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Titelbild: Obwohl viele Fahrten bei S-Bahn und Bus ausfallen, werden die Fahrpreise für Berlin und Brandenburg zum 1. Januar 2011 erhöht. Im Regionalverkehr der DB AG außerhalb der Verbünde wurden die Fahrpreise bereits zum 12. Dezember 2010 „angepasst“. Fotos: Marc Heller, Montage: Mathias Hiller |
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Ein zweiter schwerwiegender Mangel
dieser Fahrpreiserhöhung ab 1. Januar 2011
ist ihre Struktur. Zum einen werden die
vielen Ungereimtheiten im VBB-Tarif nicht
beseitigt. Zum anderen wird eine Zusage
gebrochen: Lange Zeit hieß es, dass bei der
nächsten Tariferhöhung die Stammkunden,
also die Zeitkartenkäufer, verschont
werden sollen. Sie waren bei den letzten
Tariferhöhungen überdurchschnittlich belastet
worden, so dass man in Berlin mehr
Einzelfahrkarten kaufen kann, bevor sich
eine Monatskarte lohnt, als in jedem anderen
deutschen Verbundgebiet. Doch die
Zeitkarten werden auch 2011 wieder teurer.
Die Defizite in der VBB-Tarifstruktur sind
vor allem eine Folge der Entscheidungsstrukturen.
„Wie auf dem Bazar“ werden
die Tarife ausgehandelt, sagen selbst die
Teilnehmer der Verhandlungsrunden. Der
politische Einfluss ist nur begrenzt. Zwar gelang
es Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-
Reyer, die Preise der Schülermonatskarten
in Berlin niedrig zu halten, aber mit ihrer
berechtigten Forderung nach Wiedereinführung
der Rückfahrmöglichkeit innerhalb
des Zwei-Stunden-Einzelfahrscheins lassen
BVG und S-Bahn die Senatorin seit Jahren
gegen eine Wand laufen.
Höchst ärgerlich ist die Tariferhöhung
2011 auch deshalb, weil die letzten Jahre
gezeigt haben, dass S-Bahn und BVG ihre
Fahrgeldeinnahmen auch ohne Tariferhöhungen
steigern können: allein durch Fahrgastzuwachs.
Nicht vermittelbar ist die Tariferhöhung
auch, weil die S-Bahn auch mit den bisherigen
Tarifen einen Gewinn einfahren konnte,
bevor sie aufgrund überzogener Einsparungen
ins Chaos gestürzt wurde. Auch die
BVG könnte ein ausgeglichenes Ergebnis
haben, wenn sie nicht mit Zinszahlungen
für Schulden auf früheren Jahrzehnten belastet
würde, die das Land Berlin mitzuverantworten
hat, und ihre Einsparpotenziale
im Bereich der viel zu großen Verwaltung
ausgeschöpft hätte.
Verstärkt wird der Ärger der Fahrgäste
dadurch, dass die Politiker immer wieder
behaupten, dass die Tarife in Berlin besonders
günstig seien. Das Trift jedoch nur auf
einzelne Tarife wie bei den Zeitkarten für
Schüler und Senioren zu.
Im Übrigen wird bei allen Vergleichen
vernachlässigt, dass die Einkommen bzw.
die Kaufkraft der Bevölkerung in Berlin und
Brandenburg erheblich unter dem Bundesdurchschnitt
liegt und weit unter dem
Niveau von Hamburg und München, auf
deren Tarife die Berliner Politiker so gern
verweisen. Berliner Fahrgastverband IGEB
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