Liniennetz: Immer besser
Im neuen, wesentlich größeren Liniennetz sind zwar neben S- und U-Bahn
auch alle BVB-Straßenbahn- und Buslinien eingezeichnet, nicht aber mit Angabe der
Haltestellen. Auf der Rückseite des fast einen Quadratmeter großen
Planes befindet sich die neugestaltete
Schnellbahnnetzspinne, in der erstmals
auch alle S-Bahn-Linien der Deutschen
Reichsbahn dargestellt sind. Die grafische Gestaltung ist gelungen. Auch der
Fernbahnhof Spandau ist endlich in die
Netzspinne aufgenommen worden, eine
langjährige IGEB-Forderung. Besonders bemerkenswert: Sehr viel mehr
Bahnhöfe des Ostnetzes sind mit behindertengerechten Zugängen versehen.
Der vergrößerte Innenstadtplan aber
bleibt unverständlicherweise auf den
bekannten Ku'damm-Ausschnitt begrenzt. Hier wäre eine Darstellung bis
zum Roten Rathaus erforderlich, um
das dichte Verkehrsangebot in der Ost-Berliner City besser kenntlich zu machen.
Das Fahrplanbuch weist hingegen eine
unverändert unübersichtliche Struktur
auf. Zuerst werden die an Fahrplänen
interessierten Fahrgäste mit fast 40 Seiten Tarifbestimmungen und Beförderungsbedingungen
gequält. Dann folgen
die S- und U- Bahn-Fahrpläne, allerdings für den Ostteíl nur mit Linienbeschreibungen, ohne
die eigentlichen
Fahrpläne. Neben dem Fahrplan selbst
(s.u.) ist auch dessen Darstellung deutlich verbesserungswürdig. Eine Fahrplandarstellung
wie die abgebildete
trägt keinesfalls zur Fahrgastinformation bei, wenn man erst ausgebildeter
Mathematiker sein muß, um sie lesen
zu können. Vermißt werden beim U-Bahn-Fahrplan Hinweise auf die während der
Sommerferien geplante mehrwöchige Unterbrechung der U-Bahn-Linie 1 wegen
Erneuerung der Hochbahnbrücke über den Landwehrkanal
und die daraus resultierenden Reisezeitverlängerungen.
Busfahrplan: Immer unübersichtlicher
Der Busfahrplanteil macht die Verwirrung komplett: Er beginnt - nach einer
Beschreibung der Ost-Berliner Bus- und Straßenbahnlinien - mit der Buslinie 75, um dann
über die Buslinien 98
und 99 sowie fünf E-Buslinien, die in
die DDR führen, beim Fahrplan für die
DR-Züge zwischen Wannsee und Potsdam anzukommen. Nach Hinweisen auf
das Busangebot “LIFT" in Lichtenrade
folgt endlich auf Seite 32 (!) des Busfahrplanes der Fahrplan für die Buslinie 1. Dieses
Durcheinander zeigt u.a.,
daß die Einführung dreistelliger Liniennummern nun dringender denn je
erforderlich ist, insbesondere wenn
BVG und BVB wieder ein Verkehrsbetrieb werden. Nicht erwähnt sind im
BVG-Fahrplanheft die drei in den Medien schon seit Wochen angekündigten
und seit 12. April verkehrenden Buslinien der BVB von Ost- nach West-Berlin. Auch in der
April-Ausgabe der
Fahrgastinformation “BVG-Aktuell”
(Redaktionsschluß: 21. März) findet
man leider nur zwei der Linien. Die
ditte - vom Ost-Berliner U-Bf. Pankow
zum West-Berliner U-Bf. Osloer Straße
- wurde vergessen.
U-Bahn-Angebot: Unveränderte Mängel
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Unübersichtlich. Der U-Bahn-Fahrplan im BVG-Fahrplanheft. |
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Im U-Bahn-Bereich stellt man unverständlicherweise fest, daß sich am Fahrplan
gegenüber dem BVG-Winterfahrplan vom 1.10.89 fast nichts geändert
hat, wenn man vom Wochenend-Nachtverkehr auf der U1 und der U9 einmal
absieht. Obwohl sich seit Öffnung der
Grenze täglich bis zu 200.000 Fahrgäste
mehr in den Wagen drängeln, wird -
mit Ausnahme der U2 - kein einziger
zusätzlicher Zug eingesetzt. Auf den
Linien U3, U4 und U8 bleibt werktags
der unattraktive 10-Minuten-Takt bestehen. Insbesondere bei der U8, die
seit dem November erheblich mehr
Fahrgäste befördert, weil drei geschlossene Bahnhöfe in Ost-Berlin wieder
geöffnet wurden, ist dieser Fahrplan ein
Affront gegenüber den Fahrgästen. Am
Wagenmaterial kann es nicht liegen,
denn zu den Spitzenstunden des Berufsverkehrs wird immerhin auf der U4 und
der U8 ein 5-Minuten-Takt gefahren.
Es bleibt also offen, warum das U-Bahn-Management die verkehrspolitischen
Vorgaben der Koalitionsvereinbarung zwischen AL und SPD ignoriert,
in der ein 5-Minuten-Takt auf allen U-Bahn-Linien gefordert wird. Auch am
Sonnabend -Vormittag, wenn ganz Berlin zum Einkaufen fährt, bietet die
BVG zu wenig Züge an. Der 5-Minuten-Takt auf U1, U7 und U9 beginnt
erst gegen 12 Uhr - und damit viel zu
spät. Die anderen Linien fahren nur
alle 7 1/2 Minuten. Überfüllte Bahnen,
am Zoo wie in Neukölln, erhebliche
Verspätungen und unzufriedene Fahrgäste sind die Folge.
Busangebot: Wieder besser
Positiv dagegen fallen auch im neuen
Sommerfahrplan wieder die Angebolsverbesserungen durch Taktverdichtunen auf
mehreren Buslinien auf. Sie
hätten jedoch noch umfangreicher ausfallen können, würde die BVG endlich
die auf zahlreichen Buslinien (z.B. 4,
10, 23) für die Abend- und frühen Morgenstunden viel zu lang bemessenen
Fahrzeiten verkürzen, um damit nicht
nur den Fahrgästen kürzere Reisezeiten
zu ermöglichen und zu früh fahrende
Busse zu ersparen, sondern auch, um
einen wirtschaftlicheren Wagen- und
Personaleinsatz zu erreichen.
Verbessert wurde auch das Angebot im
grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Ost- und West-Berlin: Seit dem
12. April verkehren drei von den BVB
betriebene E-Linien: vom Brandenburger Tor über U-Bf. Otto-Grotewohl-Straße und
Potsdamer Platz zum U-Bf.
Kurfürstenstraße, vom S-Bf. Treptower
Park zum U-Bf. Schlesisches Tor und
vom U-Bf. Pankow (Vinetastraße) über
Bornholmer Straße zum U-Bf. Osloer
Straße. Ärgerlich ist die fehlende Verknüpfung mit dem S-Bahn-Netz auf
Ost-Berliner Seite (Strecken nach Bernau und Oranienburg bzw. Ostring), so
daß für diese wichtigen Relationen ein
unnötiger Umsteigezwang erzeugt wird.
Mit einer veränderten - übrigens nicht
längeren - Wegführung zum S- und U-Bf. Schönhauser Allee wäre bis zur Inbetriebnahme
der beiden S-Bahnsteige
an der Bornholmer Straße eine wichtige Netzverknüpfung hergestellt.
Betrieben werden diese Buslinien von
den BVB mit im Innenraum umgebauten zweiachsigen lkarusbussen, damit
die sonst bei den BVB vom Fahrgastraum abgeschirmten Fahrer die Fahrausweise
kontrollieren und entwerten
können - wie bei der BVG. Die Konsequenz ist, auch wenn es von außen
Praktisch nicht zu erkennen ist (es gibt
lediglich eine winzige Aufschrift auf
dem seitlichen Zielschild), daß bei diesen Ikarusbussen in alter BVG-Manier
vorne eingestiegen werden muß. Und
noch zweı Sachen gilt es zu beachten:
Unverständlicherweise ist es nicht möglich
beim Fahrer auch zu bezahlen. Wer weder Fahrschein noch Sammelkarte oder Zeitkarte hat,
muß zurück-bleiben. Und: Die Buslinien verkehren
morgens erst ab 8 Uhr - ganz so, als
gäbe es noch keinen Berufsverkehr zwischen Ost- und West-Berlin.
Busse ins Umland: Unzureichend
Bleiben wir bei den grenzüberschreitenden Linien. Etliche der in das Gebiet der DDR
fahrenden Regionalbuslinien werden auch im Sommerfahrplan
zum Wochenend-Ausflugsverkehr nur
im Stundentakt befahren. Ein solches
Verkehrsangebot wird natürlich für niemanden einen Anreiz bieten, beim Wochenendausflug
das eigene Auto stehen
zu lassen und damit den für den Sommer drohenden Verkehrskollaps zu verhindern.
Auch am Wochenende müssen
daher alle in das Umland fahrenden
Linien deutlich häufiger verkehren, als
im Sommerfahrplan vorgesehen.
Nicht nur am Wochenende regelmäßig
voll war die bisher im 10-Minuten-Takt
verkehrende Buslinie 99 nach Potsdam.
Völlig unverständlich ist daher, daß diese im Sommerfahrplan nur noch im 20-Minuten-Takt
betrieben werden soll.
Aber nicht nur das Fahrplanangebot,
auch die Fahrplangestaltung bereiten
dem Verbundfahrgast Kopfschmerzen.
So verkehrt die eigens mit dem Hinweis
auf die bestehenden S-Bahn-Anschlüsse
verkürzte Buslinie E (diesmal ist die
zwischen Frohnau und Hohen Neuendorf gemeint) im 30-Minuten-Takt,
während die S-Bahn-Strecke nach Oranienburg im 20-Minuten-Takt verkehrt.
Gekrönt wird dieser Fahrplan durch so
geschickte Abfahrtzeiten der Busse am
Bf. Hohen Neuendorf, daß sich Umsteigezeiten von bis zu 31 Minuten ergeben.
Nachtbusse: Kein Anschluß mehr
Wie eingangs schon erwähnt, bietet die
BVG seit Anfang April erstmals in den
Wochenendnächten von Freitag auf
Sonnabend und von Sonnabend auf
Sonntag einen besonderen Service: Die
U-Bahn-Linien 1 und 9 werden auf ganzer Länge durchgehend im 15-Minuten-Takt betrieben.
Zwischen Zoo und Rathaus Steglitz wird daher in diesen
Nächten die parallel verkehrende
Nachtbuslinie 85N eingestellt.
Einen echten Schildbürgerstreich hat
sich die BVG jedoch beim neuen Fahrplan für die Nachtbuslinien geleistet:
Während bisher am zentralen Umsteigeknoten Bf. Zoo die dort endenden
Nachtbusse kurz vor Abfahrt der Anschlußbusse eintrafen, sieht der neue
Fahrplan ein Eintreffen kurz nach deren Abfahrt vor. In vielen Fällen werden die Fahrgäste
somit künftig nur
noch die Rücklichter ihres Anschlußbusses sehen und sich auf eine Wartezeit von 28 oder 29
Minuten einrichten
müssen. Die IGEB fordert daher als
Sofortmaßnahme eine Fahrzeitverkürzung der in Richtung Innenstadt häufig
nur im Schrittempo fahrenden Nachtbusse, so daß die bisherigen Anschlüsse
wiederhergestellt werden können.
Fahrplanaushänge: Immer früher
Viele Fahrgäste meldeten bei der
IGEB ihre Kritik an der Praxis der
BVG an, die Fahrplanaushänge an den
Bushaltestellen bereits mehrere Wochen vor Fahrplanwechsel auszutauschen.
Da die Busfahrpläne seit Oktober mehrfach geändert wurden und
damit der im Winterfahrplanheft abgedruckte längst ungültig war, konnten
z.B. die Fahrgäste der Buslinie 89 drei
Wochen lang nur noch raten, wann ihr
Bus kommen sollte. Auch solche fahrgastfeindlichen Praktiken muß ein Verehrsbetrieb ändern,
wenn er nach seiner eigenen Werbeaussage “immer besser" sein will. Nach Berechnungen der
IGEB unter Berücksichtigung der personellen und technischen Ausstattung
der BVG müßte diese in der Lage sein,
alle Busfahrpläne innerhalb einer Woche auszuwechseln.
IGEB
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