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Anzahl Schriftliche Fahrgastbeschwerden, die bei der IGEB eingingen (Auszug) |
Zeitraum |
S-Bahn |
BVG |
Sep. 2007–Aug. 2008 |
77 |
56 |
Sep. 2006–Aug. 2007 |
29 |
45 |
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Schwerpunkte (mehrere Mängel in einer Beschwerde möglich) |
Verspätungen/Ausfälle |
43 (Vorjahr: 6) |
10 (Vorjahr: 9) |
Mangelh. Fahrgastinfo |
26 (Vorjahr: 5) |
9 (Vorjahr: 10) |
Überfüllung |
19 (Vorjahr: 4) |
14 (Vorjahr: 12) |
Die Tabelle zeigt den heftigen Anstieg der Beschwerden zur S-Bahn, während sie zur BVG nur wenig zunahmen. Die Schwerpunkte bei der S-Bahn sind Verspätungen (+ 700 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) und Fahrgastinfo (+ 500 %).
Dass gebaut werden muss, sollte unstrittig
sein. Dass dabei auch Einschränkungen
unvermeidlich sind, liegt nahe. Aber umso
wichtiger ist dann eine gute Fahrgastinformation
der Betroffenen. Das ist jedoch dort
kaum noch möglich, wo der Fahrgast auf
den Bahnhöfen nur noch feste Blechschilder
mit Richtungsangabe vorfindet.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB hält
diese Entwicklung für einen gravierenden
Rückschritt beim Kundendienst. Während
auf jedem Berliner U-Bahnhof nicht nur das
richtige Ziel, sondern auch die Minuten bis
zur Abfahrt des nächsten Zuges angezeigt
werden, werden auf den Bahnhöfen der Berliner
S-Bahn funktionsfähige Zugzielanzeiger
abgebaut und durch Richtungsschilder
ersetzt.
Während der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg
diese Entwicklung ebenso heftig
kritisiert, widerspricht die S-Bahn GmbH den
IGEB-Vorwürfen. Der Fahrgastverband rede
ein Problem herbei, dass die Fahrgäste nicht
hätten, sagte Geschäftsführer Tobias Heinemann.
Es sei ausreichend und im Hinblick auf
die Wirtschaftlichkeit angemessen, wenn auf
Stationen mit nur einer Linie
nur ein Richtungsschild hänge.
Alle anderen S-Bahnhöfe
bekämen dynamische Zugzielanzeiger.
Dieses Kriterium führt dazu, dass selbst
stark frequentierte S-Bahnhöfe wie der in
Zehlendorf, nur noch Richtungsschilder
erhalten. Zwar ist es richtig, dass die Züge
hier nur auf einer Linie verkehren, aber zu
unterschiedlichen Endbahnhöfen: Oranienburg,
Frohnau, Potsdamer Platz und bei
Bauarbeiten z. B. nur bis Schöneberg. Hinzu
kommen in Zehlendorf endende Verstärkerzüge
aus der Innenstadt. Da auf den Schildern
auch noch so wichtige Bahnhöfe wie
Rathaus Steglitz und Friedrichstraße fehlen,
trifft man immer wieder auf Fahrgäste, die
nicht wissen, an welchem Gleis sie abfahren
müssen und ob der Zug ihren Zielbahnhof
erreicht.
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Blechschild statt Fallblattanzeiger jetzt auch auf dem S-Bahnhof Zehlendorf (vgl. SIGNAL 1/2008). Weder die Endstation Frohnau noch die für Zehlendorfer wichtigen Bahnhöfe Rathaus Steglitz und Friedrichstraße sind angegeben, dafür so „wichtige“ Stationen wie Schönholz. |
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Fallblattzugzielanzeiger auf dem S-Bahnhof Nikolassee. Noch dürftiger, als in Zehlendorf, ist die Fahrgastinformation auf Stationen, auf denen noch leistungsfähige Anzeiger hängen, aber wegen Personaleinsparung nicht bedient werden. Fotos: Marc Heller (Juli 2008) |
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Der von der S-Bahn definierte Mindeststandard
wird darüber hinaus in mehreren
Fällen nicht eingehalten. So gibt es Bahnhöfe
mit vielen Linien, wie die zuletzt in SIGNAL
3/2008 gezeigte Station Savignyplatz und inzwischen
auch Jannowitzbrücke, auf denen
zwar dynamische Zugzielanzeiger hängen,
aber wegen Personalabbau nicht genutzt
werden können.
Diese Monate oder Jahre des Übergangs
ließen sich vermeiden, wenn auf diesen Stationen
Servicepersonal ausschließlich zur
Bedienung dieser Zugzielanzeiger eingesetzt
würde, wie z. B. in Schöneweide. Doch
selbst auf der Stadtbahn spart die S-Bahn,
obwohl sie damit die selbst gesetzten Mindeststandards
unterschreitet.
Besonders ärgerlich ist das Fehlen funktionierender
Zugzielanzeiger bei abweichenden
S-Bahn-Verkehren aufgrund von Bauarbeiten.
Das sieht auch die S-Bahn GmbH als
Problem, allerdings als Übergangsproblem.
Dieses steht aber im Widerspruch zur Erwartung
von Geschäftsführer Heinemann, dass
die Zahl der Baustellen im Netz in den nächsten
Jahren mindestens gleich bleibt, eher zunimmt.
Umso wichtiger ist es also, auf allen
(!) S-Bahnhöfen eine moderne Technik zur
flexiblen Kundeninformation zur Verfügung
zu haben.
Die S-Bahn GmbH betont, dass die
Kundenzufriedenheitswerte der Berliner
S-Bahn unverändert hoch seien. Möge es
so bleiben. Aber der rasante Abbau des
Bahnhofspersonals und etlicher Zugzielanzeiger
erfolgte auf vielen Stationen auch
erst nach den letzten Erhebungen. Im Übrigen
werden die Fahrgäste, die als Berlin-
Gäste vom Abbau der Kundeninformation
besonders betroffen sind, in der Regel gar
nicht erfasst. IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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