Berlin

Bündnis Pro Straßenbahn

Mit einer Pressekonferenz und einer Pressemitteilung machte das „Bündnis Pro Straßenbahn“ am 5. Juli 2016 auf sich aufmerksam. Bemerkenswert war, dass sich 15 unterschiedliche Parteien, Verbände und Vereine gemeinsam für den beschleunigten Ausbau des Straßenbahnnetzes in Berlin aussprachen und damit ein Zeichen für die Zeit nach der bevorstehenden Abgeordnetenhauswahl setzten: Es gibt in Berlin eine ganz große Koalition für dieses Verkehrsmittel.

Zum Bündnis Pro Straßenbahn bekennen sich (in alphabetischer Reihenfolge): ACE Kreis Berlin, Bündnis 90/Die Grünen Berlin, Deutscher Bahnkunden-Verband e. V. – Regionalverband Berlin, Berlin 21 e. V., BFBahnen Bezirk Berlin-Brandenburg, BUND Berlin, DIE LINKE.Landesverband Berlin, Fachausschuss Mobilität SPD Berlin, Fuß e. V., Berliner Fahrgastverband IGEB e. V., NaturFreunde Berlin, Piratenfraktion Berlin, VCD-Nordost e. V., VDV Ost, VIV e. V.

Unter der programmatischen Überschrift „Straßenbahn für ganz Berlin“ wurde ausgeführt: „Das Bündnis Pro Straßenbahn steht als Plattform für eine nachhaltige Mobilitätspolitik in Berlin. Wir fordern:

  • den zügigen und umweltschonenden Ausbau des Straßenbahnnetzes für ganz Berlin;
  • die Umstellung stark genutzter Metrobuslinien auf den Straßenbahnbetrieb;
  • die Aufnahme aller straßenbahnrelevanten Korridore in den Flächennutzungsplan (Trassenfreihaltung) und in den Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP Verkehr);
  • die sofortige Erarbeitung planfeststellungsreifer Straßenbahnprojekte;
  • die frühzeitige Einbindung der Bezirke sowie der Bürgerinnen und Bürger;
  • eine Priorisierung der ÖPNV-Investitionen bei der Straßenbahn;
  • ein entsprechendes „Sonderprogramm zum Ausbau der Straßenbahn in der Hauptstadt Berlin“ zeitnah mit mindestens 80 Mio. Euro jährlich, an dem sich auch der Bund beteiligt und EU-Gelder einbezogen werden;
  • die Verstärkung der personellen Ausstattung in den planenden und umsetzenden Verwaltungen;
  • richtungsweisende Schritte für eine stadtverträgliche und fahrgastorientierte Mobilität der kommenden Jahrzehnte.

Berlin wächst. In wenigen Jahren werden wir 4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner haben. Deshalb brauchen wir dringend zukunftsweisende Lösungen, um den Mobilitätsbedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Gleichzeitig ist der öffentliche Raum so zu gestalten, dass sich Lebensqualität und Mobilität nicht ausschließen. Das funktioniert aber nicht, wenn sich Autos Stoßstange an Stoßstange durch zugeparkte Straßen schieben, Busse nicht vorankommen und die Bewegungsfreiheit der Bürgerinnen und Bürger im öffentlichen Raum immer weiter eingeschränkt wird.

Notwendig ist daher der verstärkte Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Und zwar finanzierbar und stadtverträglich. Dafür ist die Straßenbahn bestens geeignet.

Straßenbahnen erleben zu Recht in vielen Städten der Welt seit Jahren eine Renaissance.

Denn im Vergleich zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln (S-Bahn, U-Bahn, Busse) bietet die Straßenbahn bei Bau- und Betriebskosten, Instandhaltungsaufwand und Umweltverträglichkeit (elektromobil, barrierefrei) viele Vorteile. Planungs- und Bauzeiten liegen weit unter denen einer U-Bahn, und die Linienführungen sind flexibler planbar.

Mit eigenen begrünten Trassen, modernen Haltestellen, langen Fahrzeugen und hohem Beschleunigungsvermögen ist die Straßenbahn ein leistungsstarkes Verkehrsmittel, das bis an die Fahrgeschwindigkeiten der U-Bahn heranreicht. Mit einer Vorrangschaltung ist sie als schnelles und attraktives Verkehrsmittel im Straßenverkehr unschlagbar – in der Innenstadt ebenso wie in den Außenbezirken.

Moderne Straßenbahnen sind leise. Sie fahren ruhiger und gleichmäßiger als Busse. Und es können erheblich mehr Fahrgäste befördert werden als mit Bussen.

Aus der Umstellung auf den Straßenbahnbetrieb und mit dem Anschluss der in Planung befindlichen neuen Stadtteile ergeben sich Netzvarianten mit Neubaustrecken im Umfang von rund 200 km. Der Ausbau des Straßenbahnnetzes sichert somit eine bessere Mobilität für Berlin.

Straßenbahnen sind: Barrierefrei, bequem und fahrgastfreundlich, schnell, leise, leistungsstark, sicher, umweltfreundlich, sehr wirtschaftlich, zuverlässig, attraktiv. Mit vergleichsweise geringen Baukosten bringen sie die Fahrgäste schnell ans Ziel, verbessern die Qualität des öffentlichen Raums und tragen mit dazu bei, lebenswerte Stadträume zu erhalten und zu schaffen.“

Für die SIGNAL-Leserinnen und -Leser werden die meisten dieser Argumente „pro Straßenbahn“ nicht neu sein. Der Berliner Fahrgastverband IGEB argumentiert seit langem so oder so ähnlich. Dass es aber im Jahr 2016, also fast ein halbes Jahrhundert nach der 1967 in West-Berlin erfolgten Abschaffung der Straßenbahn, nun ein breites gesellschaftliches Bündnis Pro Straßenbahn gibt, kann gar nicht hoch genug bewertet werden.

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 4/2016 (September 2016), Seite 13

 

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