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Die Heidekrautbahn ist eine Kleinbahn mit
einer wechselvollen Geschichte: Im Mai
1901 wurde sie zwischen Reinickendorf-Rosenthal
(heute S-Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh) und Groß
Schönebeck (Schorfheide) in
Betrieb genommen. Außerdem gibt es einen
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Foto: G. Radke |
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Foto: G. Radke |
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Aushan in der Bahnhofsgaststätte Mühlenbeck: Die Freude über die Wiederbelebung der Heidekrautbahn war groß, obwohl ein Zustieg im Bahnhof von Mühlenbeck (Bild Mitte) noch gar nicht möglich war. Immerhin: der mitfahrende Berliner Verkehrssentator Horst Wagner bezeichnet die Wiederherstellung der Heidekrautbahn für den Regelverkehr als wünschenswert. Foto: G. Radke |
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Abzweig von Basdorf nach Liebenwalde. Ab
1927 hieß die Reinickendorf-Liebenwalde-Groß Schönebecker
Eisenbahn dann Niederbarnimer Eisenbahn. Doch für die Erholung
suchenden Berliner wurde die reizvolle
Wald- und Seengebiete erschließende Bahn
vor allem als “Heidekrautbahn" ein Begriff.
1950 wurde sie, wie alle Privatbahnen in der
DDR, von der Deutschen Reichsbahn übernommen.
Mit dem Mauerbau 1961 wurde
ihr südlichstes Stück für den Personenverkehr
stillgelegt, da mit Schließung der
Grenze der im damaligen Westteil der Stadt
gelegene Bahnhof Wilhelmsruh natürlich
nicht mehr angefahren werden durfte.
Überdies lag die Bahn auf einigen Kilometern
Streckenlänge im Grenzstreifen zwischen den beiden
Sperrmauern. Nur der
Abschnitt nördlich des Bahnhofs Berlin-Blankenfelde
wurde noch bedient, aber
durch den fehlenden Anschluß an die S-Bahn sank der
Verkehrswert der Strecke
erheblich, so daß auch der Abschnitt Blankenlelde - Basdorf 1983
stillgelegt wurde.
Von dort aus existiert eine Ersatzstrecke
zum S-Bahnhof Berlin-Karow, über die heute der Verkehr
abgewickelt wird. Der Güterverkehr unterdessen ist nie zum Erliegen
gekommen, sieht man einmal von den letzten Metern
zum S-Bahnhof Wilhelmsruh
ab. Daher konnte das Gleis jetzt auch wieder
für die Sonderfahrten genutzt werden.
Weitgehend in Vergessenheit geraten wurde
die Heidekrautbahn oftmals nur vollständigkeithalber
genannt, wenn es um den Berliner Eisenbahnverkehr
ging. Die verkehrliche Bedeutung nach dem Fall der Mauer
wurde von den wenigsten erkannt. Doch an
dem jetzt stillgelegten Stück befinden sich
relativ große Ortschaften, die eine Wiederaufnahme
des Verkehrs rechtfertigen würden. Überdies würde
für eine Vielzahl von
Reisenden, die jetzt über Berlin-Karow fahren, ein
direkterer und schnellerer Verkehr
geboten.
PRO BAHN sah es deshalb als seine Aufgabe an,
die Strecke wieder ins Bewußtsein
der Bevölkerung zu bringen, gleichzeitig
aber auch die Bahn unmittelbar zu fördern.
Daher wurden die Fahrten gemeinsam mit
der DR im Rahmen der Aktion "Pro BAHN-hof” durchgeführt,
bei der Vereine Patenschaften für historisch wertvolle
Bahnbauten übemehmen können, um die Bahn zu
entlasten und gleichzeitig die Bauten zu erhalten.
Der Erlös der Heidekrautbahn-Fahrten geht in den denkmalgeschützten
Bahnhof Wandlitzsee.
Vom Einsatz historischen Wagenmaterials
wurde bewußt abgesehen, da dies der
Strecke einen Museumsbahn-Touch verliehen und
damit vor allem “Eisenbahnfreunde" statt der “normalen“ Bevölkerung
angesprochen hätte. Die verwendeten DR-Schienenbusse boten
neben betrieblichen Vorteilen auch eine wesentlich bessere
“Rundumsicht“ im Vergleich zu Abteilwagen mit kleinen Fenstern.
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Foto: U. Alexander |
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Foto: G. Radke |
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Foto: Ch. Tschepe |
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Oben: Mittagspause vor Hochhauskulisse, danach Vorfahren zum Einstieg am Wilhelmsruher Damm. Aufgrund des unerwartet großen Andrangs haben es die Reichsbahner und die helfende IGEB-Betriebsabteilung nicht leicht. Unten: Unterwegs in Basdorf ist ein zum DDR-Regierungszug umgebauter Schnelltriebwagen zu sehen. Hier stiegen u.a. Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht ein und aus. Ganz unten: Angekommen in Wandlitzsee. Der 1932 errichtete Bf. ist ein Baudenkmal. Foto: Ch. Tschepe |
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Die ersten drei Fahrten-Paare fanden am 1.
September statt. Als der Schienenbus am
Wilhelmsruher Damm - in unmittelbarer
Nähe des 40.000 Einwohner zählenden Märkischen Viertels - stand,
zeigten sich die
meisten der zufällig vorbeikommenden Bürger erstaunt
über den Bahnbetrieb, wußten
sie doch bisher größtenteils nichts mit dem
Gleis im ehemaligen Grenzstreifen anzufangen.
Zahlreiche Leute entschieden sich
spontan mitzufahren. Am nächsten Tag, einem Sonntag,
waren alle drei Fahrten schon
im Vorverkauf ausverkauft, so daß viele
enttäuscht waren, die hofften, noch am Zug
eine Fahrkarte ergattern zu können. Bei einer
Fahrt mit von der Partie war Verkehrssenator
Horst Wagner, der sich den Streckenzustand von
den Eisenbahnern erklären
ließ und sich sehr interessiert zeigte. Für die
Rückfahrt hatte die DR dann noch eine
Überraschung parat: Den letzten Zug verstärkte sie
um einen Schienenbus auf insgesamt vier Wagen, um
die den Tag über in
Wandlitzsee gebliebenen Fahrgäste auch
zurückbefördern zu können. Da zahlreiche
Fahrgäste an der Sonderfahrt mangels Platz
nicht teilnehmen konnten, wurde noch am
selben Tag von der DR eine Wiederholung
in Aussicht gestellt.
Diese ab es dann am 6. und 7. Oktober.
Die DR hatte, um nicht während des Tages
den Zug verlängern zu müssen, gleich vier
Wagen für den Zug bereitgestellt, obwohl
nur drei Wagen im Vorverkauf gebucht
werden konnten. Doch auch an diesem Wochenende
war der Andrang ungewöhnlich
stark, so daß am Sonntag bei allen Fahrten
ab Märkisches Viertel alle Wagen vollbesetzt
abfuhren. Wegen des schönen Wetters
fuhren nur wenige Teilnehmer gleich zurück, so
daß sich für die letzte Rückfahrt ein
Überquellen des Zuges abzeichnete. Doch
die DR zeigte sich sehr flexibel: Kurzerhand
wurde ein Lokführer vorzeitig aus dem Urlaub
geholt, der zwei weitere Wagen zum
Zug fuhr, so daß bei der Rückfahrt eine
sechsteilige (!) Schienenbus-Garnitur zur
Verfügung stand. Die Wagen wurden vom
Regelbetrieb einer anderen Strecke abgezweigt,
auf der dann lokbespannte Züge
fuhren. Insbesondere bei diesem Anlaß,
aber auch an allen anderen Tagen zeigten
die beteiligten Eisenbahner von der Generaldirektion
bis zum Zug- und Lokführer
ein ungewöhnlich starkes Engagement, wie
es bei manch anderem Verkehrsbetrieb
kaum vorstellbar ist. Selbst der aus seinem
Urlaub geholte Lokführer erledigte den
Dienst wie selbstverständlich.
DR und PRO BAHN stehen in engem Kontakt
miteinander, um einen Regelbetrieb
auf der Strecke zu ermöglichen. Die eigentlich
für den Erhalt des Bahnhofs Wandlitzsee
durchgeführten Fahrten haben diese
Bahn so populär gemacht, daß die Wiederaufnahme
des Regelverkehrs jetzt dringlicher denn je
erscheint, zumal diese Bahn im
Vergleich zur bestehenden Straßenverbindung
konkurrenzlos schnell ist.PRO BAHN-Landesverband Berlin
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