Der Spreeraum im einstigen Grenzgebiet der heute fusionierten Bezirke Friedrichshain
und Kreuzberg gerät immer wieder durch Großprojekte in die Schlagzeilen. So
wird im September die sogenannte o2-World eröffnet, eine große Veranstaltungshalle
für Konzerte, Sport und vieles mehr mit bis zu 17 000 Plätzen. Auch das bezirkliche
Volksbegehren „Mediaspree versenken“ förderte die Bekanntheit dieses noch immer
durch große Brachen geprägten Entwicklungsraumes. Die insgesamt gute Erreichbarkeit
(Ostbahnhof, S- und U-Bahnhof Warschauer Straße, U-Bahnhof Schlesisches Tor)
verdeckt, dass es beim ÖPNV zahlreiche Mängel und Erschließungsdefizite gibt. Diese
können und müssen durch Verlängerung der Straßenbahn behoben werden.
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Titelbild: Straßenbahn auf der Oberbaumbrücke auf der Fahrt von Friedrichshain nach Kreuzberg. Diese Vision muss bald Realität werden, denn das Gebiet beiderseits der Spree (Mediaspree) wächst rasant. So wird am 10. September die Veranstaltungshalle o2-World für bis zu 17 000 Besucher eröffnet. Übrigens liegen schon seit über 10 Jahren ungenutzte Straßenbahnschienen auf der Oberbaumbrücke. Fotos und Montage: Holger Mertens |
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Fahrgäste, die an der Warschauer Straße umsteigen
wollen, müssen derzeit lange Wege in
Kauf nehmen. Die Kunden der Straßenbahn-Linie
M 13 sind davon besonders betroffen, weil
die Abfahrtshaltestelle Revaler Straße mehr
als einen halben Kilometer vom U-Bahnhof
entfernt ist. Eine sofortige Verlängerung der
Linie M 13 zum U-Bahnhof ist nicht möglich,
da das einzige Kehrgleis auf der Warschauer
Straße bereits durch die M10 ausgelastet ist.
Das bedeutet, dass eine Verbesserung der
Umsteigesituation auf jeden Fall eine Erweiterung
der Straßenbahngleise erfordert.
Am besten wären eine Verlängerung der
M10 über die Oberbaumbrücke zum Hermannplatz
sowie der M 13 zusammen mit
der Mediaspree-Entwicklung zum Ostbahnhof.
Dann kämen beide Linien direkt am
U-Bahnhof Warschauer Straße vorbei. Doch
dieses Projekt kann bestenfalls mittelfristig
realisiert werden.
Um kurzfristig eine bessere Umsteigemöglichkeit
zu schaffen, muss eine Wendemöglichkeit
für die M 13 hinter der heutigen
Endstelle der M 10 geschaffen werden. Dabei
ist zu beachten, dass bei künftiger Verlängerung
von zunächst nur einer der beiden
Straßenbahnlinien die andere weiterhin am
U-Bahnhof wenden muss. Nur so lässt sich
die heutige Schleife an der Revaler Straße
dauerhaft ersetzen. Außerdem leidet die
BVG an verschiedenen anderen Stellen im
Tramnetz schon heute unter einem Mangel
an Kehrmöglichkeiten im Falle von Störungen
oder Bauarbeiten. Es ist deshalb anzustreben,
dass die jetzt nötige Wendestelle
auch nach Verlängerung beider Straßenbahnlinien
nutzbar bleibt.
Für den Ausbau der Straßenbahn
bieten sich vier Varianten an:
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Die Varianten zur Verlängerung der Straßenbahn auf der Warschauer Straße. Kartengrundlage: openstreetmap.de, Eintragungen: IGEB |
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Variante 1: Bau einer Wendeanlage unmittelbar
hinter der heutigen Endstelle der
M 10, die für beide Linien geeignet ist, ohne
Errichtung einer weiteren Haltestelle; in der
Untervariante 1a nur für Zweirichtungswagen
mittels paralleler Stumpfgleise, in
der Untervariante 1b als Wendeschleife im
anschließenden Kreuzungsbereich mit der
Mühlenstraße für die Einrichtungsfahrzeuge
der M 13.
Variante 2: Weiterführung der Strecke über
die Kreuzung Warschauer Straße/ Mühlenstraße
in die Mühlenstraße hinein; in der
Untervariante 2a als kurze Zufahrt zu einer
Wendestelle nahe der O2-World, in 2b als
durchgehende Strecke entlang der Mühlenstraße
bis zum Ostbahnhof, um die Entwicklung
dieses Gebietes zu unterstützen.
Variante 3: Weiterführung der Strecke über
die Kreuzung Warschauer Straße/ Mühlenstraße
auf die Oberbaumbrücke mit den
Untervarianten 3a als Zufahrt zu einer Wendestelle
im Bereich des U-Bahnhofs Schlesisches
Tor und 3b als vollwertige Neubaustrecke
bis zum Hermannplatz.
Variante 4: Weiterführung der Strecke über
die Kreuzung Warschauer Straße/ Mühlenstraße
in die Stralauer Allee hinein mit Errichtung
einer Wendestelle entweder nach kurzer
Strecke in Höhe der MTV-Studios (4a) oder
nach etwas längerer Strecke im angrenzenden
Wohngebiet (4b), das zurzeit mit einer
nur selten fahrenden Buslinie bedient wird.
Zu dieser groben Übersicht noch einige Anmerkungen.
Während die Varianten 2, 3 und
4 auch kombiniert verwirklicht werden können,
würde jede Untervariante von Version 1
den anderen im Wege stehen und müsste
bei einer später stattfindenden Verlängerung
wieder abgebaut werden, wodurch
die anfängliche Kostenersparnis wieder hinfällig
wäre.
Die genaue technische und wirtschaftliche
Berechnung der einzelnen Varianten müssen
Senat, BVG, Bezirksamt und Investoren so
schnell wie möglich selbst leisten. Dabei ist
zu beachten, dass es im Planungsgebiet entlang
des Spreeufers umso einfacher ist, eine
Straßenbahntrasse einzufügen, je weniger
andere Bauten schon fertig gestellt sind. Die
Beteiligten dürfen sich also mit dieser Untersuchung
nicht allzu viel Zeit lassen, zumal
auch die Möglichkeit, GVFG-Mittel dafür zu
verwenden, in einigen Jahren ausläuft. IGEB Stadtverkehr
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