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Zehn Architekten waren im Februar
aufgefordert worden, unter Beteiligung
eines Landschaftsplaners Entwürfe für
den Umbau des S-Bahnhofes Papestraße auszuarbeiten. Am 6. Juni traf das
Preisgericht die Entscheidung: Nach einer sachlich geführten Diskussion mit
nur wenig verbalen Entgleisungen und
einer weiteren Ortsbesichtigung des
Wettbewerbsgeländes wurde dir 1.
Preis für die Arbeit des Braunschweiger
Architekten Helmut C. Schulitz vergeben. Der 2. Preis ging an die Berliner
Architekten Mario Maedebach und
Werner Redeleit, und auch der 3. Preis
fiel an Berliner Architekten, und zwar
an Hilde Leon und Konrad Wohlhage.
Erfreulich war, daß es der IGEB ebenso wie der BI Westtangente und dem
Verein Naturpark Südgelände möglich
War, den gesamten Wettbewerb als geladene Gäste zu verfolgen und an der
Diskussion vor der Entscheidung des
Preisgerichtes intensiv teilzunehmen.
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Aus: Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen, Bericht der Vorprüfung |
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Aus: Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen, Bericht der Vorprüfung |
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1. Preis Helmut C. Schulitz und Partner (Braunschweig) |
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2. Preis Mario Maedebach, Werner Redeleit (Berlin) |
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Der Ringbahnsteif des S-Bfs Papestraße soll um eine Bahnsteiglänge nach Westen auf die Brücke über der S2 verschoben werden. Foto: Ch. Tschepe (Mai 90) |
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Blick vom alten Bahnsteig auf den Bereich, wo der neubau geplant ist. Foto: Ch. Tschepe (Mai 90) |
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Was stand zur Entscheidung? Etwas
verkürzt beschrieben waren gefordert:
- die Verknüpfung zwischen der Ringbahn (zukünftige S4) und der Vorortstrecke nach
Lichtenrade (S2),
- die Erschließung und Anbindung des
Bahnhofs an das Umfeld,
- die Durchfädelung der beiden Buga-Routen durch den gesamten Komplex,
- der möglichst weitgehende Erhalt der
Grünflächen und
- Erhalt sowie Nutzung baulicher Anlagen, die vom Landeskonservator als
denkmalwert eingeschätzt wurden.
Aus diesen Vorgaben ist leicht erkennbar, daß es einen oder mehrere Zielkonflikte
geben mußte. Dementsprechend wurden von den Teilnehmern
unterschiedliche Vorgaben berücksichtigt bzw. vernachlässigt. Zum einen gab
es die Veränderer mit neuen Erschließungen und neuen Gebäuden, einige in
hochpathetischen und monumentalen
Formen, die das Schwergewicht auf die
baulich-technische Seite legten. Zum
anderen gab es die Bewahrer, Ergänzer
und - hier positiv gemeint - Anpasser,
die bis zur vollständigen Negierung eigenständiger Architektur das Bestehende
aufnahmen.
Mit dem 1. Preis entschied sich das
Preisgericht für die letztgenannte Gruppe, während der 2. Preis einem Vertreter der
zuerst genannten Gruppe zufiel.
Auf den ersten Blick mag diese Entscheidung positiv erscheinen, ist es
doch immer zu begrüßen, wenn mit der
Umwelt schonend umgegangen wird
und bauliche Maßnahmen bescheiden
und rücksichtsvoll aufgefaßt werden.
Aber das berechtigte Thema dieses
Wettbewerbs war es, eine gute Lösung
für einen großstädtischen Umsteigebahnhof mit ziemlich geringer Ein- und
Aussteigekapazität zu suchen. Die Arbeit mit dem 1. Preis hat diesen Aspekt
völlig vernachlässigt und ist der Verführung des Bestehenden so sehr erlegen,
daß die Umsteigemöglichkeit zu einer
gänzlich untergeordneten Funktion gerät, gerade mal technisch möglich und
ohne eigene Gestaltung.
Dagegen bedeutet die Erschließung
und Verbindung der Bahnsteige mit
den vier Eingängen auf ca. 200 Metern
und einem teils durch Tunnel, teils
durch das alte Bahnhofsgebäude geführten Weg sowohl eine beträchtliche
Übererschließung auf der Südseite, als
auch durch die Führung der Wege über
verschiedene Ebenen eine ausgesprochen unbefriedigende Lösung, was besonders
vor dem Hintergrund der Forderung nach behindertenfreundlicher
Ausführung mißlich ist. Diese Arbeit
hat die bestehende Situation um einen
15 m langen Tunnel ergänzt. Und dazu
ein Wettbewerb?
Schon ein kurzer Blick auf den 2. Preis
läßt ahnen, welche Chancen vertan
wurden. Hier ist das Umsteigen in einer
eigenständigen, gestalterischen Form
gelöst worden. Ein Turm nimmt die aus
verschiedenen Richtungen kommenden
Treppen wie ein Gelenk auf und verbindet auf kürzestem Wege alle Ebenen.
Die Erschließung erfolgt durch
zwei Zugänge. Im Norden gibt es einen
kurzen, ca. 40 m langen niveaugleichen
Verbindungstunnel zwischen Schöneberg und Tempelhof - auch für Radfahrer geeignet - von
dem aus ein direkter
Zugang zum Turm und damit zu allen
Ebenen möglich ist. Im Süden bleibt
der Zugang für die Fahrgäste, die aus
den Bussen in die S-Bain umsteigen
wollen. Das alte Bahnhofsgebäude ist
für eine BVG-Nutzung (Kantine) vorgesehen, ergänzt durch Gebäude für
Stellrechner und Gleichrichterwerk.
Sicherlich ist solch eine grundlegende
Veränderung des Bahnhofs Papestraße,
wie sie der 2. Preis vorsieht, teuer, und
sie greift den Bestand an. Aber wenn es
durch wegweisende Lösungen gelingt,
Fahrgäste vom Auto auf die S-Bahn zu
bringen, dann ist dieses Geld gut angelegt. Okologisch und bauhistorisch eindimensionale
zu denken ist ebenso
schädlich wie jedes eindimensionale
Denken.
IGEB
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