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Die letzten 30 Meter fehlen noch zur kurzen Verbindung zwischen S- und U-Bahn. Eine Überdachung wäre wünschenswert. Foto: Tom Gerlich |
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Der S-Bahnhof Warschauer Straße ist seit
Jahren eine Baustelle. Seit gut einem Jahr
wird auch die Warschauer Straße nördlich
der Brücke umgebaut. Sie erhält eine
neue Fahrbahn und einen durchgehenden
Fahrradstreifen. Für die Fahrgäste führte
das neben den langen Wegen auch immer
wieder zu langen Wartezeiten, weil die
Fahrbahn auf der Warschauer Brücke auf
eine Fahrspur eingeengt wurde und sich
die Straßenbahn so im Autostau anstellen
musste.
Gebaut wird bekanntlich für die Zukunft.
Und so nährt sich Tag für Tag die Hoffnung,
dass es irgendwann besser wird, wenn die
Bauarbeiten erst einmal abgeschlossen
sind. Doch leider bleiben die Planungen,
die jetzt ausgeführt werden, weit hinter
der dynamischen Entwicklung des Umfeldes
zurück, und in beliebter Manier
schieben sich die Verantwortlichen bei
Bahn und Land gegenseitig die Schuld
in die Schuhe, anstatt Verantwortung
zu übernehmen. Für die Krönung sorgt
allerdings die BVG, die seit über einem
Jahr eine U-Bahn-Verlängerung von der
Warschauer Straße zum Ostkreuz fordert,
womit die Umsteigewege von der U-Bahn
zur S-Bahn und zur Straßenbahn
noch länger werden würden (siehe
SIGNAL 2/2015). Dabei
lassen sich die Probleme an der Warschauer
Straße durchaus lösen – und das für deutlich
weniger Geld als eine U-Bahn-Verlängerung
kostet.
Verkürzung des Umsteigewegs
S-/U-Bahn
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Westlich liegt das neue Einkaufszentrum mit direktem Zugang zur Warschauer Brücke. Zugänge zum S-Bahnhof sind auf der Westseite bisher nicht geplant, aber dringend nötig. Auf der Ostseite muss der Steg bis zum S-Bahnhof verlängert werden, um die Umsteigewege zur U-Bahn deutlich zu verkürzen. Zum optimalen Umsteigen sollten Straßenbahn und Bus künftig direkt auf der Brücke halten. Stadtplan: OSM, Eintragungen: IGEB |
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Der Umsteigeweg zwischen
S- und U-Bahn
ließe sich auf gut 100
Meter verkürzen und
attraktiver gestalten.
Dafür müsste der bestehende
Steg mit den
Treppen zur Tamara-Danz-Straße lediglich
um etwa 30 Meter über
die Fernbahngleise hinweg
verlängert werden
und dort als Seiteneingang
in das Empfangsgebäude
münden. Eine zusätzliche
Überdachung wäre als Witterungsschutz
wünschenswert. Eine Verschiebung des
U-Bahnhofs über den Bahngraben wäre
damit verzichtbar.
Ein neues Einkaufszentrum wird für zusätzliche
Fahrgäste sorgen. Es entsteht
auf dem bisherigen Parkplatz zwischen
Tamara-Danz-Straße und Helen-Ernst-Straße
und erhält einen Direktzugang auf den
westlichen Gehweg der Warschauer Brücke.
Dummerweise befinden sich aber alle
Bahnhofszugänge auf der Ostseite der Brücke,
womit künftig deutlich mehr Fußgänger
die eher unübersichtliche Fahrbahn der
Warschauer Brücke queren werden. Auch
Vergitterungsorgien werden die Menschen
nicht davon abhalten abzukürzen, wenn
sie sonst lange Umwege in Kauf nehmen
müssten.
Einkaufszentrum anbinden
Um das Einkaufszentrum vom S- und
U-Bahnhof gut erreichen zu können, wäre
es sinnvoll, den westlichen Gehweg mit Zugängen
zum S-Bahnhof auszustatten. Der
Platz zwischen den S-Bahn-Gleisen ist zwar
knapp bemessen, reicht aber aus, um ein
solches Bauwerk herzustellen und an die
beiden Bahnsteige anzuschließen. Aufzüge
wären zwar wünschenswert, lassen sich
aber aus Platzgründen vermutlich nicht
realisieren. Sie sind hier verzichtbar, wenn
die barrierefrei nutzbaren Wege durch das
Empfangsgebäude auf der Ostseite nicht
deutlich länger werden.
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Mit einer Gleisverlegung in die rechte Spur (wie in Karlshorst geplant) könnte auf der Brücke eine Kombihaltestelle für Bus und Straßenbahn angelegt werden. Zwischen S- und U-Bahnhof liegend würden sich die Umsteigewege deutlich verkürzen. Foto: Tom Gerlich |
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Die Planungen für einen westlichen Zugang
zum S-Bahnhof Warschauer Straße
müssen unverzüglich beginnen, um die
Bauarbeiten soweit wie möglich in die laufenden Maßnahmen einzutakten und so
zusätzliche Sperrungen zu reduzieren. Die
Kosten sollten im Wesentlichen von dem
Investor des Einkaufszentrums getragen
werden.
Die beiden Maßnahmen führen bereits
zu deutlichen Verbesserungen für die
Fahrgäste, aber auch für die Verkehrsteilnehmer
auf der Warschauer Brücke, und
sie sollten verhältnismäßig einfach umsetzbar
sein.
Besserer Umstieg zu Straßenbahn und
Bus erfordert größere Umbauten
Schwierig wird es, die Umsteigewege zu
Straßenbahn und Bussen zu verkürzen. Die
ursprüngliche Idee einer separaten Straßenbahnbrücke
ist nicht mehr möglich, da
das Empfangsgebäude des S-Bahnhofs direkt
an der Warschauer Brücke steht. Kurze
Umsteigewege zu den Straßenbahnlinien
M 10 und M 13 sowie den Buslinien 347 und
N 1 lassen sich aber nur dann realisieren,
wenn diese direkt auf der Brücke halten
können. Hierfür müssten die Gleise, wie in
Karlshorst geplant, in den jeweils rechten
Fahrstreifen verlegt werden, um einen barrierefreien
Zugang über ein Sonderbord
am Fahrbahnrand zu ermöglichen. Der südliche
Teil der Warschauer Brücke zwischen
S-Bahn-Zugang und U-Bahnhof bietet die
für eine Kombihaltestelle notwendige
Länge von 80 Metern. Die Ein- und Ausfädelung
kann dabei wie heute nördlich
und südlich der Brücke ampelgesichert per
Sonderphase erfolgen.
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Zwischen Mehrzweckhalle und Warschauer Brücke entsteht ein Einkaufs- und Entertainment-Center mit direktem Zugang zur Brücke. Ein S-Bahn-Zugang auf dieser Brückenseite war jedoch bisher nicht vorgesehen und wird so dringender denn je benötigt. Foto: Tom Gerlich |
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Nicht nur wegen des finanziellen Aufwands
ist das nicht kurzfristig machbar,
denn vor einem Umbau muss auch noch
eine Lösung für die Radwegführung gefunden
werden, denn diese kann nur in
Form eines überfahrbaren Kaps erfolgen,
was beim hier hohen Aufkommen an Fahrgästen,
Fußgängern und Radfahrern sicher
zu Konflikten im Haltestellenbereich
führt. Andererseits ist die heutige Starthaltestelle
am U-Bahnhof zu schmal für
den Andrang von zwei Straßenbahnlinien.
Eine Verbreiterung ist nur mit Verzicht auf
einen Fahrstreifen oder mit Einengung
von Rad- und Gehweg möglich. Es gilt
daher, bei der Lösungsfindung zwischen
den verschiedenen Interessengruppen
abzuwägen und einen stadtverträglichen
Konsens zu finden.
Berliner Fahrgastverband IGEB
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