|
Feierlichkeiten zum 5. Jahrestag der S-Bahn·Übernahme gibt es für
Bürger in Lichterfelde und Lankwitz nicht,
denn ihre S-Bahn-Strecke nach Lichterfelde Süd wurde vom Senat als Folge der
Übernahme stillgelegt. Eine
einfache und kostengünstige Möglichkeit, den BVG-Schienenverkehr zu
erweitern, wurde nicht genutzt. Auch
Unterschriftenaktionen und schließlich
ein erfolgreiches Bürgerbegehren
konnten bisher keine Korrektur dieser
skandalösen Nahverkehrspolitik bewiren.
Die schrittweise Demontage der
Strecke, der nicht zu bremsende Vandalismus sowie die Schäden durch den
Verfall der Bahnanlagen tragen nunmehr dazu bei, daß auf dieser Strecke
nur nach einer gründlichen Instandsetzung wieder S-Bahn-Züge werden
rollen können. Ob dies nach dem Willen
des Senats überhaupt noch geschehen
wird, ist jedoch fraglich, da die Planung
einer U9-Verlängerung auf der S-Bahn-Trasse nach Lichterfelde Süd immer
stärker favorisiert wird. Der S-Bahn-Betrieb würde nach dieser Planung
nicht wieder aufgenommen werden,
|
Vom Senat geplanter Verfall: eine Wiederinbetriebnahme der abgebildenten Strecken ist in diesem Jahrtausend nicht mehr vorgesehen, Kremmener Bahn (bei Tegel, 5/86) Foto: T. Staeck |
|
Anhalter Bahn (S-Bahnhof Lankwitz, 2/86) Foto: T. Staeck |
|
Spandauer Vorortstrecke (S-Bahnhof Olympiastadion, 4/88) Foto: T. Staeck |
|
Siemensbahn (Spreebrücke, 11/87) Foto: T. Staeck |
|
eine direkte Schnellbahnverbindung in
den Südosten und Norden würde verloren gehen. Außerdem müßten die
Lankwitzer und Lichterfelder bei
einer Senatsentscheidung zugunsten
einer U-Bahn-Verschwenkung noch
lange auf einen Schnellbahnanschluß
warten, da für die Verlängerung bis
Lankwitz mindestens 600 Mio. DM
Investitionskosten anfallen, die nur
langfristig aufgebracht werden können. Allein die S-Bahn-lnstandsetzung wäre kurzfristig zu realisieren,
aber dies lehnt der Senat ab. Er hält
eine Wiederaufnahme des S-Bahn-Betriebes nur in Verbindung mit einer
bis zum S-Bahnhof Lankwitz verlängerten U9 für sinnvoll und degradiert
damit die S-Bahn zu einem U-Bahn-Zubringer.
Ein S-Bahn-Betrieb nach Lichterfelde
Süd ist jedoch auch ohne U9-Verlängerung sinnvoll und notwendig denn die
Fahrzeiten im überbezirklichen Verkehr, insbesondere in den Südosten und
Norden Berlins, würden drastisch verringert werden. Durch die vorhandenen
Umsteigemöglichkeiten zur S 2 am
Bahnhof Priesterweg, zur Ringbahn
am Bahnhof Papestraße, zur U 7 am
Bahnhof Yorckstraße und zur S 1 am
Anhalter Bahnhof wäre eine gute Integration der Lichterfelder Strecke in das
Schnellbahnnetz gewährleistet.
Die S-Bahn-Strecke nach Lichterfelde
Süd erschließt ein großes, teilweise
dicht besiedeltes Gebiet, das zur Zeit
nur durch Busse bedient wird. Mehr
als 15.000 Menschen leben und mehr
als 5.000 Menschen arbeiten im fußIäufigen Einzugsgebiet der Bahnhöfe
Südende, Lankwitz, Lichterfelde Ost
und Lichterfelde Süd, die an wichtigen
örtlichen Wohn-, Einkaufs- und
Dienstleistungszentren liegen. Nahezu
alle den Bezirk Steglitz in die Tiefe erschließenden Buslinien sind mit der
S-Bahn verknüpft.
Aufgrund der Streckenführung und der
günstiegen Lage der Bahnhöfe würden
viele Menschen von der S-Bahn profitieren; der Senat rechnet mit bis zu
20.000 Fahrgästen pro Tag. Doch dürfte
dieser Wert in der Praxis überschritten
werden, da auch die Fahrgastzahlen
der bereits betriebenen Strecken höher sind als zuvor berechnet. Vielen
BVG-Fahrgästen würde eine bis zu 30
Minuten dauernde, oftmals unbequeme und stehend zu verbringende
Busfahrt zum Rathaus Steglitz erspart bleiben.
Die Zuverlässigkeit und Attraktivität des ÖPNV im Bezirk Steglitz würde
zunehmen., denn S-Bahnen kennen
keine Staus oder schneeglatte Straßen
und sind groß genug, um jedem Fahrgast einen Sitzplatz anbieten zu können.
Die S-Bahn-Initiative Lankwitz/Lichterfelde fordert daher:
- Kurzfristige lnstandsetzun der S-Bahn-Strecke nach Liehterfelde Süd unter Einsatz der für Berlin bestimmten Strukturfondsmittel.
- Kein U-Bahn-Bau nach Lankwitz bevor nicht alle wichtigen S-Bahn-Strecken wieder betrieben werden.
S-Bahn-Initiative Lankwitz/Lichterfelde
|