Auch in diesem Jahr diente die DB-Kantine nahe dem S-Bahnhof Nordbahnhof
als Veranstaltungsort.
Altbaufahrzeuge
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Bahnhof Ostkreuz, östliches Gleisvorfeld. Seit 21. August können alle Linien in Richtung Osten und Westen jeweils am selben Bahnsteig halten. Und ab 10. Dezember können die Regionalzuglinien RE 1, RE 2, RE 7 und RB 14 in Ostkreuz halten. Angesichts dieser großen Veränderungen war der Bahnhof Thema bei gleich drei Fahrgastsprechtagen der Schienenverkehrs-Wochen 2017. Foto: Tom Gerlich |
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Die Projekte „Weiterbetrieb Baureihen (BR)
480 und 485“ und „Langlebigkeit BR 481“
überschneiden sich in allen Phasen und sind
sehr komplex.
Die Planung für die BR 480 ist abgeschlossen
und bis Ende des Jahres 2017 werden
60 von 70 Viertelzügen (Vz) im Werk Schöneweide umgerüstet. Die restlichen 10 Vz
folgen im 1. Quartal 2018. Es erfolgen die
Aufarbeitung des Antriebsstrangs und der
Radsatzgetriebe, die Sanierung der Drehgestellrahmen,
die Umstellung der Signallichter
auf LED und der Austausch der Übergabestecker
an der Kurzkupplung.Durch diese
Maßnahmen sind die Fahrzeuge zuverlässiger
und auch leiser geworden. Das Problem
mit den anfangs auftretenden Störungen
an den Antriebscontainern ist inzwischen
durch Anpassung an Fahrzeugteilen und in
der Software gelöst.
Bei der BR 485 (80 Vz) wurde das Musterumbaufahrzeug
485 119 Ende September
fertig, der Serienumbau folgt bis Ende 2019.
Dabei erfolgen unter anderem die Stabilisierung
der Drehgestellrahmen, der Austausch
von Dichtungen in den Unterflurgeräten, die
Überholung der Bremswiderstandscontainer,
die Aufarbeitung der Elektrokupplung
und ein „Massemanagement“, bei dem der
Innenraum umgebaut wird, um die Masse
über dem ersten Drehgestell zu verringern.
Hierwuchs die Masse durch das Hinzufügen
von Systemen wie FASSI oder ZAT stetig.
Weitere zusätzliche Systemewie z.B. GSM-R
sind vorgesehen.
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Foto: IGEB |
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Das Ertüchtigungsprogramm für die Baureihen
480 und 485 erfolgt im Auftrag der
Länder Berlin und Brandenburg. Das Investitionsvolumen
beträgt 150 Millionen Euro
(inklusive der zusätzlichen Revisionen). Die
Umsetzung erfolgt überwiegend in S-Bahneigenen
Werkstätten, wofür 70 zusätzliche
Handwerker-Arbeitsplätze eingerichtet und
4 Millionen Euro in Instandhaltungstechnik
investiert wurden.
Die Konzeption für die Langlebigkeit der
BR 481 (500 Vz) ist weitestgehend abgeschlossen.
Geplant sind unter anderem die
Sanierung von Baugruppen bzw. der Austausch
von Komponenten am Wagenkasten
und Laufwerk sowie in der Inneneinrichtung,
Leittechnik und Energieversorgung. Das
Maßnahmenpaket enthältinsgesamt ca. 150
Technikthemen.
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Zug der Baureihe 480. Die S-Bahn prüft, ob diese Züge nicht doch auf das Zugbeeinflussungssystem ZBS umgerüstet werden können und damit in den nächsten Jahren flexibler und vor allem über 2023 hinaus einsetzbar sind. Foto: Marc Heller |
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Die Ausrüstung mit ZBS (Zugbeeinflussung
S-Bahn) in den Fahrzeugen der Baureihe
481 ist seit Ende 2016 abgeschlossen.
Während es bisher immer hieß, dass die
älteren Baureihen 480 und 485 kein ZBS
mehr erhalten sollen bzw. können, findet
nun für die Baureihe 480 ein Umdenken
statt. Aufgrund des allgemein noch guten
Wagenkastenzustands dieser Baureihe
prüft die S-Bahn derzeit, ob es doch eine
Möglichkeit gibt, ohne eine Neuzulassung
für die Baureihe 480 ZBS einbauen zu können.
So könnten diese Fahrzeuge über das
Jahr 2023 hinaus in Betrieb bleiben und für
Leistungserweiterungen zur Verfügung
stehen. Die Voruntersuchung verlief positiv.
Bis Ende dieses Jahres soll eine endgültige
Entscheidung hierzu fallen. Vermutlich
werden dann aber nicht alle Fahrzeuge ZBS
erhalten, so dass einige als Ersatzteilspender
dienen können.
Neue Baureihe 483/484
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Am 14. Oktober 2017 konnte im Pankower Werk von Stadler der erste Wagenkasten für die neue Berliner S-Bahn-Baureihe 483/484 öffentlich besichtigt werden. Foto: Florian Müller |
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Im Oktober 2016 wurde ein Fahrzeugmodell
der neuen Baureihe 483/484 vorgestellt.
Dieses begehbare Mockup im Maßstab 1:1,
von den Kulissenbauern des Filmstudios Babelsberg
hergestellt, wurde anschließend
neben der Presse zahlreichen Vertretern
der Fahrgast- und Behindertenverbände, diversen
Fahrgästen, dem Kundenbeirat und
natürlich auch den eigenen Mitarbeitern zu
Testzwecken vorgestellt, um ein umfassendes
Meinungsbild zu erhalten.
Mehr als 1000 Hinweise mit Lob, Kritik
und Verbesserungsvorschlägen sind eingegangen.
Sofern umsetzbar, sollen die Vorschläge
in die Fahrzeuggestaltung Eingang
finden.
Als besonders positiv befanden die Probanden
die seitlichen Anzeiger außen und
innen sowie die Lichtsignale an der Tür. Völlig
„durchgefallen“ ist dagegen der geplante
Liniennetzplan an der Decke, der über
Kopf nicht lesbar war. Ambivalent diskutiert
wurden die Haltestangenanordnung in den
Einstiegsbereichen. Hier muss der Praxistest
zeigen, wo sie am sinnvollsten sind.
Das vorgeschlagene frischere Design mit
etwas anderen Rot- und Gelb-Farbtönen
und anderer Aufteilung wurde von der
Hälfte der Probanden positiv aufgefasst,
ein Drittel bevorzugte eine Kombination
aus modern und traditionell und knapp 15
Prozent hielten an den traditionellen Farben
fest. Dennoch wird es eine Anpassung
geben, bei der der schwarze Zierstreifen
entfällt und das Rot auch im Frontbereich
eingesetzt wird. Bei den moderneren Farbtönen
soll es hingegen bleiben.
Im Oktober wird der erste Wagenkasten
aus Ungarn kommend bei Stadlerin Pankow
erwartet, so dass die Fertigstellung des ersten
Zuges starten kann, der im Herbst 2018
rollfähig sein soll. Im Jahr 2019 wird dieser
auf dem Testring des Siemens-Prüfcenters in
Wegberg-Wildenrath umfangreich getestet,
bevor im Jahr 2020 nächtliche Testfahrten
auf der Ringbahn folgen. Die Inbetriebnahme
ist für Januar 2021 auf der Linie S 47 vorgesehen.
Bis Oktober 2023 sollen schrittweise die
weiteren Linien S 46, S 8, S 41 und S 42 umgestellt
werden. Bisher fest bestellt sind 21
zweiteilige Fahrzeuge der Baureihe 483 und
85 vierteilige Fahrzeuge der Baureihe 484.
Dies entspricht 191 Viertelzügen. Eine frühzeitige
Erhöhung der Bestellung ist aktuell
nicht vorgesehen.
Erfreuliches gibt es vom Verein Historische
S-Bahn zu vermelden. An zwei historischen
Viertelzügen finden derzeit Arbeiten
statt. Während die S-Bahn Berlin durch Leistungen
in Naturalien unterstützt und in der
Hauptwerkstatt aktuell die Radsätze ertüchtigt,
klärt der Verein mit dem Eisenbahn Bundesamt
(EBA) die Genehmigungen für
die Sicherungsanlagen. Mitte 2018 sollen
die Fahrzeuge wieder in Betrieb gehen. Und
wenn alles mit der Zulassung klappt, soll zu
Weihnachten 2018 wieder der Weihnachtszug
seine Runden drehen.
Die Panorama-S-Bahn hingegen kehrt auf
absehbare Zeit nicht zurück. Sie benötigt
eine umfangreiche Ertüchtigung, die derzeit
niemand leisten kann. Das Fahrzeug ist aber
wenigstens geschützt abgestellt, so dass es
nicht der Witterung oder dem Vandalismus
ausgesetzt ist.
Umbau Ostkreuz
Seit 2006 wird der Bahnhof Ostkreuz unter
laufendem Betrieb umgebaut. Die Fertigstellung
erfolgt 2018. Zum 21. August 2017
wurde eine weitere Bauphase abgeschlossen,
die die Rückkehr der Linie S 3 auf die
Stadtbahn ermöglichte und einen wochenlangen
Schienenersatzverkehr beendete.
Die Freude darüber wurde in den ersten
Tagen allerdings stark durch eine unpünktliche
Betriebsführung auf den Stadtbahnlinien
S 3, S 5, S 7 und S 75 getrübt, die vor allem
auf der Linie S 75 zu vielfach kritisierten Angebotskürzungen
führte.
Grund für die Probleme waren das fehlerhafte
Zusammenspiel zwischen dem alten
Stellwerk in Lichtenberg und dem neuen
elektronischen Stellwerk (ESTW) sowie Signalstörungen
an den Ausfahrten Jannowitzbrücke und Kehre Ostbahnhof West, die keine
gleichzeitigen Einfahrten in den Bahnhof Ostbahnhof
ermöglichten. Nach der Fehlerbehebung
durch DB Netz konnte am 8. September
der Regelbetrieb aufgenommen werden. Der
Anspannungsgrad bleibt aber aufgrund der
noch bis Ende 2018 eingeschränkten Infrastruktur
hoch. Das insbesondere im Störungsfall
anfällige System steht unter kontinuierlicher
Beobachtung und die Entwicklung
der Betriebsqualität auf der Stadtbahn wird
regelmäßig ausgewertet.
Zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember
2017 endet die aktuelle Bauphase mit der
vollständigen Inbetriebnahme der Südkurve
am Ostkreuz und der Rückkehr der S 9 auf
die Stadtbahn.
Baumaßnahmen 2018
Mit Stand Juli 2017 sind die folgenden größeren
Baumaßnahmen für 2018 vorgesehen,
die meistens mit Schienenersatzverkehr
(SEV) verbunden sind:
- Fertigstellung Viergleisigkeit Ostbahnhof—Ostkreuz
- Sanierung der Gleishallen Ostbahnhof
- Brückenarbeiten S 2 Nord und Neubau der
Brücke über die Autobahn A114
- Ersatzneubau Überführung Rhinstraße
(am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost)
- Ersatzneubau Überführung Thälmannstraße
in Hoppegarten und Entflechtung
S-Bahn/Regionalverkehr im Bahnhof
Strausberg
- Neubau S-Bahnsteig Karlshorst
- Rückbau Gleisverschwenkung für Weiterbau
Autobahn A100 im Bereich Sonnenallee
- Ersatzneubau Überführung Sterndamm
(am S-Bahnhof Schöneweide) und Neubau
Personentunnel bis 2021
- Neubau Personentunnel Eichwalde und
Zeuthen
- Gleis- und Weichenerneuerungen Tempelhof
- ESTW Marienfelde und Ausrüstung S 2
Süd (Priesterweg bis Blankenfelde) mit
ZBS
- Sanierung Personentunnel Lichterfelde
Ost
- Ausrüstung S 1 Süd (Anhalter Bahnhof bis
Wannsee) mit ZBS
- Ausrüstung S 7 West (Charlottenburg bis
Potsdam Hauptbahnhof) mit ZBS und
Aufbau Begegnungsabschnitt (Verlängerung
Zweigleisigkeit) vor dem Bahnhof
Potsdam Hauptbahnhof
- Ausrüstung S 3/S 9 West (Westkreuz bis
Spandau) mit ZBS
Sonstige Infrastrukturmaßnahmen
Auf 88 übersichtlichen Bahnhöfen fertigtsich
der Triebfahrzeugführer in der Regel mittels
Abfertigungsspiegel selbst ab. Auf den verbleibenden
80 Bahnhöfen benötigt er Bilder
zur Übersicht über den Zug, die ihm mittels
moderner Videotechnik zur Verfügung gestellt
werden. Die Einführung dieses Abfertigungsverfahrens,
ZAT-FM genannt (Zugabfertigung
durch Triebfahrzeugführer mittels
Fahrzeugmonitoren), ist bis auf zwei Ausnahmen
abgeschlossen. Diese sind Warschauer
Straße, nur noch für wenige Wochen, und
Schönhauser Allee. Letztgenannter Bahnhof
liegt in einerstarken Krümmung,so dass hier
eine Speziallösung mit 6 Bildern in Arbeit ist,
die noch 2017 eingesetztwerden soll.
Das Reisendeninformationssystem wurde
von Grund auf modernisiert. Bis Ende 2018
werden auf 48 Bahnhöfen die Lautsprecheranlagen
modernisiert. Auf 7 Bahnhöfen an
den Strecken nach Tegel (S 25), Ahrensfelde
(S 7) und Spindlersfeld (S 47) sollen 12 LCD-Zugzielanzeiger,
die von den Regionalbahnsteigen
der Stadtbahn stammen, die dort
vorhandenen dynamischen Schriftanzeiger
(DSA) ersetzen. Die S-Bahn Berlin ist weiter
bemüht, auch die restlichen Bahnhöfe ohne
LCD-Anzeiger mit solchen auszurüsten, und
sucht nach einer Finanzierungsmöglichkeit
hierfür.
Im Betriebswerk Friedrichsfelde ist die
neue Waschanlage in Betrieb und die Sanierung
der Triebwagen- und Kranhalle abgeschlossen.
Durch DB Netz erfolgt bis ins
nächste Jahr hinein nun noch der Neubau
der Zugbildungsanlage (ZBA). Hierfür werden
14 Mio. Euro investiert.
Die ZBA Tempelhof, zwischen Südkreuz
und Tempelhof gelegen und beidseitig angeschlossen,
nimmt zum Fahrplanwechsel
im Dezember 2017 ihren Vollbetrieb auf.
Fahrplan 2018
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Bf. Ostkreuz. Noch hält die vom Flughafen Schönefeld gekommene S 9 hier und fährt weiter nach Pankow. Ab 10. Dezember fahren die Züge am Ostkreuz vorbei auf die Stadtbahn. Damit entfällt nicht nur die umsteigefreie S-Bahn-Direktverbindung vom Ostring zum Flughafen, sondern die Züge der anderen S-Bahn-Linien auf dem Ostring werden voller sein. Außerdem entstehen zwischen Warschauer Straße und Ostkreuz regelmäßig 8-Minuten-Lücken. Foto: Marc Heller |
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Zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember
2017 werden einige Linienführungen angepasst.
Grund ist zum einen die Rückkehr
der Linie S 9 auf die Stadtbahn und zum
anderen der durch die Infrastruktur bedingte
zwingende Einsatz von Fahrzeugen mit
ZBS auf bestimmten Strecken, weshalb die
Linie S 85 nicht mehr nach Waidmannslust
verkehren kann (die Änderungen im Detail
siehe SIGNAL 4/2017).
Besonderes Augenmerk verdient die neue
Führung der S 9 Spandau—Südringkurve—Flughafen
Schönefeld und die sich daraus
ergebenden Folgen.
Die Linie S 9 kehrt auf die Stadtbahn zurück
und verkehrt alle 20 Minuten mit Vollzügen,
im Nachtverkehr alle 30 Minuten, zwischen
Spandau und Flughafen Schönefeld
bei neuen Abfahrtszeiten. Sie hält in beiden
Richtungen nicht am Ostkreuz.
Während im Nordsüd-Tunnel und zwischen
Schöneweide und Grünau das Angebot
mit den Änderungen zum Fahrplanwechsel
leicht verbessert wird, führt
die Rückkehr der S 9 auf die Stadtbahn zu
einem geringeren Angebot auf dem stark
nachgefragten Ostring – und dies sowohl
tagsüber als auch abends. Dort fehlt nun
eine Zuggruppe, so dass die Züge hier noch
voller werden.
Durch die Wegnahme der S 9 werden auch
die Kurve Bornholmer Straße—Schönhauser
Allee und die gut nachgefragte Direktverbindung
Ostkreuz—Adlershof abends
nur noch alle 20 Minuten befahren bzw.
angeboten, was gerade im Hinblick auf den
weiteren Bedeutungsgewinn am Ostkreuz,
wenn dort auch die Regionalzüge der Stadtbahn
halten, ein schwerer Einschnitt ist.
Die „Übereckverbindung“ Stadtbahn—Treptower
Park ist künftig auf schnellstem
Wege nur noch mit Blick auf das Smartphone
zu meistern: Mit S 5/S 7 bis Ostkreuz vorfahren
und dort in die S 41/S 8/S 85 umsteigen,
oder in Warschauer Straße aussteigen
und auf die nur alle 20 Minuten fahrende
S 9 warten?
Aufgrund der angespannten Fahrzeugsituation
können Angebotserweiterungen
auf einer Strecke derzeit aber nur durch
Angebotsreduzierung auf anderen Strecken
durchgeführt werden, weshalb auch keine
Bestellung einer siebten Zuggruppe über
die Stadtbahn absehbar ist, mit der die S 75
auf die Stadtbahn zurückkehren könnte.
Die Verbindung Warschauer Straße—Lichtenberg
wird deutlich ausgedünnt. Die
S 9 verlässt die Stadtbahn in Warschauer
Straße, die S 75 setzt aber erst in Ostkreuz
ein. So ist Lichtenberg nur im unattraktiven
2/8-Minuten-Takt erreichbar.
Immerhin sollen ab Ende 2018 mit Inbetriebnahme
der Viergleisigkeit Ostbahnhof—Ostkreuz
die S 75 wieder bis Ostbahnhof
und die S 5-Verstärker bis Warschauer
Straße verlängertwerden und so Anschlüsse
an die S 3 und S 9 herstellen.
Aktuelle Performance
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S-Bahn-Chef Peter Buchner beschönigte es in seinem Jahresrückblick nicht: Noch immer gibt es bei der Berliner S-Bahn zu viele Zugausfälle und Verspätungen. Foto: Marc Heller |
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Die Pünktlichkeit der S-Bahn hat in den letzten
12 Monaten nachgelassen. Statt des gewünschten
Schritts nach vorn, gab es einen
halben Schritt zurück, so Buchner. Sie lag
seit September 2016 mit Ausnahme des Aprils
2017 stets unter der Pönalegrenze von 96
Prozent, anfangs nur leicht, seit Mai 2017 mit
Werten um die 92 Prozent jedoch deutlich.
Größtes Sorgenkind ist die Ringbahn, weshalb
hier das Qualitätsprogramm Ringbahn
PLUS zusammen mit DB Netz gestartet wurde.
Ziel ist die Steigerung von Zuverlässigkeit
und Kundennutzen. Dazu soll es unter
anderem umfangreiche Maßnahmen an der
Infrastruktur, eine Personalaufstockung in
der Disposition und zusätzliche mobile Einsatzgruppen
für die Durchsetzung des Hausrechts
und für die Erhöhung des subjektiven
Sicherheitsgefühls im Nachtverkehr geben.
Verschmutzungen in den Fahrzeugen und
auf den Bahnhöfen können seit dem 3. Juli
per WhatsApp der S-Bahn gemeldet werden.
Der Fokus liegt derzeit auf den Ringbahnlinien
S 41 und S 42, wozu Reinigungspersonal
am Bahnhof Westkreuz stationiert wurde.
So können innerhalb von 40 bis 50 Minuten
die Verschmutzungen beseitigt werden.
2016 nutzten rund 431 Millionen Fahrgäste
die S-Bahn Berlin. Dies sind 11 Prozent
mehr als 2008. Gegenüber 2015 konnte die
Nachfrage um 3,3 Prozent gesteigert werden.
Die Verkehrsleistung der S-Bahn Berlin ist
2016 mit 4432 Mio. Personenkilometer (Pkm)
um ebenfalls rund 3,3 Prozent gegenüber
dem Vorjahr gewachsen. Sie liegt damit um
rund 14,1 Prozent höher als im Jahr 2008.
Auch die Zahl der Zeitkartenabonnenten
steigtweiter,wenn auch nicht mehrso stark
wie noch vor sechs, sieben Jahren. Ende
2016 gab es bei der S-Bahn 210 900 Abonnements,
Ende August dieses Jahres waren
es bereits 212 200.
Vertrieb und Kundeninformation
Der elektronische Fahrausweis VBB-fahrCard
wird an weitere Zielgruppen verteilt. Nachdem
bereits Abonnenten der Umweltkarte,
der Auszubildenenkarte, der 10-Uhr-Karte,
der Abo-65plus-Karte und des Schnupperabos
diese erhalten haben, insgesamt mehr
als 180 000 Kunden, folgen nun die Firmenticket-Besitzer.
Die Verteilung an Nutzer der
Schülerkarten ist ebenfalls vorgesehen, aber
erst nach einer tariflichen Anpassung möglich.
Problematisch ist hier die Unterteilung
nach „normalen“ Karten und Geschwisterkarten.
Der Vertrieb an festen Verkaufsstellen
und Automaten wird weiter verbessert. So
ist an den Automaten jetzt auch die Zahlung
mit Kreditkarten möglich. Die Online-Abonnementverwaltung ist nun auch über
Tablet und Smartphones möglich. Auf der
Webseite wird das Angebot an Onlinetickets
für touristische Angebote erweitert.
Am S-Bahnhof Flughafen Schönefeld soll
im Oktober eine Fahrkartenausgabe im
Fußgängertunnel eröffnet werden. Darüber
hinaus soll das Angebot an Fahrkartenautomaten
dort erhöht und deren Standortkonzept
überarbeitet werden. Der Verkauf von
Ticketsin der S-Bahn-App ist hingegen nicht
vorgesehen, da es hier schon genug andere
Anbieter gibt.
Der offizielle Twitterkanal @SBahnBerlin,
der 2012 von einer Privatperson übernommen
wurde, hat im August die Zahl von
180 000 Followern überschritten. Hierüber
werden störungsbedingte Abweichungen
vom Regelfahrplan, Bauarbeiten, Events
und besondere Termine kommuniziert. Seit
der Übernahme wurden über 61 000 Tweets
abgesetzt. Das Twitter-Team ist täglich aktiv,
Montag bis Freitag von 6 Uhr bis 22 Uhr, am
Wochenende sowie feiertags von 7 Uhr bis
21 Uhr.
Am 10. Oktober 2017 wird das zehnjährige
Bestehen des Kundenbeirats, dem
Bindeglied zwischen Kunden und Unternehmen,
gefeiert. Alle drei Jahre werden
bis zu 25 Mitglieder gewählt, die einen repräsentativen
Querschnitt aller Alters- und
Bevölkerungsgruppen bilden und sich für
die Steigerung der Kundenzufriedenheit
einsetzen. Schwerpunktthemen sind die
Verbesserung der Qualität, der Sauberkeit,
des Services und der Sicherheit, die durch
Mitwirkung in Arbeitsgruppen erreicht
werden sollen.
Im ersten Halbjahr 2017 wurden für drei
Baumaßnahmen 155 000 Bauflyer verteilt,
davon allein 100 000 für den Schienenersatzverkehr
am Ostkreuz. Sie wurden auf das
neue VBB-Layout für Regelabweichungskommunikation
umgestellt und werden
inzwischen mithilfe von Promotionteams
direkt in den Zügen an die Fahrgäste verteilt.
Dies hat sich als wirkungsvoller als die
Max-Bahnbau-Treffs erwiesen, weshalb diese
nicht mehr stattfinden. Die Bauaushänge
auf den Bahnhöfen haben ebenfalls das
neue Layout erhalten.
Fahrgäste werden bei Ersatzverkehr mit
Bussen mittels auf den Boden geklebten
„Fußtapsen“ zum Bus geleitet. 2016 wurden
insgesamt 5218 Fußtapsen geklebt, in diesem
Jahr waren es bisher 3826. Dazu kommen
die temporären Wegeleitungen mittels
Schildern in verschiedenen Größen.
Auch die SEV-Busse erhalten Schilder für
die Auslage in der Front und an den Seiten.
Darüber hinaus sollen sie – sofern softwareseitig
möglich – in den Fahrzielanzeigern
die Liniennummer derzu ersetzenden
S-Bahn-Linie und das Fahrziel anzeigen.
Dies ist besonders dann zwingend notwendig,
wenn es verschiedene SEV-Linien gibt,
die alle an derselben Haltestelle abfahren.
Negativ ist hier zuletzt die gleichzeitige
Unterbrechung der S 3 und der Regionalverkehrslinie
RE 1 aufgefallen. Die Ersatzbusse,
vor allem des Regionalverkehrs, waren
am Bahnhof Erkner oft nur mit „Schienenersatzverkehr“
geschildert, so dass es
Verwirrung gab, wohin denn die Busse
fahren und was sie ersetzen. So fand sich
der eine oder andere Fahrgast im falschen
Bus wieder. Daher gibt es Forderungen, in
solchen Fällen verschiedene Haltestellen
für die Abfahrt zu nutzen. Dies sieht Herr
Buchner prinzipiell genauso, doch werden
der S-Bahn die in der Regel bereits vorhandenen
Haltestellen von den anderen Betrieben
unter Berücksichtigung von deren
Belangen zugewiesen.
Seit dem 12. August 2016 kann über die
Webseite der S-Bahn Berlin eine
Verspätungsbescheinigung ausgestellt werden.
Dazu gibt der Fahrgast die Verbindung ein,
die er genutzt hat, und das System prüft, ob
hier tatsächlich eine Verspätung vorlag, und
stellt bei Korrektheit eine Bescheinigung aus,
die dann ausgedruckt z.B. dem Arbeitgeber
vorgelegt werden kann.
Sonstiges
- Nach wie vor ist der zweigleisige Ausbau
nach Tegel und die damit verbundene
Verdichtung auf einen 10-Minuten-Takt
vorgesehen. Die Planung hierzu soll „zeitnah“
beginnen, die Umsetzung ist aber
weiterhin nicht terminiert und wird eher
mittelfristig erfolgen.
- Die S-Bahn Berlin bezahlt zwei Sozialarbeiter
der Bahnhofsmission, um dem Problem
mit den zumeist übel riechenden
Obdachlosen in den Zügen besser Herr
zu werden. Diesen bedürftigen Personen
sollen unter anderem die bestehenden
Angebote von verschiedenen Trägern
besser vermittelt werden. Das Projekt
wird im Jahr 2018 fortgesetzt.
- Die Aktion „Mein Becher für Berlin“, bei
der Kunden Mehrwegbecher für den Kaffeegenuss
unterwegs erwerben und in
verschiedenen Läden befüllen können, ist
ein großer Erfolg und wurde seitens aller
beteiligten Partner dauerhaft verlängert.
Inzwischen wurden von anderen Akteuren
ähnliche Aktionen gestartet.
Jens Fleischmann
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