Wir ehren heute Jürgen Huber,
Bürgermeister von Regensburg,
mit dem Kommunalpreis des
Deutschen Bahnkundenverbandes
für sein persönliches
Engagement in Politik und Gesellschaft
zur Wiedereinführung
der Straßenbahn in Regensburg.
Jürgen Huber ist nicht nur
ein Politiker, sondern auch ein
Künstler. Denn er hat das Kunststück
vollbracht, die Wiedereinführung
der 1964 abgeschafften
Straßenbahn für Regensburg
durchzusetzen.
Die Abschaffung passierte in
Regensburg, wie in vielen anderen
deutschen Städten, zugunsten
eines Bussystems, das fast
täglich im Stau steht.
Alle 11 Jahre wurde in Regensburg
die Stadtbahn geprüft: 1995, 2006 und
2017. Und dank Jürgen Huber und seiner
Mitstreiterinnen und Mitstreiter hat sich
die Erkenntnis durchgesetzt, dass Regensburg
weder eine U-Bahn noch eine Busbahn
oder gar eine Seilbahn braucht. Regensburg
braucht und bekommt eine Stadtbahn.
Regensburg, das ist die süddeutsche Stadt
an der Donau mit gut 150 000 Einwohnerinnen
und Einwohnern, bekannt für ihr schönes
mittelalterliches Zentrum, viertgrößte
Stadt Bayerns – nach München, Nürnberg
und Augsburg – mit einer hohen Arbeitsplatzdichte,
viel Kultur und einem Bischofssitz.
Und mit der Fußballmannschaft „SSV
Jahn Regensburg“, die in der 2. Bundesliga
gestern in Regensburg gegen den „1. FC Union
Berlin“ unentschieden gespielt hat.
Interessanterweise kamen auch in Regensburg
die Hauptwiderstände gegen die
Stadtbahn in den vergangenen 20 Jahren
vor allem aus der Stadtverwaltung. Man
hielt Regensburg für zu klein, die Stadtbahn
für nicht förderungswürdig, das Bussystem
für ausreichend.
Dass man drei- bis viermal so viele Personen
je Zug transportieren kann, die Betriebskosten
wesentlich niedriger sind als
beim Bus, Stadtbahnen auch eher in ein
Konzept für autonomes Fahren integriert
werden können als Busse, und dass gerade
entwickelte Hybridfahrzeuge wesentlich
umweltfreundlicher sind, hat am Ende wohl
selbst die schärfsten Schienengegnerinnen
und -gegner überzeugt.
Auch in seinem bürgerlichen Leben ist
Jürgen Huber ein Künstler. Er ist Maler und
kann auf eine erfolgreiche Karriere blicken,
mit zahlreichen nationalen und internationalen
Ausstellungen. Aber der Maler macht
Pause, wie er 2016 in einem Interview sagte.
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Sybille Uken, Preisträger Jürgen Huber und Gerhard J. Curth. Foto: Oswald Richter |
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Seit 2007 ist Jürgen Huber Mitglied von
Bündnis 90/Die Grünen. Von 2008 bis 2014
war er für seine Partei Stadtrat in Regensburg,
und seit 2014 ist er einer von drei
Bürgermeistern, zuständig für das Umweltreferat
und die Energieagentur der Stadt. Er
ist ein Smart City-und Schienenverkehrsenthusiast.
Kein Bürgermeister von Regensburg vor
ihm hatte ein Elektroauto als Dienstwagen
und ein E-Bike als Dienstfahrrad. Und wenn
er nicht gerade Hilfsgüter in die Regensburger
Partnerstadt Odessa in der Ukraine
kutschiert, ist er zu Fuß oder elektrisch unterwegs.
Fahrrad fährt er nur mit Helm. Und
wie sollte der anders aussehen als grün.
Politisch sozialisiert wurde Jürgen Huber,
wie viele von uns, in der Anti-Atom- und
Friedensbewegung, und im Widerstand
gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf,
besser als „WAA“ bekannt.
Für Jürgen Huber ist eine Stadtbahn für
seine Stadt, über die er gerade mit seiner
Ehefrau Gisela Bender das Buch „Rrrr – Regensburg,
wie es wirklich ist“ herausgegeben
hat, die beste und mit dem größten
Effekt wirkende Infrastrukturmaßnahme
aus der zurückliegenden Zeit und für die
kommenden Jahrzehnte.
Regensburg hat, wie die meisten Städte in
Deutschland, noch einen hohen MIV-Anteil.
Lärm und Abgase lassen das Leben an Orten,
an denen der Autoverkehr dominiert, immer
unattraktiver werden. Deshalb braucht auch
Regensburg viele Umsteigerinnen und Umsteiger
auf den Umweltverbund. Und als Umweltbürgermeister
weiß Jürgen Huber, dass
die moderne Stadtbahn für mehr Lebensqualität
und Umweltschutz sorgen kann.
Das zeigen auch die zahllosen, seit 1978
neu gebauten oder in Planung befindlichen
Straßenbahnsysteme in Europa und weltweit.
Auch „Die Renaissance der Straßenbahn“
genannt.
Es ist kein anderes Verkehrsmittel bekannt,
das nachhaltige Stadtentwicklung,
Verkehrsfunktion und Umweltschutz so gut
miteinander verbinden kann.
Im Gegensatz zu stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen,
die Stadtteile regelrecht
zerschneiden, lassen sich Straßenbahnen
gut in ihr Umfeld integrieren. Und sie bieten
als emissionsfreies Verkehrsmittel auch die
Möglichkeit, den öffentlichen Raum im positiven
Sinne neu zu gestalten.
Die Straßenbahn ist dort, wo sie in den
vergangenen 40 Jahren neu oder wieder
eingeführt worden ist, zu einer Erfolgsgeschichte
geworden. Insofern kann man
der Stadt Regensburg nur zu diesem verhandlungsklugen
und durchsetzungsstarken
Bürgermeister gratulieren und
der Stadt viel Glück auch auf der Schiene
wünschen!
(…)
„Die Regensburger“, so Jürgen Huber, „lieben
ihre alte Tram, die seit Jahrzehnten abgeschafft
ist, immer noch.“ Und so verbindet
er sein Ziel für mehr Ökogerechtigkeit mit
dem Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger,
ihre Stadt so bald wie möglich wieder auf
der Schiene erleben zu können.
Wir ehren mit Jürgen Huber heute einen
Mann, der manchmal die Malerei vermisst,
und der es toll findet, Bürgermeister zu sein.
Einen Mann, der sich eine Politik ohne Lagerdenken
und ideologisches Abgleichen
wünscht, der für Mensch und Umwelt eintritt,
und der sich mit dem Wiederaufbau
der Stadtbahn in Regensburg ein großes
Ziel gesetzt hat.
In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch
und weiterhin gutes Gelingen!
Im Berliner „Bündnis Pro Straßenbahn“ arbeiten
zusammen: ACE Kreis Berlin, Bündnis 90/
Die Grünen Berlin, Deutscher Bahnkunden-
Verband e. V. – Regionalverband Berlin, Berlin
21 e. V., BFBahnen Bezirk Berlin-Brandenburg,
BUND Berlin, DIE LINKE Landesverband
Berlin, Fachausschuss Mobilität SPD Berlin,
FUSS e. V., Grünzüge für Berlin, Berliner Fahrgastverband
IGEB e. V., NaturFreunde Berlin,
Piratenpartei Deutschland Berlin, PRO BAHN
Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.,
VCD-Nordost e. V., VDV Ost, ver.di, VIV e. V.
Mehr unter www.prostrassenbahn-berlin.de
Sybille Uken
Vorsitzende des Fachausschusses Mobilität der SPD Berlin
Co-Sprecherin vom Berliner Bündnis Pro Straßenbahn
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