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Busknoten Bahnhof Zoo. Immer häufiger steigen die Fahrgäste an allen Türen ein und verhindern damit noch größere Verspätungen. Der Zwang zum Vorneeinstieg muss von der BVG endlich abgeschafft werden. Foto: Marc Heller |
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Das Phänomen systematisch ausfallender
Busse aufgrund von Missmanagement ist
bei der BVG nichts Neues. Mal fehlten Fahrer
(2000 und Ende 2007/Anfang 2008), mal
fehlten Fahrzeuge (2001 bis 2003 und seit
Mitte 2010) – die Gründe wechselten, aber
noch nie waren die Auswirkungen so heftig
und so langanhaltend wie jetzt.
Seit Sommer 2010 schon kommt es durch
die stillgelegten Doppeldecker zu Ausfällen
oder im günstigeren Fall zum Einsatz kleinerer
Busse. Seitdem im Oktober jedoch
die brandanfälligen Citaros mit stehendem
Motor für eine gründliche Überprüfung
stillgelegt worden sind, hat sich die Lage für
die Fahrgäste nochmals verschärft. An „Spitzentagen“
fehlen über 200 Busse. Die Benutzung
der BVG-Buslinien ist für die Fahrgäste
seitdem kaum noch kalkulierbar und Fahrgäste
mit Rollstühlen und Kinderwagen
haben auf einigen Linien zu bestimmten
Zeiten keine Chance, befördert zu werden.
Ausfälle durch Fahrzeugmangel
Selbst auf Linien, die nur im 20-Minuten-
Takt verkehren, fallen regelmäßig Busse
aus, so dass Fahrplanlücken von 40 Minuten
entstehen. Die Wartezeiten sind für die
Fahrgäste häufig aber noch länger, weil die
übervollen Busse mit großen Verspätungen
und sehr unregelmäßig verkehren und Fahrgäste
stehen gelassen werden. Auf einigen
stark frequentierten Linien fallen immer
wieder mehrere Fahrten hintereinander aus,
während zu anderen Zeiten der fahrplanmäßige
5-Minuten-Takt angeboten wird.
Und schließlich fahren auf vielen
Linien statt Doppeldeckern nur
kleine 12-m-Eindecker, so dass
heilloses Gedränge in den Fahrzeugen
herrscht und die Fahrzeiten
nicht eingehalten werden
können.
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Bus vom Typ Citaro. Nach inzwischen acht Bränden hatte die BVG die Fahrzeuge mit stehendem Motor für gründliche Untersuchungen aus dem Verkehr gezogen. Foto: Marc Heller |
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Obwohl die Statistiker der BVG
sofort ausgerechnet haben, dass
die BVG noch immer 98 Prozent
der bestellten Verkehrsleistungen
erbringe und eine durchschnittliche
Pünktlichkeit von
85 Prozent erreicht wird, helfen
diese Rechenkünste den wartenden
Fahrgästen nicht weiter.
Fehlende Fahrgastinformation
Unabhängig von den Ursachen der Misere
wäre so manchem Fahrgast schon geholfen,
wenn er von der BVG wenigstens darüber
informiert werden würde, auf welchen
Linien er mit Ausfällen zu rechnen hat. So
mancher Fahrgäste würde sich dann, statt
vergeblich 20 Minuten oder länger auf einen
Bus zu warten, der dann gar nicht oder völlig
überfüllt ankommt, andere Fahrtrouten
suchen oder gleich zu Fuß zum nächsten
Bahnhof laufen. Aber durch Nichtinformationen,
Vertuschen und Runterspielen der
Problematik verärgert die BVG seit Wochen
die Fahrgäste umso mehr, und so mancher
durch das S-Bahn-Entschuldigungspaket
frisch gewonnene Neufahrgast hat der BVG
schon längst wieder den Rücken zugekehrt.
Erst nachdem der Berliner Fahrgastverband
IGEB wiederholt auf diese Problematik
und die gravierenden Auswirkungen für die
Fahrgäste aufmerksam gemacht hat, kam
etwas Bewegung in die Angelegenheit.
Die BVG bemüht sich seitdem um die Anmietung
von Bussen anderer Unternehmen.
Überwiegend aus dem Berliner Umland wurden
25 Busse (zum Teil mit Fahrer) gemietet,
weitere 20 sollen noch folgen. Diese stopfen
nun seit Ende November einige Löcher, aber
dennoch fehlen täglich etwa 50 Busse.
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Bus 100 erst in 19 Minuten, dabei verkehrt die Buslinie 100 tagsüber eigentlich alle 5 Minuten. Verspätungen und Ausfälle sind im BVG-Busverkehr inzwischen leider der Regelfall. Foto: Marc Heller |
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Aber was ärgerlich und nicht akzeptabel
bleibt, ist die Tatsache, dass die BVG ihre
Fahrgäste noch immer nicht über die ausfallenden
Fahrten informiert. Die neue BVGVorstandsvorsitzende
Sigrid Nikutta verteidigte
in einer Pressekonferenz Mitte November
diese Informationsstrategie mit dem
„rollierenden Verfahren“, wonach der Ausfall
von Bussen nicht planbar sei und täglich andere
Linien und Fahrten betroffen seien. Die
Fahrgäste – und dies beweisen Hunderte
von eingegangenen Kummerkarten bei der
IGEB allein in den letzten Wochen – erleben
dies ganz anders. Es sind immer wieder dieselben
Linien und Fahrten, die ausfallen.
BVG-Entschuldigungspaket ist überfällig
Da diese Probleme laut Aussage der BVG
noch bis zum Frühjahr 2011 andauern werden,
ist es umso dringender, dass das vom
Berliner Fahrgastverband IGEB aufgestellte
4-Punkte-Programm konsequent umgesetzt
wird, um die Auswirkungen für die
Fahrgäste in Grenzen zu halten und zukünftig
solchen Probleme zu vermeiden.
- Die BVG muss endlich einen „Notfahrplan“
erstellen und diesen den Fahrgästen auch
mitteilen. Nur ein vorher informierter
Fahrgast kann sich bei den entsprechenden
Buslinien auf verlängerte Reisezeiten
einrichten bzw. kann versuchen, diese Linien
zu umfahren.
- Die BVG muss die Bemühungen intensivieren,
kurzfristig von privaten und von den
Unternehmen im Umland noch weitere
Busse anzumieten.
- Die BVG muss für die seit Monaten gebeutelten
Busfahrgäste nach dem Vorbild der
Berliner S-Bahn über eine adäquate Entschuldigungsregelung
nachdenken.
- Die BVG muss langfristig wieder eine ausreichende
Personal- und Fahrzeugreserve
bei Bussen, Straßenbahn- und U-Bahn-
Zügen vorhalten.
Berliner Fahrgastverband IGEB
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