Eine Projektgruppe der Volkshochschule Berlin-Mitte präsentierte vom 24. November bis
zum 6. Dezember 1995 ihre Arbeitsergebnisse im Kellergeschoß des VHS Berlin·Mitte:
Ein Ausstellungsprojekt der Reihe „Peripherien", das als audiovisuelle Installation, das
Schicksal einer fast vergessenen, legendären
Bahnstrecke zum Inhalt hatte.
Die Stahnsdorfer Bahn, im Volksmund auch
„Leichen-" oder „Friedhofsbahn“ genannt,
deren fahrplanmäßiger Betrieb am 3. Juni
1913 zwischen Berlin-Wannsee und Stahnsdorf aufgenommen wurde, diente in erster
Linie als Verbindung zum dortigen Süd-West-Kirchhof, einem der größten Kirchhöfe in
Deutschland überhaupt. Auf dem Süd-West-Kirchhof sind seit 1909 bis heute ca. 105.000
Personen beigesetzt worden. Davon ca. 35,000
Umbettungen, die im Rahmen der Speer-Planungen (Germania) in den Jahren 1938/39
vorgenommen wurden.
Unabhängig davon, entsprach die Einrichtung von Friedhöfen an peripheren Bereichen
der Stadt dem damaligen Trend. So sind dort
große Gräberfelder für die einzelne Berliner
Stadtbezirke eingerichtet worden. Ab 1943
wurden hier auch Bombenopfer - auch aus
anderen Stadtteilen in Berlin - beerdigt.
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Bahnhofsschild wie Abfall im Unterholz. Foto: (1975) von der Ausstellung |
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Verrotendes Gleis unter einer Brücke zwischen Berlin und Brandenburg Foto: Ausdtellung |
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Vor dem Bau der Bahn mußte eine relativ
teure Beförderung der sterblichen Überreste,
wie auch der Besucher, mit Kutschen oder
Autos vom Bf. Wannsee aus unterhalten werden. Die Einrichtung einer guten
Verkehrsverbindung war daher notwendig. Der Berliner Stadt-Synodalverband finanzierte den
Streckenausbau mit 2,5 Mio. Mark. Auf dem
hinteren Teil des Bahnhofs Stahnsdorf entstand ein Extragebäude zur vorübergehenden
Aufnahme der von der zentralen Verladestation im Bahnhof Halensee herantransportierten
Särge. Von hier aus wurde diese auf den
„Pastorenweg" der Kapelle zugeführt. An Gedenktagen fuhren zehntausende Berliner nach
Stahnsdorf. Es fuhren Direktzüge ab Charlottenburg und Schöneberg, und später verkehrten
hier sogar die elektrischen Züge der Berliner S-Bahn über Wannsee und Dreilinden
nach Stahnsdorf.
Das Ende dieser Bahnstrecke markieren die
Jahre 1961 und 1976. Mit dem Bau der Mauer
am 13, August 1961 endete hier jeglicher
Zugbetrieb und im Sommer 1976 verschwand
das Bahnhofsgebäude Stahnsdorf durch Abriß. Den Rest besorgte die Natur. Nur wer
genauer hinsieht, findet heute noch Fragmente, letzte Reste der Bahn nach Stahnsdorf.
Etwas davon wurde durch die Ausstellung
gezeigt und auch mit wenigen Worten deutlich gemacht. Leider aber war die Ton-/Videoschau
während der zweiten Ausstellungswoche
außer Betrieb, was die Macher der kleinen
Schau vielleicht ebenso geärgert haben dürfte, wie die Besucher. Die wiederum dürften
kaum geahnt haben können, daß die Ausstellung nur ganze zwei Wochen dauerte und
damit wohl von etwas recht kurzer Dauer war.
Diejenigen, die die Ausstellung noch besuchen wollten oder wollen, haben (wie die
VHS Mitte auf Anfrage mitteilte) im Frühjahr
beim Heimatverein Stahnsdorf Gelegenheit
dazu, wenn die Ausstellung dort neu installiert sein wird. IGEB
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