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Foto: BfVst |
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Neben der allgemeinen Tarifvielfalt des
VBB im Berliner Stadtgebiet und im Umland
(Zonen Berlin A+B+C) haben Berlins Gäste zusätzlich
die Qual der Wahl, aus 45 verschiedenen
Kombinationsmöglichkeiten das für sie
optimale Touristenticket auszuwählen. Darin
fließen nicht nur Überlegungen ein, welchen
Geltungsbereich und welche Geltungsdauer
das Ticket abdecken soll, sondern auch, welche
touristischen Leistungen für die 45 verschiedenen
Preise geboten werden!
Das Ticket
Im Grunde steckt dahinter
ein einziges Angebot
des Verkehrsverbundes
Berlin-Brandenburg VBB:
Eine Zeitkarte. Vor dem
Kauf sind zunächst zwei
Entscheidungen zu treffen: Wie weit und
für wie lange soll das Ticket gelten? Als Geltungsbereich
stehen BerlinABC
(Berlin mit
nahem Umland) oder BerlinAB (Berlin ohne
Umland) zur Wahl. Aber Achtung! Wer sich
für Zone AB entscheidet, kann später nicht
einfach einen Anschlussfahrschein für die
Tarifzone C dazukaufen. Der ist nicht zugelassen!
Es muss mindestens eine normale
Einzel- oder Tageskarte BC zu den jeweiligen
Konditionen gelöst werden.
Bei der Geltungsdauer kann man sich
entscheiden, ob man ab Stempelaufdruck
48 bzw. 72 Stunden fahren möchte oder für
4, 5 bzw. 6 Kalendertage bis jeweils 24 Uhr
des letzten Geltungstages. Auch die Dauer
sollte mit Bedacht gewählt werden. Denn
nur solange das Ticket gilt, können auch die
touristischen Zusatzleistungen genutzt werden.
Ein Nachkauf von Zusatztagen oder die
Kombination mit regulären VBB-Tageskarten
im Anschluss ist nicht möglich.
Das Ticket gilt für einen Erwachsenen, der
bis zu drei Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren
sowie einen Hund mitnehmen darf. Ein Fahrrad
jedoch nicht. Der reine Fahrtkostenanteil
erstreckt sich dabei zwischen 12,10 Euro für
48 Stunden Berlin AB und 33,30 Euro für 6
Tage Berlin ABC. Zum Vergleich: zwei Tageskarten
Berlin AB kosten 14 Euro und eine
7-Tage-Karte Berlin ABC 37,50 Euro.
Alle touristischen Fahrausweise sind vom
Umtausch ausgeschlossen. Die tarifliche
Grundlage gilt laut VBB-Tarif zunächst bis
zum Jahresende 2017.
Die Extras
Auf die Ticket-Konstruktion des VBB aufbauend
haben zwei Anbieter jeweils zwei Angebotspakete
mit bis zu 200 verschiedenen Kooperationspartnern
geschnürt, eines davon
sogar mit zwei Zusatzpaketen. Zum einen ist
das die Berlin Tourismus & Kongress GmbH,
die unter der Marke „Visit Berlin“ die „Berlin
CityTourCard“ und die „Berlin WelcomeCard“
anbietet. Zum anderen die Eddietainment
GmbH in Köpenick, die den „EasyCityPass
Berlin“ und speziell für die schwul-lesbische
Community den „QueerCityPass Berlin“ aufgelegt
hat.
Und hier beginnt die Sisyphusarbeit.
Welches der vier Pakete bietet die richtige
Mischung an Kooperationspartnern und
Vergünstigungen? Die beiden extremen
Gegensätze sind da die spartanische
City-TourCard mit lediglich 10 Vergünstigungen
und das Multipaket WelcomeCard mit über
200. Davon verleiten allein 30 zu einem Besuch
im benachbarten Potsdam.
„EasyCityPass“ und „QueerCityPass“ liegen
mit etwas über 50 Kooperationen
dazwischen. Zum Teil überschneiden sie
sich – bieten gleiche Attraktionen an, aber
unterscheiden sich auch zielgruppenbedingt.
Beim Vergleichen der Info sollte
man nicht nur darauf achten, welche Partner
an jedem Paket beteiligt sind, sondern
auch zu welchen Konditionen. Zwei Beispiele:
Die Berliner Kabarett Anstalt bietet
bei „QueerCityPass“ und „WelcomeCard“
30 Prozent Nachlass auf den Eintritt, beim
„EasyCityPass“ dagegen nur 20 Prozent.
Das Schwule Museum kann mit der WelcomeCard
zu 33 Prozent vergünstigt besucht
werden, beim „QueerCityPass“ muss man
zu zweit sein, damit das 2-für-1-Angebot
etwas nützt.
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Übersicht über die verschiedenen Gültigkeiten und Verkaufspreise der Touristenfahrkarten. Alle Preise in Euro, Stand April 2017. Zusammenstellung: IGEB |
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Den großen Touristen-Pluspunkt bietet
die „Berlin WelcomeCard“. Nicht nur mit
der riesigen Auswahl beispielsweise bei verschiedensten
geführten kostenpflichtigen
Berlin-Touren und Stadtrundfahrten, sondern
auch mit sechs verschiedenen Routenempfehlungen
im ca. 170-Seiten starken Begleitbüchlein.
Und das alles in vier Sprachen:
Deutsch, Englisch, Spanisch und Italienisch.
Obendrein ist auch noch ein Stadtplan enthalten.
Um die Verwirrung jedoch zu vergrößern,
werden von der „Berlin WelcomeCard“ noch
weitere Abwandlungen mit inkludierten Zusatzleistungen
angeboten:
Die „Berlin WelcomeCard+Museumsinsel“
beinhaltet komplett den Eintritt für Alte
Nationalgalerie, Altes Museum, Bode-Museum,
Neues Museum sowie Pergamonmuseum,
wird aber ausschließlich zusammen
mit einer 72-Stunden-Fahrkarte zum Gesamtpreis
von 44 Euro (AB) bzw. 46 Euro
(ABC) verkauft.
Die „Berlin WelcomeCard all inclusive“
geht noch einen Schritt weiter. Wobei das
„all inclusive“ jedoch äußerst irreführend
ist, da es nicht für alles gilt! Hier sind (nur)
30 Berlin-Attraktionen bereits im Preis mit
enthalten. Für alle anderen gelten lediglich
die standardmäßigen Vergünstigungen. Die
Ticketversionen werden als ABC-Ticket für
95 Euro (48 Std.), 109 Euro (72 Std.) und 129
Euro (4 Tage) offeriert – auf Wunsch auch
ohne Fahrkarte für 79, 89, 99 Euro! Angeboten
wird dies „all inclusive“ – jedoch nicht
über die Verkehrsunternehmen.
Nebenbei sei bemerkt: Mit mehr Sicherheit
im „Nahverkehr“ punktet der
„Queer-CityPass“ bei den Fahrgästen. Als ein besonderes
Special gibt es ein kostenloses
„Queer-City-Pack“ (5 Kondome + 1 Tube Gleitgel)
in „Berlins schwules Informations- und Beratungszentrum
Mann-O-Meter“.
Der Verkauf
Während die BVG sich ausschließlich auf die
Berlin CityTourCard und die Berlin
Welcome-Card beschränkt, bieten die Verkaufsstellen
von DB Regio und der Berliner S-Bahn die
ganze Vielfalt – also auch den EasyCityPass
und den QueerCityPass – an. Wer sich bereits
vor der Berlin-Reise einen Überblick
verschaffen will, ist auf der Homepage der
S-Bahn gut aufgehoben. Hier kann man
unter www.s-bahn-berlin.de nicht nur die
aktuellen Info-Faltblätter aller Anbieter als
PDF anschauen und die Konditionen am
besten vergleichen, sondern im Vorfeld
ALLE gewünschten Tickets gleich bestellen.
Für tiefergehende Detailinformationen zu
einzelnen Ermäßigungen und Angeboten
wird man von dort gleich auf die Anbieter-Seiten verlinkt.
Man kann natürlich jedes der verschiedenen
Tickets auch beim jeweiligen touristischen
Anbieter beziehungsweise bei
deren Vertriebspartner (z. B. bei verschiedenen
Hotels) erwerben. Ein Kauf am Automaten
birgt das Problem, dass hier die
Begleithefte/-informationen nicht mit
ausgegeben werden. Dazu müsste man
erst eine personenbediente Verkaufsstelle
aufsuchen.
Das Fazit
Die Tickets sind ein Spiegel der Stadt. Die
Vielfalt ist Programm und überfordert den
Unwissenden. Wer unbedarft mit einem Koffer
in Berlin ankommt, und sich dann ad hoc
entscheiden muss – die Warteschlange am
Schalter hinter sich, trifft schnell die falsche
Wahl.
Um die Auswahl zu vereinfachen, empfiehlt
sich eine Ausdünnung des Angebotes.
Beispielsweise sollten, um ungewolltes
Schwarzfahren über die Stadtgrenze zu vermeiden,
alle Tickets nur als BerlinABC-Ticket
erhältlich sein. Eine Beschränkung auf 1-,
3- sowie 7-Tageskarten dürfte ausreichend
sein
Berliner Fahrgastverband IGEB
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