Deshalb war es auch nicht überraschend,
dass beim Fahrgastsprrechtag mit seinem
diesjährigen Vortrag „DB-Schieneninfrastruktur:
Baumaßnahmen 2017 bis 2020“
am 30. August 2017 im S-Bahnhof Jannowitzbrücke
alle Stühle im Vortragsraum besetzt
waren. Moderiert von Christian Schultz
(DBV/IGEB) konzentrierte sich Alexander
Kaczmarek vor allem auf elf Projekte (siehe
Übersichtskarte).
1. Umbau Ostkreuz
Nach den großen Veränderungen bei der
S-Bahn zum 21. August 2017 (ausführlich in
SIGNAL 4/2017 dargestellt) steht zum 10. Dezember
2017 nun die Verkehrsaufnahme für
die S 9 über die Verbindungskurve zwischen
Stadtbahn und Südring bevor. Zugleich halten
am neuen Regionalbahnsteig unten die
Züge der RE 1, RE 2, RE 7 und RB 14. Damit ist
Ostkreuz dann der Bahnhof mit den meisten
täglichen Zughalten im Netz der Deutschen
Bahn.
Der Endzustand soll zum Fahrplanwechsel
am 9. Dezember 2018 erreicht werden,
wenn die RB 26 von Lichtenberg zum Ostkreuz
verlängert wird und die 4-Gleisigkeit
für die S-Bahn zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof
wiederhergestellt ist.
2. Neubau S 21
Dieses „Jahrhundertprojekt“ hat Alexander
Kaczmarek von seinem Vorgänger Ingolf
Leuschel geerbt, der stets für die Realisierung
eines zweiten Nord-Süd-Tunnels für
die Berliner S-Bahn gekämpft hat. Trotz
der aktuellen bautechnischen Probleme
und ständig steigenden Kosten zeigte sich
Kaczmarek optimistisch, dass der nördliche
Abschnitt vom Nordring zum Hauptbahnhof
mit einem provisorischen Endbahnhof
bis 2020 fertiggestellt werden kann. Für den
südlichen Abschnitt zwischen Yorckstraße
und Potsdamer Platz über Gleisdreieck
solle noch 2017 die Vorplanung beginnen.
Am problematischsten sei der mittlere Abschnitt,
für den seriös noch keine Jahreszahlen
genannt werden könnten.
3. Dresdener Bahn
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In Lichtenrade haben nach dem erfolgten Planfeststellungsbeschluss für die Dresdener Bahn die Baumfällungen auf der Bahntrasse begonnen. Foto: Florian Müller |
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Optimistisch zeigte sich Kaczmarek auch bei
der Dresdener Bahn zwischen Südkreuz und
Blankenfelde. Nach den jahrelangen Verzögerungen
gehe die Planung für den Ausbau
nun gut voran. Für den Planfeststellungsabschnitt
2 „Lichtenrade“ liegt der Planfeststellungsbeschluss
seit 13. November 2015 vor,
und die Klage dagegen wurde bekanntlich
abgewiesen. Für den Abschnitt 1 „Marienfelde“
gibt es den Planfeststellungsbeschluss
seit dem 22. Mai 2017, und für den dritten
Abschnitt „Blankenfelde-Mahlow“ wird er
2018 erwartet.
Kaczmarek berichtete, dass am 25. August
2017 eine deutsch-tschechische Absichtserklärung
für eine Eisenbahn-Neubaustrecke
von Dresden nach Prag unterzeichnet
wurde. Diese Strecke werde damit nun
im „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans
ausgewiesen. Durch Untertunnelung
des Erzgebirges soll die Reisezeit
im Personenfernverkehr zwischen Dresden
und Prag von derzeit mehr als zwei auf unter
eine Stunde vermindert werden. Damit
wird (langfristig) auch die Bahnverbindung
Berlin—Prag deutlich attraktiver.
4. Schienenanbindung BER
Die Schienenanbindung zum neuen Flughafen
BER wurde bekanntlich rechtzeitig fertig.
Wann der Flughafen fertig wird, weiß natürlich
auch Herr Kaczmarek nicht. Aber der
Verzug bietet die Chance, dass die nun für
2018/19 geplante Erneuerung der Ringbahnbrücke
Wiesenweg doch noch rechtzeitig
zur BER-Eröffnung abgeschlossen ist. Dann
könnten die geplanten Flughafenexpress-
Züge bis zur Fertigstellung der Dresdener
Bahn halbstündlich von Berlin Hbf über
Gesundbrunnen und Ostkreuz zum BER
fahren. Nachtrag der Redaktion: Seit dem
16. Oktober 2017 gibt es für das Vorhaben
„Eisenbahnüberführung Wiesenweg“ den
Planfeststellungsbeschluss, verfügbar auf
der Internetseite des Eisenbahn-Bundesamtes
(www.eba.bund.de).
5. Elektrifizierung Südring (Fernbahn)
Nach der Wiederherstellung der Gütergleise
des südwestlichen Berliner Innenrings
soll nun der gesamte Abschnitt von Baumschulenweg
über Neukölln und Südkreuz
bis Westkreuz elektrifiziert werden. Damit
würden zwar die lauten Dieselloks durch
leisere E-Loks ersetzt, aber dennoch müsste
anlässlich der Elektrifizierung fast die gesamte
Strecke Schallschutzwände erhalten.
Das wäre nicht wirtschaftlich. Deshalb wird
geprüft, ob es die Möglichkeit einer Kombination
mit Schallschutzmaßnahmen für die
parallele extrem laute Stadtautobahn gibt.
6. Karlshorst—Köpenick (einschließlich
Regionalbahnhof Köpenick)
Im Zuge des bis 2019 laufenden Ausbaus der
Strecke Berlin—Frankfurt (Oder) sollte auch
der vom Land Berlin bestellte Regionalbahnhof
Köpenick (Halt des RE 1) gebaut werden.
Hierfür ist jedoch eine neue Planung mit
einem dritten Streckengleis im Bereich des
künftigen Regionalbahnhofs erforderlich,
so dass eine Realisierung erst Mitte der 20er
Jahre möglich ist.
Unabhängig davon wird der Regionalbahnhof
Karlshorst (Halt von RE 7 und RB 14)
zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember
2017 außer Betrieb genommen und 2018
im Rahmen der Erneuerung des S-Bahnhofs
Karlshorst abgebrochen.
7. Nordkreuz—Karow
Der Umbau des Karower Kreuzes (Stettiner
Bahn/Berliner Außenring) geht planmäßig
voran. Zur Stettiner Bahn machte Alexander
Kaczmarek den Besuchern auf entsprechende
Fragen Hoffnung, dass die Diskussion um
den zweigleisigen Ausbau des Abschnitts
zwischen Angermünde und deutsch-polnischer
Grenze „noch nicht ganz abgeschlossen“
sei.
8. Potsdamer Stammbahn
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Die Übersichtskarte zeigt die elf Projekte, die im Mittelpunkt des Vortrags von Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Berlin, standen. Bei den besonders kontrovers diskutierten Vorhaben hatte Kaczmarek klare Positionen: Von Spandau nach Falkensee soll eine S-Bahn-Strecke gebaut werden, und die Potsdamer Stammbahn soll für Regionalzugverkehr wiederaufgebaut werden. Grafik: Deutsche Bahn |
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Unverändert klar äußerte sich Kaczmarek erneut
zur Stammbahnstrecke zwischen Potsdam
und Berlin Hbf. Sie werde dringend für
den wachsenden Regionalzugverkehr zwischen
Berlin und Potsdam gebraucht, weil
die Stadtbahn ein überlasteter Fahrweg ist.
In geringem Umfang sei auf der Stammbahn
auch Fernverkehr denkbar. Mit dem erforderlichen
Planfeststellungsverfahren solle
schnell begonnen werden, weil dafür mehrere
Jahre benötigt werden.
9. Nordbahn (Fernbahn)
Nach der Ertüchtigung der Strecke Berlin—Rostock sollen die Personenzüge hier 160
km/h fahren können. Um schweren Güterverkehr
zu ermöglichen, wird die Radsatzlast
auf 25 t erhöht.
10. S-Bahn Spandau—Falkensee
Die Überschrift macht es schon deutlich:
Alexander Kaczmarek unterstützt die Pläne
für eine Verlängerung der S-Bahn von Berlin-Spandau nach Falkensee. Dabei müsse
auch der Vorschlag einer Express-S-Bahn geprüft
werden. Dieses und weitere Projekte
zur Entwicklung der Schieneninfrastruktur
sollen Gegenstand einer Rahmenvereinbarung
zwischen der Deutschen Bahn und den
Ländern Berlin und Brandenburg werden.
Nachtrag: Am 4. Oktober 2017 wurde diese
Vereinbarung unterzeichnet. Mehr dazu
im nächsten SIGNAL.
11. Mehrgleisiger Ausbau
Kremmener Bahn
Die Kremmener Bahn müsse, fordert Kaczmarek,
dringend ausgebaut werden, um
die S-Bahn – wie sonst überall in Berlin – im
10-Minuten-Takt fahren zu können. Wird
außerdem der Regionalverkehr (RE 6 – Prignitzexpress)
über die Kremmener Bahn nach
Berlin-Gesundbrunnen geführt, sei ein drittes
Gleis erforderlich. Das würde allerdings
den Bau des geplanten S-Bahnhofs Borsigwalde
erschweren.
Berliner Fahrgastverband IGEB
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