Und genau diese Einsichten sind unverzichtbar
bei dem diskutierten Thema: dem
Schließen der Lücken im grenzüberschreitenden
Bahnverkehr. Denn auch nachdem
die EU über Jahrzehnte Milliarden von Euro
in die Infrastruktur investiert hat, gleicht das
Bahnnetz in Teilen noch immer einem Flickenteppich,
dessen Löcher ausgerechnet an
den Grenzen klaffen. Besonders abseits der
Haupt- und Hochgeschwindigkeitsstrecken
ist der grenzüberschreitende Verkehr heute
schlechter als noch vor zwei Jahrzehnten.
Seit vielen Jahren weise ich mit dem Projekt
„Die Lücke muss weg!“ darauf hin, dass
hier mit vergleichsweise kleinen Summen
ein großer europäischer Mehrwert geschaffen
werden kann. Denn oft fehlen nur ein
kurzer Streckenabschnitt oder die Absprache
über Fahrpläne und Tickets. So hat es
nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 25 Jahre
gedauert, die nur 660 Meter lange Lücke
zwischen dem tschechischen Dolní Poustevna
und dem deutschen Sebnitz zu schließen.
Lange Zeit wurde ich bei diesem Thema
belächelt, doch nun hat sich das Blatt gewendet.
Denn nicht nur zahlreiche Städte und
Regionen sehen großes Potenzial in dem
Projekt, wie bei der gemeinsamen Sitzung
deutlich wurde. Auch die EU-Kommission
denkt um und hat jetzt 110 Millionen Euro
für kleine Lückenschlüsse bereitgestellt. Die
entsprechende Ausschreibung läuft noch
bis zum 7. Februar 2017 und findet hoffentlich
regen Zuspruch .
Michael Cramer
Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA und
Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
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