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Dieses Plakat wirbt unter anderem auf Bahnhöfen für die Handynutzung, um Vandalismus zu melden. Im Text wird dazu auch ein Preis von 14 ct/Min angegeben, doch die liegen beim Mobilfunk viel höher. |
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„Das Handy – Ihre Waffe gegen den
Vandalismus!“ wirbt die DB AG auf
großen Plakaten. Und schnell wird
klar: Ein couragierter Bundesbürger
hat Vandalismus zu melden. Es kostet
ja auch fast nichts. Erforderlich ist
nur ein kurzer Anruf mit dem Mobiltelefon
bei einer 01805-Telefonnummer.
Wer genauer hinsieht, entdeckt
noch eine Preisinformation: 14 Cent
pro Minute steht etwas versteckt im
Text.
Aber Moment! Handy? 0180-Nummern?
War da nicht was? Genau! Vor
wenigen Jahren hatten die Mobilfunkbetreiber
zeitgleich mit den
purzelnden Preisen für Mobilfunkgespräche
die Kosten für Sonderrufnummern
von den Festnetzpreisen
gelöst und drastisch erhöht. Gleichzeitig
greift auch keine Flatrate bei
dieser Nummer und somit ist diese
„preiswerte“ Vandalismushotline
von keinem Handy für 14 Cent pro
Minute erreichbar.
Hierbei ist es
keineswegs von Vorteil, einen Mobilfunkvertrag
abgeschlossen zu
haben. Von den Vertragskunden
kommen die Nutzer von T-Mobile
mit 49 Cent pro Minute noch am günstigsten
weg. Vodafone D2 siedelt sich in der
Mitte an mit immerhin stolzen 72 Cent pro
Minute. Nur geringfügig darunter liegt Telefónica
o2 mit 69 Cent pro Minute. E-Plus
behandelt seine Kunden sehr ungleich, je
nach Tarifoption sind entweder 50 Cent
oder 1 Euro pro Minute fällig.
Während es bei den Vertragstarifen noch
völlig unerheblich ist, zu welcher Tageszeit
man bei der Vandalismusbekämpfung helfen
will, sind die vielen Prepaid-Anbieter
differenzierter. E-Plus will hier zum Beispiel
tagsüber 87 Cent pro Minute, nachts und am
Wochenende dafür aber nur 36 Cent. Die anderen
großen liegen dazwischen, verlangen
den Betrag dann aber zu jeder Tageszeit. Bei
den Discounter-Angeboten (Fonic, Simyo &
Co) ist besondere Vorsicht geboten, denn
nicht bei allen lässt sich ein entsprechender
Preis für Sonderrufnummern auf der Internetseite
finden. In der Regel orientieren sie
sich aber an den anderen Prepaid-Tarifen für
0180-Nummern.
Aber auch die hier genannten Preise müssen
nicht unbedingt mehr stimmen, wenn
Sie das hier lesen. Denn die Telefonanbieter
haben früher bereits die Preise für
Sonderrufnummern geändert, ohne
die Kunden darüber zu informieren.
Somit sollte man von diesen Vorwahl-Nummern à la 0180 eigentlich
Abstand nehmen. Denn sie wirken
inzwischen äußerst unseriös und
werden in der Regel nur noch von
Firmen verwendet, denen es relativ
egal ist, ob ihre Kunden sie kostengünstig
erreichen können oder
nicht. In Zeiten, in denen Telefonie-Flatrates weit verbreitet sind, ist
man als Firma kundenfreundlicher,
wenn man einfach einen Standard-
Telefonanschluss mit Ortsvorwahl
verwendet.
Somit kommen hier bei der DB AG
gleich mehrere Mängel zusammen.
Nicht nur, dass man für die Vandalismus-Information den couragierten
Fahrgast per Handy-Rechnung
blechen lässt, nachdem man DB-Mitarbeiter
aus Kostengründen von
Bahnhöfen und Zügen abgezogen
hat, so dass das Problem zumindest
teilweise hausgemacht ist. Zudem
verschweigt man der preiswerten
Informationskraft „Fahrgast“ den
Wucher und behauptet einfach,
dass das Handytelefonat zum Preis eines
Anrufs aus dem Telekom-Festnetz zu haben
sei. Sollte die Vandalismus-Information der
DB AG nicht mindestens so viel wert sein,
eine komplett kostenlose Hotline mit beginnender
0800 zur Verfügung zu stellen?!
Zum Vergleich: bei den Berliner Verkehrsbetrieben
BVG hat man wenigstens die Berliner
Festnetznummer (030) 256 23 256 als
Vandalismus-Hotline geschaltet. (hm)
IGEB Fahrgastbelange
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