Am 10.12.2017 erlangte der neue Jahresfahrplan
seine Gültigkeit und brachte den
Nutzern der S-Bahn viele Änderungen – vor
allem bedingt durch die Inbetriebnahme
neuer Infrastruktur, z. B. der S 9-Südringkurve
Warschauer Straße—Treptower Park.
Verständlich, dass es da Unmut gab, wo
gewohnte Wege und Abfahrtszeiten geändert
wurden. Doch auch rein sachlich betrachtet
sorgten Vorgaben und Zwänge dafür,
dass sich das Angebot an einigen Stellen
deutlich verschlechtert hat und es seither
Fahrzeitverlängerungen gibt.
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Der Bahnhof Schöneweide bleibt auch nach Fertigstellung der Sterndammbrücken noch jahrelang eine Baustelle, denn im Anschluss werden der Personentunnel saniert und die neue Unterführung für die Straßenbahn gebaut. Damit bleibt der Bahnhof auch in der Fahrplanplanung ein Nadelöhr, das nun durch die S 9 auch mit der Stadtbahn verknüpft ist. Foto: Tom Gerlich |
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Zunächst aber zu den Verbesserungen:
Seit August 2009 war die direkte Verbindung
von der Stadtbahn in den Südosten
unterbrochen. Die S 9 wurde „temporär”
für 8 Jahre nach Pankow verschwenkt, und
deren Nutzer mussten zusätzlich auf der
Baustelle Ostkreuz umsteigen oder andere
Wege wählen. Diese Zeit ist nun vorbei
und die gut besetzten Züge zeigen, dass die
Verbindung trotz des unattraktiven 20-Minuten-Taktes nachgefragt ist.
Besseres Angebot mit S 26
Positiv sind auch die Wiedereinführung der
S 26 auf dem Linienweg Waidmannslust—Teltow und die Korrespondenzhalte von
S 25/S 8 und S 26/S 85 in Bornholmer Straße
alle 10 Minuten, womit der Wegfall der Direktverbindung
zwischen Waidmannslust
und Ostkreuz etwas kompensiert wird.
Die „zu frühe” Inbetriebnahme der Ringbahnkurve
in Ostkreuz führt jedoch zu
deutlichen Verrenkungen und Einschnitten
im Fahrplanangebot durch die 2018 noch
eingeschränkte Infrastruktur zwischen
Ostkreuz und Ostbahnhof sowie die noch
mehrere Jahre anhaltenden Bauzustände in
Schöneweide.
Der Umsteigezwang am Ostkreuz hatte
zumindest den Vorteil, dass dort auch immer
die nächste Abfahrt in die gewünschte
Richtung erfolgte und nicht gerätselt
werden musste, welche Umstiegstaktik
den größten Erfolg verspricht. Das hat sich
geändert, da die S 9 jetzt ohne Halt am
Ostkreuz vorbeifährt und der Fahrgast sich
nun wieder vorab informieren muss, ob
eine Umsteigeverbindung mit der S 8 und
S 85 oder das Warten auf die S 9 die bessere
Lösung ist.
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Die neue alte S 9 wirbelt den Fahrplan auf der Stadtbahn kräftig durcheinander. Besonders ärgerlich: Die derzeit am Ostkreuz endende S 75 hat keinen Anschluss, da die S 9 ohne Halt am Ostkreuz vorbei fährt. Auch im Nachtverkehr ist der fehlende Halt ein großes Manko. Nach Wartenberg, Erkner und Strausberg muss nun zweimal umgestiegen werden. Foto: Florian Müller |
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Erschwerend kommt hinzu, dass die S 9
nun in beiden Fahrtrichtungen 3 bis 4 Minuten
planmäßig am Treptower Park steht, um
in die jeweils andere Trassenlage zu kommen.
Stadtauswärts folgt eine weitere Standzeit
in Baumschulenweg zur Anschlussgewährung
an die S 46 nach Königs Wusterhausen.
So vergehen zwischen Ankunft in Treptower
Park und Abfahrt in Baumschulenweg 11 Minuten
– bei nur 5 Minuten Fahrzeit.
Damit ließe sich als temporärem Kompromiss
leben, wenn denn das Geflecht der
anderen Linien nicht beeinträchtigt würde.
Doch genau das ist leider der Fall!
Wieder Taktlücke zwischen Lichtenberg
und Stadtbahn
Die S 75 „verendet” durch die veränderten
Fahrplanlagen von S3 und S 5 anschlusslos
in Ostkreuz, womit zwischen Stadtbahn und
Lichtenberg wieder die berühmt-gefürchtete
7- bis 8-minütige Taktlücke entsteht. Der Anschluss
zwischen S 3 und S 75 am Ostkreuz
wurde aufgegeben, beide Linien verpassen
sich nun knapp. Besonders ärgerlich: Nach
dem Ausstieg aus der endenden S 75, fährt
oben die S 9 alle 20 Minuten ohne Halt vorbei.
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Mit je 3 Minuten in Treptower Park und Baumschulenweg steht die S 9 auf diesem Abschnitt länger als sie fährt. Nachteilig wirkt sich auch der Trassentausch zwischen S 45, S 46 und S 47 aus, der immer wieder zu 15-Minuten-Löchern führt. Tabelle: S-Bahn Berlin GmbH, gültig ab 10.12.2017 |
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Stadtauswärts ist es ähnlich ärgerlich,
denn die S 3/S 9-Trasse aus Spandau würde
theoretisch den Anschluss ermöglichen.
Doch die S 9 fährt am Ostkreuz vorbei und
die S 3 verpasst den Anschluss, um am Ostbahnhof
3 Minuten stehend von der Spandauer
Fahrlage in jene ihrer am Ostbahnhof
beginnenden Verstärker zu kommen. Eine
Verlegung der Wartezeit zum Ostkreuz würde
das Problem zumindest in einer Fahrtrichtung
(alle 20 Minuten) lösen. Der dabei
für Ostbahnhof und Warschauer Straße entstehende
„7/13-Humpeltakt” wäre für diese
zwei Halte verschmerzbar.
Verschlechterungen im Nachtverkehr
Geht es im Tagesverkehr „nur” um 2 bis 3
Minuten, die vergehen, bis planmäßig der
nächste Zug folgt, so sind die Änderungen
im durchgehenden Nachtverkehr eine
gravierende Verschlechterung. Musste bisher
von der Stadtbahn in Richtung Erkner,
Strausberg oder Wartenberg nur einmal
umgestiegen werden, so sind es jetzt zwei
Umstiege oder lange Wartezeiten. Denn
statt der S 5 als „Lumpensammler” für S 3
und S 75 ist nun die S 9 die durchgehende
Linie nach Spandau – auch nachts ohne Halt
am Ostkreuz. Die zum Ostbahnhof verkürzte
S 5 hat ihre Anschlussfunktion jedoch behalten.
Fahrgäste nach Erkner steigen daher am
Ostbahnhof von der S 9 in die S 5 und zwei
Halte später am Ostkreuz von der S 5 in die
S 3 um. Für die S 75 liegt der nun zweite Umsteigepunkt
weiterhin in Lichtenberg und
für den S 5-Außenast in Mahlsdorf.
Neben der Stadtbahn hat sich jedoch
auch auf der Görlitzer Bahn das Gefüge verschoben.
Überlagernde 10-Minuten-Takte
bestehen seit Fahrplanwechsel zwischen
S 8 und S 85 statt S 8 und S 9 – notwendige
Voraussetzung für den Korrenpondenzhalt
an der Bornholmer Straße. Auch die anderen
Linien wurden angepasst.
S 47-Fahrgäste benachteiligt
Zwischen Neukölln und Baumschulenweg
ist die Überlagerung jetzt nicht mehr zwischen
S 45 und S 46, sondern richtungsabhängig
unter Beteiligung der S 47. Das hat
einen deutlichen Nachteil, denn die S 47
fährt nicht den ganzen Tag bis zur Hermannstraße.
Wenn die S 47 bereits in Schöneweide
endet, entsteht ein ärgerlicher
15/5-Minuten-Takt.
Problematisch ist dieser Angebotswechsel
aber auch auf der S 47 selbst, denn dabei
entstehen zwischen Spindlersfeld und
Schöneweide inakzeptable Taktlöcher von
bis zu 33 Minuten. So fährt Montag bis Freitag
zwischen 20.36 Uhr und 21.09 Uhr keine
Bahn von Schöneweide nach Spindlersfeld.
Der 165er Bus ist mit Abfahrten um 20.40
Uhr und 21.00 Uhr auch keine wirkliche Alternative.
Noch absurder wird es dadurch,
dass nicht etwa die um 21.08 Uhr in Schöneweide
eintreffende S 85 planmäßig zur
S 47 umgeschildert wird, sondern tatsächlich
– immerhin bahnsteiggleich – ein Zug
endet und einer beginnt. Rund um dieses
Konstrukt finden mehrere Leerfahrten von
und nach Grünau statt, die für Fahrgäste
nicht nutzbar sind.
Ausblick
Es zeigt sich also, dass der neue Fahrplan
völlig zu Recht in der Kritik steht und den
Verbesserungen auch zahlreiche Verschlechterungen
gegenüberstehen, die
sich nicht allein über Bauzustände erklären
lassen. Besteller und S-Bahn sind gefordert,
hier schnellstmöglich im Sinne ihrer Fahrgäste
nachzusteuern und Härtefälle, wie die
Taktlücke der S 47 (notfalls auch durch einen
zusätzlichen Bus) abzumildern sowie planmäßige
Leerfahrten zu vermeiden und diese
zur Fahrgastnutzung freizugeben.
Auf der Stadtbahn ist mit der Inbetriebnahme
der Viergleisigkeit Ostkreuz--Ostbahnhof
im Dezember 2018 mit etwas Entspannung
zu rechnen. Mit dieser Maßnahme
sollen auch die andauernden Schleichfahrten
von Ostkreuz bis Ostbahnhof der
Vergangenheit angehören, weil dann eine
leistungsfähigere Signaltechnik zur Verfügung
stehen soll. (ge)
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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