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ÖPNV-Angebot in Adlershof. Oben der Ist-Zustand, unten der IGEB-Vorschlag. Grafiken: Holger Mertens |
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Die geplante Straßenbahn-Strecke beginnt
am S-Bahnhof Adlershof und soll geradlinig
auf dem Mittelstreifen der Rudower Chaussee
bis Höhe Max-Born-Straße (ca. 1 km) verlaufen
und in diese abbiegen, um dann am
nördlichen Ende der Max-Born-Straße in einer
Wendeschleife zu enden. Diese Trasse ist
komplett vorhanden, auf ganzer Länge gibt
es einen begrünten Mittelstreifen. Sogar die
Ampeln für die Straßenbahn an der Kreuzung
„Am Studio“ (früher Agastraße) sind bereits
aufgestellt. Die BVG rechnet mit 9000 Fahrgästen
täglich.
Das Verkehrsaufkommen in diesem Bereich
ist in den letzten Jahren stark angestiegen.
Das liegt zum einen an den zahlreichen
Firmen, die sich hier ansiedelten, und zum
anderen an den Studierenden der naturwissenschaftlichen
Fakultäten der Humboldt-
Universität, die nach und nach hierher verlegt
wurden.
Aktuelle Situation
Während die Erschließung der Wissenschaftsstadt
Adlershof (WISTA) auf der Straße stetig
verbessert wurde, ist die Situation für den
ÖPNV mangelhaft.
Zum Vergleich: Für den Autoverkehr wurde
in den letzten Jahren in Nord-Süd-Richtung
die Zahl der Fahrspuren auf den Hauptstraßen
im Großraum Adlershof/Johannisthal von 8 (6
Adlergestell, 2 Eisenhutweg) auf mittlerweile
18 (6 Adlergestell, 4 Groß-Berliner-Damm,
6 Autobahn A113, 2 Eisenhutweg) mehr als
verdoppelt, in Ost-West-Richtung sogar vervierfacht
von 2 (Rudower Chaussee) auf 8
(4 Rudower Chaussee, 4 Ernst-Ruska-Ufer).
Demgegenüber wurde das ÖPNV-Angebot
kaum verbessert, eher sogar verschlechtert.
Die Taktzeiten der Busse wurden zwar verkürzt,
dafür stehen die Busse zu bestimmten
Zeiten regelmäßig im Stau, was hier früher
nicht der Fall war. Da hilft dann auch keine
Taktverdichtung, wenn der Bus für die Strecke
anstatt 2 nun 10 Minuten und länger braucht.
Gerade aufgrund der deutlich gestiegenen
Zahl von MIV-Spuren ist es nicht nachvollziehbar,
warum der ÖPNV keine eigenen Trassen
zur Verfügung gestellt bekommt.
Ein Beispiel: Bis zu 50 Fahrgäste warten an der
Haltestelle Magnusstraße auf den Bus zum
S-Bf Adlershof. Nicht selten ergibt sich hier
im Nachmittags-Berufsverkehr die kuriose
Situation, dass der Bus nur eine Haltestelle
weiter im Stau steht und der Busfahrer den
Fahrgästen empfiehlt, zu Fuß weiter zu gehen,
weil es vermutlich schneller geht. Und
das, obwohl es kurz hinter der Kreuzung „Am
Studio“ eine Busspur gibt. Nur ist diese so
unglücklich angelegt, dass ihr Verkehrswert
gegen Null tendiert. Das liegt vor allem auch
daran, dass Autos aus der Straße „Am Studio“
beim Rechts-Abbiegen auf die Rudower
Chaussee zunächst auf die Spur fahren, auf
der 30 m später die Busspur anfängt. Nur dauert
es dann eine Weile, bis sich diese Autos auf
der linken „Stau“-Spur eingereiht haben. Das
gleiche passiert noch einmal an der folgenden
Kreuzung „Franz-Ehrlich-Straße“. Gerade
hier ist es nicht nachvollziehbar, warum Autos
überhaupt die Möglichkeit haben, in die Rudower
Chaussee abzubiegen. Hinzu kommt,
dass die Busspur kaum überwacht wird und
oft zugeparkt ist.
Gleich nach dieser Kreuzung kommt noch
hinzu, dass hier Busfahrer der am Bahnhof
endenden Linien ihre Pause machen, so dass
beispielsweise der Bus 164 sich ebenfalls
noch auf der linken Spur einreihen muss, um
überhaupt an die Haltestelle am S-Bf Adlershof
heranzukommen. Und die endenden
Linien beenden ihre Fahrt auch schon kurz
hinter der Kreuzung „Franz-Ehrlich-Straße“,
so dass der Weg zum eigentlichen S-Bahnhof
noch einige Hundert Meter lang ist. Auch in
der Gegenrichtung ist die Starthaltestelle ein
ganzes Stück vom S-Bahnhof entfernt.
Aber es gibt auch noch ein anderes Problem
auf der Strecke durch die WISTA. Immer
wieder kommt es zu Überlastungen der Busse
durch Schüler einer Berufsschule im Raum
Altglienicke, was dazu führt, dass Busse am
frühen Nachmittag wegen Überfüllung die
Haltestelle Magnusstraße ohne Halt passieren.
Ähnliches gilt morgens für die Haltestelle
am S-Bf Adlershof, wo zwischen 7 und 8 Uhr
nicht alle Fahrgäste mit einem Bus mitkommen.
Umbau des S-Bahnhofs Adlershof
Bis Ende 2008 wird der S-Bahnhof Adlershof
über die Rudower Chaussee verschoben. Dadurch
werden sich natürlich Vorteile ergeben:
- Die Straßenbahn von/nach Köpenick hat
ihre Haltestellen dann direkt unter der
Brücke, so dass die Umsteigezeit deutlich
verkürzt wird. Gleiches gilt für die Fahrten
des Busses 164, die in Richtung Köpenick
durchgeführt werden.
- Der S-Bahnsteig hat auf beiden Seiten der
Brücke Abgänge. Damit wird kein Überqueren
der Rudower Chaussee mehr nötig
sein, um auf die nördliche Straßenseite zu
gelangen.
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Rudower Chaussee am S-Bahnhof Adlershof. Während die Busse im Stau stehen, liegt der für die Verlängerung der Straßenbahn frei gehaltene Mittelstreifen brach. Nun droht im September sogar der Verfall des Planungsrechts für den Straßenbahnbau. Foto: Kai-Uwe Thiessenhusen |
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Aber gerade die Anbindung der so hoch
gelobten und über die Grenzen des Landes
bekannten Wissenschaftsstadt mit dem
ÖPNV ist einfach schlecht organisiert und
wird durch den Brückenbau praktisch nicht
verbessert:
- Den nachmittäglichen Stau auf der Rudower
Chaussee wird es weiterhin geben.
Davon sind dann natürlich auch die Busse
betroffen.
- Die Busse, die am S-Bf Adlershof enden,
werden ihre Haltestellen weiterhin einige
hundert Meter vom Bahnhof entfernt haben,
da sie ja noch vor der Brücke umkehren
müssen.
- Beim Umsteigen vom Bus (außer Linie
164) auf die Straßenbahn und umgekehrt
muss eine Fahrbahn der Rudower Chaussee
überquert werden. Gleiches gilt auch
für den Umstieg von der Straßenbahn zur
S-Bahn.
Verlängerung der Straßenbahn
Aus all den Gründen ist es geboten, umgehend
die neue Straßenbahn-Strecke zu bauen,
mindestens bis etwa in Höhe Haltestelle
Magnusstraße (dort dann Gleisdreieck oder
Gleiswechsel), besser aber bis zur geplanten
Endstelle in der Max-Born-Straße. Diese
Strecke ist etwa 1,5 km lang und hat 3 neue
Haltestellen (Walther-Nernst-Straße, Magnusstraße,
Max-Born-Straße). Die Fahrzeit
beträgt etwa 3 Minuten.
Diese Strecke dürfte betrieblich zu keinem
Mehraufwand für die BVG führen – allein deshalb,
weil schon heute die Leerfahrt von der
Endhaltestelle zur Wendeschleife einige Zeit
in Anspruch nimmt. Wenn man die heutige
Wendeschleife am S-Bahnhof gedanklich
umklappt und in die Rudower Chaussee
verlegt, erhält man bereits eine Strecke, die
fast bis zur ersten Haltestelle „Walther-Nernst-
Straße“ reicht. Die restliche Fahrzeit von dort
bis zur Max-Born-Straße beträgt dann nur
noch 2 Minuten, so dass die eigentliche Fahrzeitverlängerung
minimal wäre.
Nach dem jetzt begonnenen Umbau des
S-Bfs Adlershof dürfte die heute befahrene
Betriebsstrecke von der Endstelle zur Wendeschleife
noch einmal um einiges länger
werden, wodurch die Situation nur noch grotesker
wird.
Ein weiteres Argument ist, dass bei geradliniger
Weiterführung der Straßenbahn
nicht mehr die Fahrbahn des Autoverkehrs
gequert werden müsste, was für beide Verkehrsteilnehmer
weniger Konfliktpotenzial
bedeuten würde.
Vorteile einer Verlängerung
Durch die neue Strecke ergäben sich mehrere
Vorteile:
- Fast alle Einrichtungen der WISTA werden
fußläufig an die Straßenbahn angeschlossen.
Im Gegensatz zum heutigen
stauanfälligen Busbetrieb wird eine
deutlich höhere Stabilität durch Nutzung
des Mittelstreifens erzielt.
- Das Einkaufszentrum
„Adlershofer Tor“ bekommt
Anschluss an
das Straßenbahnnetz.
Damit wird die
existierende Tram-
Strecke gestärkt und
die Bewohner des
Adlershofer Ortskerns
und aus Teilen
von Köpenick erhalten
einen besseren
Anschluss an das Einkaufszentrum.
- Die stärkere Belastung
des Streckenabschnitts
durch
die WISTA würde so
optimal aufgefangen
werden, da die
Straßenbahn da endet, wo ein Mehrbedarf
darüber hinaus derzeit nicht vorhanden ist.
In Richtung Altglienicke ist ein Grundangebot
beim Bus ausreichend. Damit wäre
eine zentrale Erschließung der gesamten
Wissenschaftsstadt ohne betrieblichen
Mehraufwand möglich. Es lassen sich sogar
Einsparungen erzielen, wenn man den
Busverkehr noch anpasst.
Änderungen beim Bus
Momentan verkehren die Buslinien 162 und
164 auf der gesamten Rudower Chaussee,
damit gibt es tagsüber einen 5/15-Minuten-
Takt, in der HVZ durch Verdichtung des
164er einen theoretischen 6/7/7-Minuten-
Takt, tatsächlich aber meist einen 1/9/10-
Minuten-Takt. Die Linien 163 und 260 fahren
ebenfalls ein Teilstück auf der Rudower
Chaussee, haben aber auf dieser keine weitere
Haltestelle, sondern biegen frühzeitig
in den Groß-Berliner-Damm bzw. die Straße
Am Studio ein.
Eine Takt-Reduzierung auf der Rudower
Chaussee bei den Bussen wäre bei Verlängerung
der Straßenbahn möglich, da die
Busse nur sehr selten gut gefüllt von Altglienicke
kommend in die Rudower Chaussee
einbiegen. Hier würde es daher reichen,
tagsüber alle 20 und in der HVZ alle 10 Minuten
zu fahren. Da es bei der Straßenbahn
vermutlich keinen Mehraufwand zu heute
gäbe, könnte man damit sogar Einsparungen
gegenüber der heutigen reinen Busbedienung
erzielen.
Grundsätzlich sollte der Bus 164 in der Rudower
Chaussee verbleiben. Dadurch gibt es
dann dort weiterhin in der HVZ einen 10-Minuten-
Takt. Weiterhin könnte der Bus 162
die Fahrten des 163er ab Altglienicke Kirche
in Richtung S-Bahnhof Adlershof übernehmen.
Der Bus 163 ist die am schwächsten
frequentierte Buslinie in dieser Gegend. Er
könnte dann an der Semmelweisstraße (mit
Anschluss zum 164er) enden.
Grundsätzlich sollte auch geprüft werden,
alle aus Richtung Westen am S-Bf Adlershof
beginnenden bzw. endenden Buslinien nach
Umbau des Bahnhofs nicht auf der westlichen
Seite beginnen bzw. enden zu lassen,
sondern besser eine geeignete Endstelle auf
der östlichen Seite zu finden. Damit könnten
alle Buslinien die günstiger gelegene Haltestelle
unter der S-Bahn-Brücke anfahren.
Zusammenfassung
Gerade jetzt, im Zusammenhang mit der
Umgestaltung der Bahnanlagen und Straßen
am S-Bf Adlershof, bietet es sich an,
auch die kurze Neubaustrecke für die Straßenbahn
endlich zu bauen – zum Nutzen
der Mitarbeiter der WISTA, der Studierenden,
der Kunden des Einkaufszentrums und der
Besucher anderer öffentlicher Einrichtungen
sowie zur Vermeidung des Verfalls des
Planungsrechts, dass für viel Geld erarbeitet
wurde. Es ist nicht zu verstehen, dass bei der
Erschließung der WISTA eine eigene ÖPNVTrasse
geplant und baulich vorbereitet
wurde, die Fahrgäste aber in Bussen fahren
müssen, die sich in den Autostau einreihen
müssen.
Da die Gelder, die für eine Verlängerung
der Straßenbahn vom Nordbahnhof zum
Hauptbahnhof eingeplant wurden, in diesem
und mindestens auch im nächsten Jahr
(leider!) mangels Planungsrecht für diese
Trasse nicht ausgegeben werden können,
kann die Straßenbahn in Adlershof daraus
finanziert werden.
IGEB Stadtverkehr
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