach den heute geltenden Standards.

Gütergleis der Wannseebahn nutzen

Der Konzernbevollmächtigte der DB brachte eine weitere Idee ins Spiel: Auf dem noch betriebsfähigen Abschnitt der Stammbahn von Zehlendorf bis Steglitz könnten mit geringem Aufwand wieder Regionalzüge verkehren. Durch Nutzung des Gütergleises der Wannseebahn könne die RB 33 Jüterbog— Beelitz Stadt—Berlin-Wannsee über Wannsee hinaus bis Zehlendorf und dann weiter zum Rathaus Steglitz verlängert werden, sagte Kaczmarek. Das würde zu einer erheblichen Aufwertung dieser am Stadtrand endenden Linie führen, die auf Grund der Überlastung der Stadtbahn nicht in Richtung Berliner Zentrum verlängert werden kann. Gleichzeitig wäre es ein Signal für Erhalt und Wiederinbetriebnahme der Stadtbahn. (Simon Heller)

BI Stammbahn

aus SIGNAL 3/2016 (Juli 2016), Seite 8

 

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