Erfolg für ProTramCottbus
Das 2009 durchgeführte Bürgerbegehren für
Erhalt und Ausbau der Cottbuser Straßenbahn
war, wie berichtet, erfolgreich. Doch
die Stadtverwaltung hatte den Stadtverordneten
empfohlen, das Bürgerbegehren
für unzulässig zu erklären, was diese dann
auch am 27. Januar 2010 mit rot-rot-grüner
Mehrheit taten (vgl. SIGNAL 1/2010). Dennoch
wurde im Sinne des Bürgerbegehrens
eine Machbarkeitsstudie zur Netzerweiterung
der Cottbuser Straßenbahn in Auftrag
gegeben. Gutachter war die VerkehrsConsult
Dresden-Berlin GmbH (VCDB). Die schon lange
erwarteten Ergebnisse wurden nun den
Stadtverordneten und der Öffentlichkeit in
einer außerordentlichen Beratung des Ausschusses
für Wirtschaft, Bau und Verkehr am
18. August 2010 vorgestellt. Folgende Netzerweiterungen
wurden untersucht:
Teilgebiet I: Anschluss Lausitzpark
Hier wurde als Vorzugsvariante eine Streckenführung
durch die Gelsenkirchener Allee, die
Lipezker Straße, über die bestehende Autobahnbrücke
zu einer Wendeschleife westlich
des Lausitzparks untersucht.
- Fahrgastgewinn pro Werktag: 1050
- Nutzen-Kosten-Faktor: 1,42
- Betriebswirtschaftliches (BW) Ergebnis: -124 000 € je Jahr
Teilgebiet II: Anschluss BTU
Bei der Anbindung der Technischen Universität
wurde als Vorzugsvariante eine Streckenführung
durch die Karl-Marx-Straße, die
Lessingstraße, die Lieberoser Straße und die
Erich-Weinert-Straße bis zu einer Wendeschleife
südwestlich des Schwimmbades Lagune
untersucht.
- Fahrgastgewinn pro Werktag: 190
- Nutzen-Kosten-Faktor: unter 1,0
- BW Ergebnis: -887 000 € je Jahr
Teilgebiet III: Erschließung Spremberger
Vorstadt, Klinikum
Als Vorzugsvariante wurde eine große eingleisige
Schleife von der Vetschauer Straße
durch die Leipziger Straße, die Welzower
Straße und zurück in die Vetschauer Straße
untersucht.
- Fahrgastgewinn pro Werktag: 800
- Nutzen-Kosten-Faktor: 2,82
- BW Ergebnis: +440 000 € je Jahr
Fazit der Gutachter
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie bestätigen
die strategischen Planungen der Stadt
Cottbus, die drei starke Straßenbahnlinien
als Rückgrat des städtischen ÖPNV vorsehen.
Alle Maßnahmen können jedoch ohne die finanzielle
Unterstützung des Landes Brandenburg
nicht realisiert werden. Ohne diese Hilfe
ist eine Netzerweiterung der Straßenbahn in
Cottbus vor dem Hintergrund der städtischen
Haushaltssituation in keiner Variante möglich.
Kann in den kommenden Jahren auf Fördermittel
zurückgegriffen werden, ist eine
Umsetzung der Vorzugsvariante im Teilgebiet
III (Klinikum) zu empfehlen. Sie ist die
einzige Variante, die durch ihre mögliche
Umsetzung positive betriebswirtschaftliche
Effekte nach sich ziehen würde. Außerdem
kann bei Verfügbarkeit von Fördermitteln
eine Umsetzung der Vorzugsvariante im Teilgebiet
I (Lausitz Park) in Kombination mit der
Vorzugsvariante im Teilgebiet III (Klinikum)
vertiefend geprüft werden.
Fazit von ProTramCottbus
Eine umfassende Bewertung des Gutachtens
muss noch erarbeitet werden. Als erste Einschätzung
ist festzustellen, dass die durch
ProTramCottbus geforderte Streckenführung
durch die Technisch Universität nicht untersucht
wurde. Danach sollte die BTU-Strecke
nicht an der „Lagune“ enden, sondern durch
die Konrad-Wachsmann-Allee und die Gagarinstraße
bis zur neuen Polizeidienststelle an
der Pappelallee führen. Diese Variante wurde
von der Stadt bereits bei Beratungen des Fahrgastbeirats
abgelehnt mit der Begründung,
dass durch die Straßenbahn Erschütterungen
und elektrische Felder hervorgerufen werden
und die Ergebnisse von Messungen innerhalb
der BTU beeinflussen würden – eine Begründung,
die nicht überzeugt. Somit wird aufgrund
der Machbarkeitsstudie vielleicht nur
einer der drei Vorschläge von ProTramCottbus
realisiert, eventuell auch zwei. Aber selbst bei
Realisierung nur einer Streckenerweiterung
wertet ProTramCottbus das Ergebnis der
Machbarkeitsstudie als Erfolg. Schließlich bedeutet
dies das Ende des mehr als 25-jährigen
Streckennetz-Moratoriums in Cottbus. Zugleich
wurde erstmals der Nachweis erbracht,
dass der Tram-Ausbau in Verbindung mit der
Optimierung von Linienführungen im gesamten
Cottbuser ÖPNV zu betriebswirtschaftlichen
Verbesserungen bei der Cottbusverkehr
GmbH führen kann. Für die langfristige
Sicherung der Straßenbahn in Cottbus ist es
aber auch erforderlich, das ÖPNV-Konzept zu
einem wesentlichen Bestandteil der Stadtentwicklungsplanung
zu machen.
Die Präsentation der Machbarkeitsstudie gibt
es unter http://www.cottbus.de/.files/storage/ aa/aa/ip/Netz_Strassenbahn.pdf
Weitere Infos unter pro-tram-cottbus.de
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