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Viel Andrang bei Veranstaltungen in der Alten Försterei. Foto: Jens Ullrich |
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Da hatte doch die Marketing-Abteilung der
BVG eine ganz besondere Idee: Direkt nach
dem Bundesliga-Abstieg des VfB Stuttgart
gab es im Internet einen interessanten Liniennetzplan
der Straßenbahn zu bewundern.
Dort war eine Route von Prenzlauer Berg,
bekanntlich Wohnort vieler zugezogener
Schwaben und damit sicherlich auch vieler
VfB-Fans, zum Stadion an der Alten Försterei
eingezeichnet, wo der VfB in der kommenden
Zweitliga-Saison ein Auswärtsspiel
beim 1. FC Union bestreiten muss. Aber das
Einzeichnen einer Route ist das eine, ein
bedarfsgerechtes Angebot das andere. Das
zeigte sich ausgerechnet beim letzten Saisonspiel
der abgelaufenen Saison. Zu Gast
war der SC Freiburg. Und obwohl dieses
Spiel bereits über eine Woche vor Spielbeginn
ausverkauft war, gab es leider kein angemessenes
Verkehrsangebot.
Von diesem Spiel abgesehen fanden in
letzter Zeit allerdings häufiger Straßenbahn-Sonderfahrten
zu Union-Spielen
statt. Im SIGNAL hatten wir schon 2002 darauf
hingewiesen, dass bei mehr als 8000
Besuchern ein solcher Mehrbedarf besteht.
Bei inzwischen regelmäßig über 20 000
Besuchern ist dieser Bedarf nicht mehr
wegzudiskutieren. Trotzdem gibt es dieses
Zusatzangebot nur unregelmäßig. Bezahlt
werden die Fahrten vom 1. FC Union. Nach
Aussage des Vereins verlangt die BVG dafür
„recht viel Geld“.
Im Oktober und November 2015 gab es
zu mehreren Sonnabend-Spielen Sonderzüge
im 20-Minuten-Takt. Diese fuhren als
Linie 63 zwischen S-Bf Schöneweide und
S-Bf Köpenick. Aber genau genommen war
das kein Zusatzangebot, sondern eigentlich
nur ein Ersatz für die aufgrund von Personalmangel
an Sonnabenden eingestellte
Linie 67.
Ebenfalls eine Verbesserung gegenüber
früheren Jahren ist die Tatsache, dass es
kaum noch größere Sperrungen bei der
Straßenbahn entlang der Straße „An der
Wuhlheide“ gibt. Bei nur noch wenigen
Spielen kommt es zu Verzögerungen von
vielleicht 15-20 Minuten, wenn Gästefans
in großer Gruppe an den Gästeeingang gebracht
werden.
Bei der S-Bahn ist aufgrund der Bauarbeiten
rund um das Ostkreuz derzeit nicht mehr
möglich als der angebotene 10-Minuten-Takt.
Positiv ist, dass die Züge der S 3 an den
Spieltagen immer mit Vollzügen unterwegs
sind. Probleme gab es aber, als die Fahrgäste
ausgerechnet an einem Spieltag aufgrund
von Bauarbeiten zwischen Köpenick und
Karlshorst bzw. Ostkreuz einen SEV nutzen
mussten.
Warum da anhalten, wo alle hinwollen?
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Immer viel los vor und nach den Spielen an der Haltestelle Alte Försterei. In der letzten Saison noch ohne den zweiten Abgang. Foto: Jens Ullrich |
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… aber im Sommer 2016 wurde die Haltestelle endlich umgebaut und erhielt den von der IGEB schon lange geforderten Abgang auf der östlichen Seite zum Stadion. Foto: Jens Ullrich |
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Am 18. Oktober 2014 war vor und nach dem
Spiel Union/Sandhausen zu erleben, bis wohin
man das Chaos bei der An- und Abfahrt
treiben kann. Leider fanden an diesem Wochenende
auch lange angekündigte Bauarbeiten
auf der S 3 mit SEV statt. Sowohl
die S-Bahn als auch Union hatten im Vorfeld
vergeblich versucht, das Spiel auf den
Freitagabend vorzuziehen – also noch vor
Beginn der Bauarbeiten. Leider spielte die
Deutsche Fußball-Liga (DFL) nicht mit. Das
zwang die Mehrheit der mit öffentlichen
Verkehrsmitteln anreisenden Besucher, sich
andere Wege zu suchen oder den SEV zu
nutzen.
Zwar wurde dieser SEV während der An- und
Abreise zum Spiel mit zusätzlichen Bussen
verstärkt, aber die Besucher des Spiels,
die über den SEV anreisten, mussten an der
Haltestelle am FEZ aussteigen und von dort
laufen! Zur Verdeutlichung: Die SEV-Busse,
die am Stadion unmittelbar vorbei fuhren,
hielten dort planmäßig nicht an. Unzählige
Fans mussten also die 2 km von der Haltestelle
FEZ zum Stadion laufen. Eine SEV-Haltestelle
vor dem Stadion soll von den
zuständigen Behörden nicht genehmigt
worden sein. Allerdings standen die SEV-Busse
natürlich trotzdem vor dem Stadion,
denn schließlich gibt es rund um so ein Spiel
ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen
(Parksuchverkehr u.ä.). Immerhin haben einige
Busfahrer die Fans dann im Stadionumfeld
aus ihrem im Stau stehenden Bus aussteigen
lassen – vernünftig, aber eigentlich
nicht zulässig. So ein Irrsinn darf sich nicht
wiederholen!
Kein Kombiticket in Aussicht
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Ein adaptierter Netzplan der Straßenbahn für die Fans des VfB Stuttgart, die in der „Schwaben-Hochburg“ Prenzlauer Berg wohnen. Der VfB hat in der kommenden Saison ein Auswärtsspiel in der Alten Försterei. Grafik: BVG |
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Zum Kombiticket gibt es leider keine Fortschritte.
War Union vor rund 10 Jahren noch
skeptisch bezüglich eines solchen Angebots,
da der Kartenvorverkauf zu den Spielen eher
gering war und eine genaue Prognose eher
schwierig, sieht die Situation heute ganz
anders aus. Ende Juli hatte der Verein über
10 000 Dauerkarten für die neue Saison abgesetzt
– ein neuer Rekord. Für viele Spiele
wird schon lange im Voraus klar sein, dass
sie ausverkauft sind. Damit gibt es ausreichend
Planungssicherheit und Planungszeit
für ein angemessenes ÖPNV-Angebot.
2015 wurden die Stadionbesucher befragt,
wie sie ins Stadion kommen. Das Ergebnis:
Rund 50 Prozent kommen mit öffentlichen
Verkehrsmitteln. Von denen benutzt rund
die Hälfte eine Monatskarte o.ä.
Union tut sich nun schwer damit, zusätzliche
Kosten auf den Eintrittspreis aufzuschlagen,
weil man es nicht als fair ansieht, den
15 000 Besuchern, die nicht mit dem ÖPNV
ins Stadion kommen oder die bereits eine
Fahrkarte haben, zusätzliche Ticket-Kosten
aufzubürden. Aus Union-Sicht mag die Argumentation
vielleicht noch nachvollziehbar
sein, allerdings würde sich das Verkehrschaos
rund um die Spiele sicherlich deutlich
verringern, wenn nicht so viele Besucher
versuchen würden, so nah wie möglich mit
dem Auto heranzufahren. Und gerade für
den Fan einer Auswärtsmannschaft ist es immer
äußerst hilfreich, sich in einer fremden
Stadt nicht auch noch mit der Frage nach
dem richtigen Ticket zum Stadion beschäftigen
zu müssen.
Noch mehr Veranstaltungen
Neben Fußball finden inzwischen auch andere
Großveranstaltungen statt. Die Rockband
Linkin Park weihte im September 2015
das größte reine Fußballstadion Berlins als
Open Air-Konzert-Spielstätte ein. Zu diesem
Konzert strömten rund 25 000 Besucher ins
Stadion. Und dieses Mal war sogar ein VBB-Anteil
im Ticketpreis enthalten! Allerdings
gab es keine Verstärker bei der Straßenbahn.
Schon vor dem Konzert mussten viele Fahrgäste
an den Haltestellen zurückbleiben.
Auch nach Konzertende gegen 23 Uhr gab
es nur die üblichen 20-Minuten-Takte der 27
und 63. Selbst 90 Minuten nach dem Ende
der Veranstaltung mussten noch Fahrgäste
an der Straßenbahn-Haltestelle „Alte Försterei“
zurückbleiben. Viele sind dann einfach
gelaufen, zur Edisonstraße oder zum S-Bf
Wuhlheide. Ein peinlicher Abend für die BVG.
Eine einheitliche Regelung muss her
Auch das traditionelle Weihnachtssingen
des 1. FC Union findet jedes Jahr im Stadion
statt. Für diese Veranstaltung hat die BVG
interessanterweise in den letzten beiden
Jahren zusätzliche Straßenbahnfahrten
angeboten. Da stellt sich die Frage, warum
es hier eine unterschiedliche Handhabung
zu geben scheint? Auf der einen Seite fährt
die BVG nur zusätzlich etwas, wenn es der
Veranstalter bezahlt. Aber dann gibt es auch
Veranstaltungen, zu denen die BVG anscheinend
von sich aus zusätzliche Fahrten anbietet.
Hier muss es in Zukunft eine klare Linie
geben. Oder handelt es sich um ein Kommunikationsproblem?
Die S-Bahn jedenfalls
scheint immer gut informiert zu sein, wann
Union-Spiele stattfinden, und sorgt für eine
maximale Zuglänge auf der S 3. Auch Bauarbeiten
werden möglichst auf die Wochenenden
gelegt, an denen Union kein Heimspiel
hat.
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Vor und nach den Spielen Stau auf den Straßen rund um das Stadion. Die Straßenbahn (im Hintergrund) hat freie Fahrt. Foto: Jens Ullrich |
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Deshalb sei an dieser Stelle zum wiederholten
Mal auf den Verkehrsvertrag zwischen
BVG und Land Berlin hingewiesen.
Dort steht unter § 6 Absatz 2 „Die BVG gewährleistet
im Rahmen ihrer betrieblichen
Möglichkeiten einen bedarfsgerechten
Einsatz von Verkehrsmitteln bei besonderen
Anlässen (z. B. bei Sportgroßveranstaltungen,
Volksfesten, Konzerten, Messen).
Die erforderlichen Angebote sind bei ausreichender
Planungssicherheit im regulären
Fahrplan (§ 5) zu berücksichtigen, andernfalls
durch einen Sonderfahrplan (§ 7) zu
regeln.“
Daraus lässt sich schlussfolgern: Wenn
man der BVG rechtzeitig Bescheid gibt, ist
sie dazu verpflichtet, ein angemessenes Angebot
für die Spiele an der Alten Försterei
bereitzustellen.
Ähnlich funktioniert es wohl auch bei Hertha
BSC, wo ab einer bestimmten zu erwartenden
Besucherzahl im Olympiastadion
eine U-Bahn-Reserve für die Rückfahrt der
Fans bereit steht. Das muss auch bei Union
funktionieren! Aufgrund der relativ stabilen
Zuschauerzahl von rund 20 000 bei Punktspielen
kann in der Regel schon Wochen
im Voraus der genaue Bedarf ermittelt und
dann am Spieltag zur Verfügung gestellt
werden.
Standort wächst, Infrastruktur muss
mitwachsen
Ein weiterer Ausbau des Stadions ist bei den
Verantwortlichen aktuell in der Überlegung.
Zahlen jenseits der 30.000 wurden schon
genannt. Das scheint auch nachvollziehbar,
denn immer häufiger ist das Stadion ausverkauft.
Dem ÖPNV dürfte da eine besondere
Rolle zukommen, denn für zusätzlichen
Autoverkehr gibt es keinerlei Kapazitäten.
Auch eine Nutzung weiter entfernter großer
Parkflächen hätte einen zusätzlichen Bedarf
an öffentlichen Verkehrsmitteln zur Folge.
Verträgt der Standort eine erneute Erweiterung?
Bezüglich des ÖPNV sollte es grundsätzlich
keine Probleme geben. Es gibt allerdings
Verbesserungsbedarf.
Der derzeitige 10-Minuten-Takt der
S-Bahn scheint gerade noch ausreichend.
Eng wird es allerdings im Rückreiseverkehr
bei Spielen am späten Abend. Anders als
noch vor einigen Jahren nutzen inzwischen
deutlich mehr Stadionbesucher die S-Bahn,
da sie von weiter entfernten Stadtteilen anreisen.
Nach Abschluss der Bauarbeiten am
Ostkreuz sollte ein 5-Minuten-Takt bis S-Bf
Köpenick möglich sein. Und er wird nötig
sein, weil dann noch mehr Fahrgäste die
Möglichkeit nutzen werden, direkt aus der
Innenstadt umsteigefrei nach Köpenick zu
fahren. Zum Vergleich: Bei Spielen im Olympiastadion
fährt die S-Bahn bei doppelten
Besucherzahlen etwa alle 2 bis 3 Minuten.
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Das Stadion an der Alten Försterei ist vor allem mit der Straßenbahn gut erreichbar, die selbst bei „Sicherheitsspielen“ inzwischen relativ störungsfrei unterwegs ist, wie man kürzlich beim Spiel gegen Dresden beobachten konnte. Karte: OSM, Eintragungen: IGEB |
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Äußerst wichtig ist am S-Bahnhof Köpenick
eine Verbesserung der baulichen Situation.
Der momentan einzige Abgang vom
Bahnsteig reicht schon lange nicht mehr aus.
Nach Ankunft einer S-Bahn ist der Abgang
regelmäßig überfüllt. Hinzu kommt, dass
unmittelbar nach Verlassen des Bahnhofs
die Bahnhofstraße überquert werden muss
und die dortige Ampel für Fußgänger pro
Umlauf nur rund 5 Sekunden Grün zeigt.
Auch diese Tatsache trägt nicht gerade zu
einer Entlastung der Fahrgastströme im
Bahnhofsbereich bei.
Ein weiterer Abgang auf der westlichen
Seite der Bahnhofstraße würde die Situation
deutlich entschärfen. Zudem wäre ein
solcher Abgang nicht nur für den Stadionverkehr
von Bedeutung, denn auf der westlichen
Seite der Straße befinden sich wichtige
Ziele vieler hier mit der S-Bahn ankommenden
Fahrgäste, beispielsweise das Einkaufszentrum
„Forum Köpenick“.
Bei der Straßenbahn gibt es erfreuliche
Entwicklungen. Die Haltestelle „Alte Försterei“
hat endlich einen zweiten Abgang erhalten.
Diesen forderte der Berliner Fahrgastverband
IGEB schon vor Jahren. Schließlich
gehen viele Stadionbesucher inzwischen in
Richtung neuer Haupttribüne, weshalb der
östliche Abgang mehr als überfällig war.
Aber wie sieht es mit der Betriebsabwicklung
aus? Hier knirscht es besonders,
wenn sonntags gespielt
wird. Sonderzüge
ersetzen zurzeit
bestenfalls die
an diesem Tag nicht
verkehrende 67. Da
die Endstelle am FEZ
aufgrund der Entfernung
für die Stadionerschließung
nicht
geeignet ist, sollte
eine weitere Endstelle
im Bereich des Stadions
gebaut werden.
Aufgrund der größeren
Zahl von Veranstaltungen
sollte
sich diese Investition
rechnen. Das hätte
für den Straßenbahnbetrieb
zugleich den
Vorteil, nur auf dem
Abschnitt Zusatzverkehr
anzubieten, wo
er tatsächlich gebraucht
wird: aus Richtung Oberschöneweide.
Man spart im Vergleich zum heutigen
Sonderverkehr Umläufe, was im Einzelfall
die Bereitschaft zur Finanzierung
erhöhen sollte.
Fazit
Berlin wächst. Und damit wächst auch der
Bedarf an Veranstaltungsorten in der Stadt.
Neue entstehen, existierende werden vergrößert.
Das ist für den ÖPNV eine große
Herausforderung, aber auch die Chance, bei
entsprechender Qualität neue Kunden zu
gewinnen. Und es ist Aufgabe der Politik, die
Verkehrsströme für solche Ereignisse richtig
zu lenken: weg vom Auto. Denn zur Erschließung
großer Veranstaltungsorte ist das Auto
denkbar ungeeignet.
Es wäre doch schön, wenn aus der oben
erwähnten Routen-Empfehlung der BVG
für Fans des VfB Stuttgart tatsächlich ein
entsprechendes Sonderzug-Angebot für
das Auswärtsspiel im November in der Alten
Försterei resultieren würde: Quasi eine
21E in dichtem Takt und durchgehend von
Prenzlauer Berg bis nach Köpenick. Natürlich
als Ergänzung zu den zusätzlichen Straßenbahnen
für die Unionfans. Denn schon
heute ist sicher, dass dieses Spiel ausverkauft
sein wird. Eine neue Chance für alle
Beteiligten, sich zu beweisen.
IGEB Stadtverkehr
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