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Die Bösebrücke im Juni 1995: Mit den Bauarbeiten war noch nicht einmal begonnen worden. Einige Wochen später liegt schon das Gleis (Siehe Titelbild). So schnell kann eine Straßenbahnstrecke gebaut werden. Foto: Marc Heller |
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Bornholmer Ecke Grüntaler Straße im Mai 1995: Erstmals sind im Westteil Berlins wieder Straßenbahngleise verlegt worden. Foto: I. Schmidt |
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Louise-Schroeder-Platz Anfang August 1995: Schon gut zu erkennen ist das Gleisdreieck zum Wenden der Züge. Die feierliche Inbetriebnahme erfolgt am 14. Oktober, zwei Wochen später als bisher geplant. Weitaus gravierender ist jedoch die Verschiebung der Streckenverlängerung auf der Seestraße: Baubeginn unbekannt. Foto: Marc Heller |
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Am 14. August wurde am S-Bf Schulzendorf mit den Bauarbeiten für die Wiederinbetriebnahme der S-Bahn von BerIinTegel nach Hennigsdorf begonnen. Der symbolische Spatenstich bestand - denkbar unpassend für ein Lückenschlußprojekt Foto: Marc Heller |
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Den Sekt genießen Prof. Dr. Siegfried Mängel, Sprecher der Geschäftsführung der PBDE (links) Brandenburgs Minister Hartmut Meyer (rechts) und Senator Prof. Dr. Herwig Haase, der am wenigsten zu diesem Ereignis beitrug. Foto: Marc Heller |
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Im Heraustrennen eines kurzen Gleisstückes aus der hier noch vorhandenen S-Bahn-Strecke. Dennoch: Am 14. August wurde zurecht gefeiert, weil hier endlich einmal eine einfache und schnelle Wiederinbetriebnahme erfolgt. Deshalb wird es in SIGNAL schon bald weitere Berichte geben. Foto: Marc Heller |
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Ohne Wahltermine hätte die Wiederinbetriebnahme der Berliner S-Bahn mit Sicherheit noch länger gedauert.
Man denke nur an die Wannseebahn. Trotz Fertigstellung in einem der kältesten Winter des
Jahrhunderts konnte der geplante Wiederinbetriebnahmetermin 1. Februar 1985 eingehalten werden -
kurze Zeit später wurde gewählt. Auch 1995 beschert uns der Wahltermin einen Fortschritt bei der
S-Bahn-Wiederinbetriebnahme: Zur allgemeinen Überraschung und Freude begannen am 14. August
die Bauarbeiten auf der Kremmener Bahn, und schon 1996 sollen S-Bahn-Fahrten über Tegel hinaus möglich sein.
Ebenso überraschend erleben die Fahrgäste nun aber auch die Kehrseite eines Wahltermines: Die
Wiederinbetriebnahmen der U-Bahn zwischen Schlesisches Tor und Warschauer Straße sowie der Tram in den
Wedding wurden auf den 14. Oktober verschoben. Daraufhin hat auch die BVG den alljährlichen kleinen
Fahrplanwechsel im Herbst auf den 15. Oktober verlegt.
Eigentlich hätte ja alles viel früher fertig sein können. Aber erst die Berliner Wahlen sorgten für den
nötigen Druck. Doch damit zwischen dem Wahltermin am 22. Oktober und der Wiederinbetriebnahme
der U-Bahn zur Warschauer Straße sowie der Straßenbahn zum Louise-Schroeder-Platz noch ein
Anstandsabstand bleibt, sollten die Eröffnungsfeiern am 30. September erfolgen (nachzulesen z.B. noch
im Programmheft des Bausenators für die Berliner Bauwochen vom
Mai 1995). Aber nun wurde alles auf den 14. Oktober verschoben. Die Senatsbauverwaltung sei
im Verzug, heißt es. "Falsch", sagen die Bauplaner, der Bundesverkehrsminister konnte nicht früher,
wolle aber persönlich anwesend sein. "Falsch", sagen wiederum andere, der Minister sollte nicht eher
kommen, damit der Termin möglichst nah vor den Wahlen liegt. Schließlich habe die CDU beim
Verkehr dank Herrn Haase nur Minuspunkte gesammelt, nun wolle sie mit Herrn Wissmann auch ein
paar Pluspunkte gewinnen. Unabhängig davon, was der "wahre Grund" ist, bleibt festzuhalten: Selbst
zwei sicher scheinende Eröffnungen
wurden jetzt nochmals um zwei Wochen nach hinten geschoben, so daß die Fahrgäste diese
Angebote erst entsprechend später nutzen können. Doch wen interessiert das schon, wenn es
um Wahlen geht?
Als Wähler sind die Fahrgäste natürlich schon begehrt. Und deshalb hat Verkehrssenator Haase
am 14. August, als alle aus den Schulferien zurück waren, einen medienwirksamen ersten Spatenstich
für die Wiederinbetriebnahme der Bahn nach Hennigsdorf getan. In der Tat ist dies eine kleine
Sensation: Die lange vernachlässigte S-Bahn auf der Kremmener Bahn soll nun schon
"im Frühiahr" 1996 von Berlin-Tegel bis Heiligensee und im Dezember 1996 nach Hennigsdorf
weiterfahren können. Zuletzt war von 1998 die Rede. Daß es nun schneller gehen wird, ist auf eine
Initiative der "Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit" (PBDE) zurückzuführen, die bei der
schnellen Wiederherstellung der Hamburger Bahn gerade erst ihre Leistungsfähig.
bewiesen hat und nach neuen Aufgaben sucht. Im Falle der S-Bahn nach Hennigsdorf könnte sie sogar noch
schneller arbeiten, wenn die planungsrechtlichen Voraussetzungen schon gegeben wären. Bekanntlich
ist für eine Teilstrecke nördlich von Tegel neues Planungsrecht nötig, weil auf der alten S-Bahn-Trasse
die Fernstraße nach Hamburg gebaut wurde. Daß in den letzten Jahren die planungsrechtlichen
Voraussetzungen für die S-Bahn-Wiederinbetriebnahme nicht schon längst geschaffen wurden, dafür ist
Verkehrssenator Haase verantwortlich, genau der Senator, der sich am 14. August mit einem
symbolischen Spatenstich feiern ließ. Doch wen interessiert das schon, wenn es um Wahlen geht?
Nachtrag: Mit dem vorstehenden Satz sollte der Artikel enden, doch erfreulicherweise muß
angefügt werden, daß ein Teil der Journalisten in der Berichterstattung über den 14. August sehr
wohl "die Verdienste" von Herrn Haase um die Kremmener Bahn relativierte. Und auch Brandenburgs
Verkehrsminister Hartmut Meyer (SPD) ließ es sich nicht nehmen, auf den Zusammenhang von
Spatenstich und Berliner Wahlen anzuspielen. Das war er seinen Genossen natürlich auch
schuldig, für die der CDU-Senator seit Jahren täglicher Stein des Anstoßes, aber zugleich willkommene
Wahlkampfzielscheibe ist. So hatte der Berliner SPD-Fraktionschef Klaus Böger am 30. Mai der
BZ erklärt: "Herr Haase ist vor allem eine Belastung für die Stadt, weil er von Verkehrspolitik in einer
Metropole keine Ahnung hat." Ohne dem widersprechen zu wollen, muß sich die SPD allerdings
nach ihrer Mitverantwortung fragen lassen. Schließlich war sie Mitglied der Großen Koalition, die
diesen Senat und diesen Senator getragen hat.
IGEB
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