|
|
ICE 3 jetzt wieder mit Bordrestaurant. Foto: Holger Mertens |
|
Wichtig bei derartigen Vorhaben ist das
Eingehen auf Kundenbedürfnisse, und
da haben diese Züge mittlerweile einigen
Nachholbedarf. Ähnlich wie bei dem Neubaufahrzeug
ICE 4 wurde im Rahmen des
Redesigns erfreulicherweise mehr Platz für
Gepäck berücksichtigt. Die Gepäckregale
sind im Großraumbereich der Wagen angeordnet,
so dass die Bahnkunden ihre Koffer
bzw. Taschen im Blick haben.
Die bisherigen Sitze werden komplett ersetzt.
Hieraus ergibt sich ein Bedarf von insgesamt
29 604 neuen Sitzen. Bei der bereits
vom ICE 4 bekannten Konstruktion werden
die Sitze beim Verstellen in die Ruheposition
nicht mehr nach hinten gestellt, sondern
innerhalb der Sitzschale nach vorn gezogen.
Die hinteren Sitznachbarn werden auf diese
Weise weniger beeinträchtigt.
|
Abteile gibt es, vom Kleinkindabteil abgesehen, im modernisierten ICE 3 ausschließlich in der 1. Klasse. Foto: Florian Müller |
|
Blick in den Großraumbereich der 2. Klasse mit neuen Sitzen; deutlich verbessert wurde im ICE 3 die Fahrgastinformation, u. a. mittels der Deckenmonitore. Foto: Florian Müller |
|
Leider auch im modernisierten ICE 3: Die Anordnung der Sitze entspricht nicht in allen Fällen der Fensterteilung, auch in der 1. Klasse nicht. Foto: Holger Mertens |
|
Das Kleinkindabteil wurde attraktiver gestaltet, mit Spieltisch und Spielwand. Foto: Holger Mertens |
|
Der Wagenübergang und Eingangsbereich sind größtenteils im bekannten edelen Holzdesign geblieben. Foto: Florian Müller |
|
Auch die 1. Klasse wurde mit neuen Sitzen ausgestattet. In die Kopfstützen sind LED-Leselampen integriert. Hintereinander- und Vis-á-vis-Anordnung wechseln einander ab. Foto: Holger Mertens |
|
Die Erkennbarkeit der nunmehr in die Kopfstützen am Mittelgang integrierten Reservierungsanzeige ist deutlich besser als bislang. Foto: Florian Müller |
|
Mehr Platz wurde für die Aufbewahrung von Reisegepäck geschaffen. Durch die Anordnung der Gepäckregale im Großraumbereich haben Reisende ihr Gepäck besser im Blick Foto: Florian Müller |
|
Ab Dezember 2017 sollen die modernisierten ICE 3 u. a. als Sprinter-Züge zwischen Berlin und München eingesetzt werden. Foto: Florian Müller |
|
Der 2. Klasse-Bereich besteht komplett aus Großraumwagen, wie bisher mit einzelnen Sitzgruppen mit Tisch. Foto: Florian Müller |
|
Jetzt gibt es zwei anstatt bisher nur ein Rollstuhlabteil. Der Tisch ist per Knopfdruck höhenverstellbar. Foto: Florian Müller |
|
Fahrgastinfo-Monitore sind auch in den Abteilen angebracht. Foto: Holger Mertens |
|
Ergänzend zum Bordrestaurant gibt es auch weiterhin einen (modernisierten) Bistro-Bereich mit Stehtischen. Foto: Florian Müller |
|
Die gläserne Trennwand zwischen Führerstand und Fahrgastraum ist erfreulicherweise erhalten geblieben. Im Neubaufahrzeug ICE 4 gibt es dagegen den Blick über die Schulter des Triebfahrzeugführers nicht mehr. Foto: Florian Müller |
|
Der Arbeitsplatz des Lokführers und die Strecke sind auch vom Fahrgastraum aus einsehbar. Foto: Florian Müller |
|
Foto: Florian Müller |
|
Deutlich mehr Monitore bietet der Zug nach dem Redesign: In jedem Abteil und alle paar Meter im Großraum. Bei der Echtzeitintegration ist man für die Darstellung leider nicht sehr geschickt vorgegangen. Auch hier wieder unerklärliche farbige Kullern, mal ist die Echtzeit gelb, dann wieder rot oder grün, mal hinterlegt, mal nicht. Wirklich sehr schlecht lesbar ist die Darstellung der Echtzeit oder auch der Verspätung in den kleinen, einzeln weiß hinterlegten Kästchen – besonders wenn man sich wenige Meter entfernt. Der Blick ins eigene Designhandbuch hätte die Lösung gebracht: Plandaten weiße Schrift, Änderungen gelbe Schrift. Das funktioniert am Bahnhof ganz gut und kann hier im Zug auch nicht falsch sein. Auf jeden Fall würde es den überfrachteten unerklärten Designmix gut aufräumen. Foto: Florian Müller |
|
Die neuen vertikalen Monitore im ICE 3 direkt neben den Fahrzeugtüren bieten nun viel Platz für nützliche Informationen. Das sind bei Anfahrt an den nächsten Bahnhof sehr viele Umsteigebeziehungen für die Aussteiger und … Foto: Holger Mertens |
|
… nach Ankunft dann für die Zusteiger erstmals der komplette Fahrtweg des Zuges. Sehr positiv. Verwirrend hingegen die Darstellungsform: Was die ausgefüllten, nicht ausgefüllten, roten und grünen Kullern auf der Perlschnur neben den Stationen bedeuten, erschließt sich auch beim zweiten Hinblick nicht eindeutig. Hier sollten nochmal die Grundsätze des Informationsdesigns beratend herangezogen werden. Foto: Holger Mertens |
|
Neu ist die Kartendarstellung der Strecke, wie aus dem Flugzeug bekannt, was eine begrüßenswerte Abwechslung der Streckendarstellung ist. Foto: Florian Müller |
|
Die Reservierungsanzeige von Sitzplätzen
ist in die Kopfstütze am Mittelgang
integriert. Die Erkennbarkeit ist damit
deutlich günstiger gelöst als die bisherige
Anzeige an der Gepäckablage. Ähnlich wie
beim ICE 4 stimmt die Sitzteilung leider
auch beim ICE 3 nicht mit der Fensterteilung
überein.
Renaissance des Speisewagens
Erfreulich dagegen: Statt des bislang sehr
bescheidenen Serviceangebots mit einem
Bordbistro wird nun wieder ein Bordrestaurant
mit insgesamt 20 Sitzplätzen eingebaut.
Dies ist letztlich ein Wettbewerbsvorteil der
Verkehrsträgers Schiene gegenüber anderen
Verkehrsmitteln!
Auch für Bahnkunden mit Mobilitätseinschränkungen
wurden Verbesserungen realisiert:
Rollstuhlfahrern stehen pro Zugeinheit
jetzt zwei Plätze an höhenverstellbaren
Tischen zur Verfügung – vor dem Redesign
gab es lediglich einen Platz. Für Kunden mit
eingeschränktem Sehvermögen wurde ein
taktiles Wegeleitsystem realisiert. Neu bzw.
attraktiver gestaltet ist auch das Kleinkindabteil.
Außerdem wurde die Fahrgastinformation
ergänzt bzw. verbessert. Im Rahmen des
Redesigns werden insgesamt 2.542 Monitore
in den 66 ICE 3-Zügen installiert. Informationen
zum Reiseverlauf und zu Anschlusszügen
werden den Reisenden in Echtzeit
angezeigt.
W-LAN für alle
Ein Angebot, das während der Konzeptionsphase
und auch noch während der Indienststellung
als „nice to have“ galt, mittlerweile
aber essentiell ist, betrifft die Realisierung
einer leistungsfähigen und stabilen W-LAN-Versorgung
im GANZEN Zug. Waren in den
frühen 2000er Jahren von 450 Passagieren
vielleicht 10 Prozent mit W-LAN-fähigen
Geräten unterwegs, so trägt der moderne
Reisende mittlerweile mehr als eine Funkbake
mit sich herum. Dieser Gerätepark
muss versorgt werden, und deshalb muss
die Netzinfrastruktur im Zug dringend
verbessert werden. Die DB plant dazu die
Verlegung von Glasfaserkabeln für bessere
W-LAN-Versorgung über den ganzen Zug,
verbunden mit dem Einsatz von Repeatern
und Access points.
Im Rahmen des Redesigns werden alle
ICE 3-Einheiten auch mit dem Europäischen
Zugkontrollsystem ETCS ausgerüstet. Damit
wird ab Dezember 2017 der Einsatz u. a. auf
den Neubaustrecken Halle/Leipzig—Erfurt
bzw. Erfurt—Ebensfeld in der
Relation Berlin—München ermöglicht.
Die Fahrzeuge werden für die Modernisierung
außer Betrieb genommen und kommen
für rund neun Wochen in das Werk der
DB-Fahrzeuginstandhaltung in Nürnberg.
Dort werden die Züge entkernt, das heißt
die Inneneinrichtung wird komplett demontiert,
und es erfolgt ein Neuaufbau. Das ist
ein zwar aufwendiges, aber nachhaltiges
Verfahren, denn die gute Grundsubstanz der
Züge wird weiter genutzt. Parallel sind stets
drei Züge für das Redesign im Werk. Der
letzte modernisierte ICE 3 soll Ende 2020 das
DB-Werk Nürnberg verlassen. Insgesamt investiert
die Deutsche Bahn in das Redesign
der ICE 3-Flotte 210 Millionen Euro.
Fahrradmitnahme im ICE 3
weiterhin nicht möglich
Absolut unverständlich ist, dass auch nach
der Modernisierung die Fahrradmitnahme
in diesen ICE-Zügen nicht möglich sein wird.
Es gibt auch zukünftig keine Fahrradabteile
und keine Nischen oder sonstigen Abstellplätze.
In Zeiten einer zunehmenden Fahrradnutzung
ist das ein Armutszeugnis und
eines Mobilitätsdienstleisters, der sich in seiner
PR gerne als „grün“ darstellt, unwürdig.
Die Vernetzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel
sollte mittlerweile eine Selbstverständlichkeit
sein. Offensichtlich hat
die Bahn hier den Zug der Zeit noch nicht
erkannt. Da muss nachgebessert werden!
Und das möglichst schnell! In dieser Frage
weitere 15 Jahre auf den Ersatz der Züge zu
warten, halten DBV und IGEB für nicht angebracht.
Der Einbau von Fahrradabstellmöglichkeiten
an einem Zugende sollte, ähnlich
wie bei dem ICE 4, eine Selbstverständlichkeit
sein.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV) und
IGEB Fernverkehr
|