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Das Kursbuch in Deutschland: Nie war es so dick wie heute... 1976: DB 1,5 kg und DR 0,3 kg 2006: DB AG 6,4 kg Foto: Florian Müller |
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Für die Herausgabe eines gedruckten Kursbuches
mit Fahrplantabellen und Karten
gibt es mehrere Gründe:
- Fahrgästen, die aus welchen Gründen
auch immer, dauerhaft oder zeitweise
nicht über einen Computer mit Internetzugang
verfügen, ist ohne Kursbuch
der Blick auf den Fahrplan verwehrt. Da
auch die Zahl der mit Personal besetzten
Fahrkarten-Verkaufsstellen immer geringer
wird, bliebe ihnen nur noch die teure
Fahrplanauskunft per Telefon oder im Reisebüro.
- Die den Kursbüchern beigefügten Karten
sind für viele Fahrgäste ein unverzichtbarer
Reisebegleiter und nicht durch das Internet
zu ersetzen. Selbst den Fahrgästen mit
Internetzugang wird es in der Regel nicht
möglich sein, sich die Karten auszudrucken.
Diese Deutschland-Kursbuchkarten müssen
auch weiterhin gegen eine geringe
Schutzgebühr gedruckt erhältlich sein!
- Die Herausgabe eines gedruckten Kursbuchs
ist auch Teil der Außendarstellung
und Werbung der Bahn ähnlich einem
Katalog eines Möbelhauses oder Versandunternehmens.
Doch während diese
Unternehmen ihre Kataloge in der Regel
kostenlos abgeben, haben die Kunden der
Bahn schon längst viel Geld für die Kursbücher
bezahlt. Es ist kundenfeindlich,
den Kauf eines Kursbuchs künftig nicht
mehr ermöglichen zu wollen.
- Da für die Fahrgäste in den Großstädten
die kostenlosen „Städteverbindungen“ erhalten
bleiben sollen, sind die Fahrgäste in
den Regionen außerhalb der Großstädte
(wieder einmal) am heftigsten betroffen.
Darüber hinaus sollte die Darstellung in
den Städteverbindungen übersichtlicher
werden und von Doppelungen befreit
werden.
- Das DB-Projekt, zum neuen Fahrplan
2008/2009 als Abschiedsausgabe ein
Edelkursbuch für Liebhaber zum Preis
von 99 Euro herauszubringen, drängt alle
Kursbuchkäufer in die Ecke der Traditionalisten
und verkennt die praktische Bedeutung,
die die schnelle Verfügbarkeit über
ein Kursbuch und seine Karten für viele
Fahrgäste auch heute noch hat.
Internetangebot verbessern
Unabhängig von der
Fortführung einer
gedruckten Kursbuchausgabe
muss
das Internetangebot
der Bahn verbessert
werden:
- Die herunterladbaren
Kursbuchtabellen
müssen so
gestaltet werden,
dass sie in einem
Papier sparenden
Layout im DINA4-
Format ausgedruckt
werden
können.
- Außerdem sollte
es eine Kursbuchtabellen-
Auswahlfunktion
für Knotenpunkte
und
Regionen geben,
die man sinnvoll
kombinieren kann.
- Ferner ist die Fahrplanauskunft
für
wap-Handys noch
sehr zu verbessern.
Kursbuch Baden-Württemberg bleibt
Interessanterweise bleibt das Baden-Württemberg-
Regionalkursbuch zunächst bestehen.
Dies begründet sich im Verkehrsvertrag
dieses Bundeslandes.
Hoffentlich kommen nicht die Verkehrsverbünde
in Deutschland ebenfalls auf die
Idee, ihre gedruckten Kursbücher abzuschaffen.
Für Berlin-Brandenburg könnte
der VBB ein Verbundkursbuch für den Regionalverkehr
auflegen und so eine Lücke
schließen.
Laufend Fahrplanänderungen
Natürlich gibt es nachvollziehbare Gründe,
auf die Herausgabe eines gedruckten jährlich
erscheinenden Kursbuches zu verzichten,
wenn schon nach kurzer Zeit zahlreiche
der gedruckten Fahrpläne teilweise oder
vollständig geändert werden. Aber gerade
dieses Unwesen, unabhängig von Fahrplanperioden
und Kundeninteresse an einem
verlässlichen Fahrplan ständig Änderungen
in den Fahrplänen vorzunehmen, würde
mit einer Beschränkung
auf das elektronische
Kursbuch sicher
noch gefördert.
Die wöchentlichen
Fahrplanänderungen
in der Nacht von
Donnerstag zu Freitag
würden zum Regelfall,
weil bei Bauarbeiten
noch weniger Rücksicht
auf Fahrplanstabilität
genommen
würde. Schon heute
gibt es Züge, die in
einer Fahrplanperiode
zwei bis fünf verschiedene
Fahrpläne
haben – regulär ohne
Berücksichtigung der
vielen Änderungen
durch Bauarbeiten.
Nicht überzeugen
kann auch das Argument
„Papierersparnis“.
Dort, wo die DB es für
nützlich hält, gibt sie
Faltblätter, Broschüren,
Zeitungen und
Zeitschriften auf teurem
Papier kostenlos
und in großer Zahl an alle Fahrgäste. Wenn
nun ausgerechnet beim Kursbuch mit dem
Papiersparen begonnen wird, zeigt das den
Stellenwert, den die DB der Kundeninformation
noch zubilligt.
Letztlich geht es nicht darum, das gedruckte
Kursbuch zu erhalten oder abzuschaffen,
sondern es geht der DB um Flexibilisierung
des Betriebs durch zunehmenden Verzicht
auf verlässliche und stabile Fahrpläne.
Berliner Fahrgastverband IGEB
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