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Östliches Ende der Straßenbahnhaltestelle „Alte Försterei“. Der direkte Weg ist zwar durch Gitter versperrt, aber das hält die Fußballfans nicht davon ab, diesen kürzesten Weg vom Stadion zur Straßenbahn zu nehmen, da der Umweg über die Ampel am anderen Haltestellenende unattraktiv ist. Foto: Jens Ullrich |
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Das Stadion an der Alten Försterei ist vor allem mit der Straßenbahn gut erreichbar, falls diese nicht, wie bei „Sicherheitsspielen“ inzwischen üblich, eingestellt wird. Karte: OSM, Eintragungen: IGEB |
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Die erste Saison im sanierten Stadion an der
Alten Försterei hat der 1.FC Union Berlin erfolgreich
absolviert. Und nicht nur das. Die
Besucherzahlen übertrafen alle Erwartungen.
Im Schnitt pilgerten über 14 000 ins Stadion,
viele Spiele waren mit knapp 20.000 Zuschauern
ausverkauft. Aber wie sieht es mit
der Verkehrsabwicklung rund um die Spiele
aus? Leider gibt es hier kaum Verbesserungen
zum Stand von vor zwei Jahren (vgl. [Link]/heft/200804|SIGNAL
4/2008[/Link] ). Aufgrund der höheren Besucherzahlen
gibt es heute eher noch mehr Probleme.
Wirklich chaotisch war es bei sogenannten
Sicherheitsspielen, von denen es allerdings
nur wenige gab. Aber auch sonst lief es nicht
reibungslos.
S-Bahn
Die meisten der Besucher aus anderen Berliner
Bezirken und von außerhalb Berlins
fahren mit der S-Bahn zum S-Bahnhof Köpenick
auf der S3. Das funktionierte über
die Saison den Umständen entsprechend
recht gut. Die S-Bahn war trotz ihrer großen
Krise meist in der Lage, wenigstens einen
10-Minuten-Takt vor und nach den Spielen
anzubieten. Dies war auch ein Tag vor dem
jeweiligen Spiel auf der Union-Homepage
zu lesen. Auch im Internetforum des Vereins
kam das positiv an:
„Hut ab, trotz des doch erheblichen Wagenmangels
bei der Berliner S-Bahn haben die Verantwortlichen
gezeigt, dass sie doch wenigstens
Ahnung haben, wie man das bei Großveranstaltungen
macht. Die Entlastungszüge ab Köpi
fuhren mit 8 Wagen (Vollzug) bis Ostbahnhof.
Wohl hatten wir aber auch Glück gehabt, dass
auch ein Spiel der Eisbären in der O²-Arena
stattgefunden hat. Somit musste man seitens
der S-Bahn ja reagieren, um sich nicht vollends
zu blamieren. Haben se doch recht gut hinbekommen.“
„Da muss man ja mal die S-Bahn loben und das
in Ihrer derzeitigen Situation. Da könnte sich
die BVG mal eine Scheibe abschneiden. Die sind
nicht mal in der Lage, mal ein zwei zusätzliche
Straßenbahnen einzusetzen. Aber man gibt die
Hoffnung ja nie auf.“
Grundsätzlich scheint der 10-Minuten-Takt
auf der S3 auch bei hohen Zuschauerzahlen
ausreichend zu sein, solange die Züge als Vollzug
mit 8 Wagen verkehren. Das zeigte sich
auch im September beim Lokalderby gegen
Hertha BSC. Man konnte aber von Besuchern
häufiger den Kommentar hören, daß das Angebot
dem Anlass eigentlich nicht angemessen
ist.
Anders sieht das ganze bei der S47 nach
Spindlersfeld aus, die zwar nur von wenigen
Fans genutzt wird, aber der Polizei regelmäßig
als Sonderroute dienen muss, um Gästefans
zum Stadion zu bringen. Mehr dazu unter
„Sicherheitsspiele“.
Straßenbahn
Die Straßenbahn ist ebenfalls ein wichtiger
Zubringer zum Stadion. Hier ist die Auslastung
gerade nach den Spielen oft an der
Belastungsgrenze. In der Hauptlastrichtung
Richtung Schöneweide ist im Raum Oberschöneweide
kaum ein Mitkommen möglich.
Das ist vor allem ärgerlich an der Haltestelle
„Freizeit- und Erholungszentrum“, wo Familien
mit Kinderwagen mehrere Züge passieren
lassen müssen, bevor wieder die Chance besteht,
mitfahren zu können.
Auch die krummen Takte am Abend sind
ein Problem. Die letzte 67 fährt wochentags
um 19.37 Uhr Richtung Schöneweide. So gibt
es bei Freitag-Spielen, die um 19.45 Uhr enden,
einen 4/16-Minuten-Takt mit den Linien
27 und 63. Da es keinerlei Informationen an
der Haltestelle gibt, wann die nächsten Züge
fahren, ist das Einsteigen in den ersten Zug
nach der 16-Minuten-Lücke besonders chaotisch.
Grundsätzlich ist dieser Takt zu den
Schwachlastzeiten unangemessen.
Beim Derby Union gegen Hertha gab es vor
dem Spiel ab ca. 16 Uhr gar keinen Straßenbahnverkehr
mehr (siehe auch unter „Sicherheitsspiele“).
Nach dem Spiel, als alles wieder
normal fuhr, zeigten sich dann die oben
genannten Probleme. Positiv war allerdings,
dass die 67 außerplanmäßig noch zusätzlich
gefahren wurde. Es kam trotzdem zu Verzögerungen
durch lange Wartezeiten an den
Haltestellen wegen zu hoher Auslastung der
Züge.
Bei erhöhtem Verkehrsaufkommen sollte
also in einem gewissen Umfang ein Sonderverkehr,
vor allem nach den Spielen, angeboten
werden, um Verzögerungen und Überfüllungen
zu vermeiden und schnell zum Normalbetrieb
übergehen zu können. Das gilt
insbesondere für Spiele am Abend und am
Sonntag, wenn die 67 nicht fährt. Bei Spielen
freitags um 18 Uhr sollte die Betriebsverlängerung
der 67 wie beim Derby zum Regelfall
gemacht werden, um die genannte 16-Minuten-
Taktlücke zu vermeiden. Außerdem sollte
es an Spieltagen den Einsatz von Doppeltraktionen
statt Solo-Wagen im gesamten Köpenicker
Netz geben.
Bei der Infrastruktur gibt es ebenfalls noch
Nachholbedarf, der bereits in dem SIGNALArtikel
vor zwei Jahren angesprochen wurde
und immer wieder Thema im Internetforum
ist:
„An der Straßenbahn-Haltestelle Alte Försterei
fehlt weiterhin der notwendige Übergang am
östlichen Ende der Haltestelle, wo sich auch der
direkte Weg zum Stadion befindet. Hier wird
natürlich trotz Gitter die Straße überquert, was
regelmäßig zu Konflikten mit dem Autoverkehr
führt.“
„Um wartende Fans an der Haltestelle besser zu
informieren, sollte ein Fahrgastinformationssystem
bereitgestellt werden (z. B. Daisy-Anzeiger
oder Lautsprecher).“
Auto und Fahrrad
Die Verkehrsprobleme betreffen nicht nur
den ÖPNV, sondern auch den Autoverkehr. Es
gibt nur wenige Parkplätze rund um das Stadion.
Neue Besucher kommen das erste Mal
oft mit dem Auto und finden keine Parkplätze.
Das führt dann dazu, dass einige ihre Autos illegal
an Waldwegen abstellen. Hier muss einfach
bereits im Vorfeld viel stärker der ÖPNV
als Alternative kommuniziert werden – und
dann natürlich auch im notwenigen Umfang
vorhanden sein! Auch der Anteil der Radfahrer
wächst deutlich, aber leider mangelt es noch
immer an geeigneten Abstellanlagen in Stadionnähe.
Hier ist vor allem der Verein gefordert.
Sicherheitsspiele
Zum Lokal-Derby Union gegen Hertha hatte
die IGEB vorab in einer Pressemitteilung auf
mögliche Probleme aufmerksam gemacht:
„Der Berliner Fahrgastverband IGEB fürchtet,
dass vor und nach dem Spiel der öffentliche
Verkehr in Köpenick erneut zum Erliegen
kommt, und fordert im Interesse der Köpenicker
Fahrgäste einen Runden Tisch, an dem
neben S-Bahn, BVG, Berliner Polizei und Bundespolizei
auch der Senat, der Bezirk, der VBB
und natürlich der 1. FC Union sitzen müssen.
Verschärfend kommt hinzu, dass die BVG
befürchten muss, dass sie wegen Polizeimaßnahmen
über Stunden im Raum Köpenick gar
nicht mehr fahren kann. Schon in der vorigen
Saison haben die Einwohner Köpenicks beim
Spiel gegen Hansa Rostock leidvolle Erfahrungen
mit den Polizeieinsätzen machen müssen.
Auch dieses Spiel fand an einem Freitag um 18
Uhr statt und bescherte eine komplette Abriegelung
des Stadtteils von der Außenwelt
mitten im Berufsverkehr. Tausende Arbeitnehmer
kamen nicht mehr aus Köpenick weg
und tausende Einwohner kamen nicht mehr
nach Hause.“
Und so kam es dann leider auch wieder am
Freitag, dem 17. September 2010. Nach 16 Uhr
gab es in großen Teilen von Köpenick keinen
Straßenbahnverkehr mehr.
Interessant sind in dem Zusammenhang
widersprüchlichen Ankündigungen der
Beteiligten. Auf der Homepage von Union
stand am Tag vor dem Spiel: „Alle Besucher
werden dringend gebeten, mit öffentlichen
Verkehrsmitteln anzureisen, da im Umfeld
des Stadions kaum Parkplätze zur Verfügung
stehen.“ Von der BVG war dann im Tagesspiegel
am Spieltag zu lesen: „Die BVG ging
zudem am Donnerstag davon aus, dass die
Straßenbahnlinien 27, 63 und 67 ab 16 Uhr
bis zum Abend nicht fahren werden – auch
der Berufsverkehr wird somit betroffen sein.“
Das passt natürlich nicht zusammen und
zeigt, dass man sich vorher wieder nicht ausreichend
abgestimmt hat.
Hauptursache für das Chaos war eine Demonstration
von Hertha-Fans in der Bahnhofstraße,
von denen ein großer Teil für das Spiel
keine Karte hatte. Die Polizei befürchtete Ausschreitungen
und stellte Wasserwerfer bereit.
Dadurch musste die BVG den Strom der Straßenbahn
abschalten und konnte nur noch auf
einem Rumpfnetz fahren. In der Altstadt, rund
um die Bahnhofstraße und auf der wichtigen
Verbindung nach Oberschöneweide gab es
gar keinen Straßenbahnbetrieb mehr.
Allein die Möglichkeit eines
Wasserwerfereinsatzes hatte also
weitreichende Folgen für die ÖPNV-
Fahrgäste in Köpenick. Ohne
Wasserwerfer wäre der Betrieb z. B.
nur in der Bahnhofstraße kurzzeitig
unterbrochen gewesen. Erst nach
dem Spielbeginn um 18 Uhr normalisierte
sich der Straßenbahnverkehr
und nach dem Spiel gab es
keine weiteren Sperrungen.
Ärgerlich ist auch, dass man sich
auf diesen Eventualfall nicht besser
vorbereitet hat. Die BVG wusste ja
im Vorfeld bescheid (siehe Tagesspiegel-
Meldung). Warum hat man
nicht Busse vorgehalten, die dann
zw. Oberschöneweide und z. B. FEZ
oder Spindlersfelder Brücke hätten
pendeln können? Das hätte vielen
Fahrgästen geholfen.
Leider gab es auch an den Haltestellen
keinerlei Informationen
oder besser noch Personal, das darüber hätten
informieren können, dass man z. B. mit der
M17 nach Karlshorst fahren sollte und ab da
mit der S-Bahn in Richtung Köpenick.
Ähnlich katastrophal lief es auch in der letzten
Saison rund um das Spiel gegen Hansa
Rostock. Das Spiel fand ebenfalls an einem
Freitag um 18 Uhr statt, und da fuhren sogar
bis ca. 21 Uhr keine Straßenbahnen und
teilweise sogar keine Busse. Auch die Union-
Fans waren in großem Umfang von den Sperrungen
betroffen. Dazu Meinungen aus dem
Forum:
„Echt zum Kotzen, was die für ein Chaos über
Stunden provozieren. Warum werden da nicht
acht Schlenkis eingesetzt, die vom Stadion
nach Schönefeld (10-12 min) fahren. Schon ist
der Spuk vorbei…“
„Gelinde gesagt pures Chaos. Bei der Vorbereitung
auf die sogannten Hochsicherheitsspiele
bitte demnächst noch nen Vertreter der BVG
hinzunehmen, damit der sich eventuell für seine
Kundschaft einsetzen kann. Bin jedenfalls das
erste Mal in meinem Leben von den Wilhelminenhöfen
bis zur Alten Försterei gelaufen, weil
keine Straßenbahn kam.“
Von den Sperrungen betroffen ist neben
Straßenbahn und Bus gelegentlich auch die
S-Bahn-Linie S47, die dann als Sonderroute für
Gästefans genutzt wird. Gegen Rostock fielen
vor und nach dem Spiel jeweils zwei Regelzüge
aus, weil die eingleisige Strecke keinen
Mehrverkehr zulässt. Da auch die parallele
Buslinie 167 von den Sperrungen betroffen
war, gab es keine direkte Möglichkeit, aus
dem Raum Schöneweide nach Köpenick zu
kommen, da ja auch die Straßenbahn nicht
fuhr.
Grundsätzlich sollte aus den genannten
Gründen nicht die S47 als Sonderroute für
Gästefans genutzt werden. Besser sollte für
den Transport der Gästefans beispielsweise
der Einsatz von Bussen von/zu einem geeigneten
S-Bahnhof geprüft werden. Weiterhin
ist es unverständlich, warum, wenn schon die
Anreise mit der S47 stattfindet, die Gästefans
anschließend durch die Altstadt zum Stadion
gebracht werden und nicht über die Spindlersfelder
Brücke. Bei letzterer Variante müsste
man nur kurzzeitig die Straßenbahn an
der Straße „An der Wuhlheide“ unterbrechen,
während bei einer Führung durch die Altstadt
fast alle Köpenicker Linien betroffen sind.
Auch muss man die Frage stellen, warum es
nicht möglich ist, nur den Streckenabschnitt
Lindenstraße—Wilhelminenhofstraße wegen
des möglichen Wasserwerfereinsatzes
zu sperren. Warum muss gleich der Strom
im gesamten Köpenicker Netz abgeschaltet
werden?
Berliner Polizei und Bundespolizei (diese
ist für die S-Bahn zuständig) haben bisher
nicht erkennen lassen, dass sie eine Strategie
für die Sicherung der öffentlichen Ordnung
haben, bei der die Interessen aller Fahrgäste
berücksichtigt werden. Auch wenn es solche
sogenannten Sicherheits-Spiele nur einige
Male im Jahr gibt, so darf das dennoch
nicht regelmäßig zu einer Lahmlegung des
öffentlichen Lebens in Köpenick führen. Vor
den Spielen gibt es immer eine Sicherheitsbesprechung
zwischen Verein und Polizei. Hier
sollten, wie schon erwähnt, Vertreter von BVG
und S-Bahn dabei sein, damit eine solche Situation
in Zukunft vermieden wird.
Regionalbahnhof dringlich
Ein großer Gewinn für die Stadionerschließung
dürfte der leider erst für Ende 2014 geplante
neue Regionalbahnhof Köpenick sein
(vgl. SIGNAL 2/2010 ). Hier wäre eine frühere
Umsetzung sehr zu begrüßen. Zum einen
wäre man auch aus dem Berliner Stadtzentrum
in 15 bis 25 Minuten in Köpenick. Zum anderen
wäre damit gerade bei Sicherheitsspielen
eine gute Möglichkeit gegeben, Gästefans
ohne in Köpenick ein Verkehrschaos zu verursachen,
zum Stadion und zurück zu bringen.
Der neue RE-Bahnhof soll einen westlichen
Abgang erhalten, über den die Gästefans am
Forum Köpenick vorbei zur Wuhle und an
dieser entlang direkt zum Gästeeingang geführt
werden können, ohne dabei wichtige
Verkehrsachsen im Bezirk zu berühren.
Kombiticket
Leider gibt es zum Thema Kombiticket ebenfalls
keine Fortschritte. Der Stadtrivale Hertha
BSC, der in dieser Saison ebenfalls in der
2. Bundesliga spielt, bietet seine Jahreskarte
mit dem Zusatz „Gilt als VBB-Ticket im Tarifbereich
ABC am Spieltag“ an. Damit wird
sicherlich auch ein Teil des Zusatzverkehrs
bei S- und U-Bahn finanziert. Warum ist das
bei Union nicht ebenfalls möglich? Eventuell
ließen sich so die dringend benötigten Zusatzverkehre,
vor allem bei der Straßenbahn
(wenn sie denn fahren darf), finanzieren. Profitieren
würden natürlich auch alle Fans, die
keine VBB-Monatskarte haben. Auch Autofahrer
ließen sich sicher leichter zur Nutzung
des ÖPNV überreden.
IGEB Stadtverkehr
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